Vize-Captain des SC Kriens will Abstieg verhindern

In der Fussball-Provinz erhielt Marco Wiget Ecken und Kanten

Fussballer mit Ecken und Kanten: Marco Wiget, einer der Stützen beim SC Kriens.

(Bild: ens)

Er ist das Herzstück des Krienser Challenge-League-Vereins: Marco Wiget. Der 28-Jährige hat den Traum vom Profi-Fussball noch immer nicht ganz aufgegeben. Doch erst soll der Liga-Erhalt gesichert werden.

Nach der Heimniederlage gegen den FC Wil spitzt sich die sportliche Situation des SC Kriens zu. Noch zwei Punkte beträgt der Vorsprung auf Schlusslicht Chiasso – das Schlussprogramm hat es in sich. Am Mittwoch reist man zum FC Aarau, welcher seinen Aufstiegstraum noch nicht aufgegeben hat. Vize-Captain Marco Wiget sagt: «Wir sind uns den Abstiegskampf seit dem ersten Spieltag bewusst.»

Wiget spielt bereits die sechste Saison in den Farben grün-weiss. Begonnen hat dessen Karriere als Sechsjähriger beim FC Brunnen. Wiget erinnert sich zurück: «Bereits bei den E-Junioren trainierte ich jeweils einmal in der Woche im «Team of Dreams» beim FC Luzern.» Fahrdienst leisteten abwechselnd die Grosseltern und Eltern. 

FCL-Einsatz blieb Wiget verwehrt

In den folgenden Jahren durchlief der heute 28-Jährige sämtliche U-Mannschaften des FC Luzern. Dabei blieb er von Verletzungen verschont. «Das war vermutlich einer der Gründe, weshalb ich 2011 auf der Bank der ersten Mannschaft Platz nehmen durfte.» In dieser Saison verletzte sich der damalige Captain Michel Renggli – Wiget rückte nach.

Der gebürtige Brunner war damals wie heute kein technischer Ausnahmekönner, sondern vielmehr ein «Chrampfer». Wiget durfte kein Spiel in der ersten Mannschaft absolvieren. Vielmehr verdankte er es seiner Einstellung, überhaupt für das Fanionteam im Kader gestanden zu haben.

Wiget realisierte damals, dass es für Einsätze in der ersten Mannschaft des FCL nicht reichen wird. Nach der Matura wechselte er zum Schwyzer Verein FC Tuggen in die vierthöchste Liga. Vorbei waren die Zeiten mit drei wöchentlichen und den zusätzlichen Morgentrainings. Wiget stieg prompt in der ersten Saison mit Tuggen auf.

Von Männern zum Fussballer geformt

Weg vom Spitzensport wuchs Wiget zudem zum Mann heran. Wiget: «Bei Tuggen spielte ich das erste Mal mit Erwachsenen zusammen – eine vollkommen andere Welt verglichen mit den Nachwuchsteams.» Tuggen und seine spätere Station Breitenrain waren es dann auch, welche Wiget zu einem Fussballer mit mehr Ecken und Kanten formte.

Diese zeigt sich auch heute im Spiel von Marco Wiget. Von Trainer Bruno Berner hat er einen klaren Auftrag gefasst: «Du musst der Leuchtturm in unserem Spiel sein und auch mal grätschen.» Neben Daniel Fanger und Nico Sigrist zählt Wiget zu den drei wichtigsten Teamstützen, die auch abseits des Platzes als Team gut funktionieren. Seit eineinhalb Jahren wohnen die drei Fussballer in einer gemeinsamen Wohnung in Luzern. Über Fussball gesprochen wird selten.

«Wir sind uns unserer Rolle bewusst – jeder auf seine Art.»

Marco Wiget, Spieler des SC Kriens

Die drei Fussballer und langjährige Freunde verkörpern vollkommen andere Maximen, die auf den ersten Blick mehr oder weniger mit Spitzenfussball zu tun haben: Nico Sigrist gilt unter den Krienser-Anhängern als Genie – auch wenn er nicht unbedingt als Trainingsweltmeister gilt. Daniel Fanger fällt im Spiel weniger aufgrund seiner filigranen Technik, sondern vielmehr aufgrund seiner Körpergrösse auf. Er ist die Identifikationsfigur schlechthin für den Verein. Und Marco Wiget spiegelt die «Chrampfer-Mentalität» der Krienser im Mittelfeld wider. «Ohne meinen Ehrgeiz, wäre ich nicht zu diesem Menschen mit dieser Position im Team geworden», sagt der 28-Jährige.  

Marco Wiget verortet den SCK nicht in einer Grauzone zwischen Amateur- und Spitzenfussball.

Marco Wiget verortet den SCK nicht in einer Grauzone zwischen Amateur- und Spitzenfussball.

(Bild: ens)

Die drei Fussball-Freunde sind bekannt dafür, nach einem Spiel auch Mal ein Bier zu trinken.  «Trotzdem sind wir uns unserer Rolle bewusst – jeder auf seine Art.» Wiget will seine Mitspieler fördern und weiterbringen. So wie er es beim FC Tuggen und Breitenrain erlebte. «Ich möchte nicht nur den Fussballer fördern, sondern auch den Menschen dahinter. Getrimmt wird im Nachwuchs heute genug.»

Träumen von der Super League

Getrimmt zu werden, diese Erfahrung kennt der Brunner auch aus seiner Zeit beim FCL. Obwohl der Mittelfeldregisseur bereits 28-jährig ist, aufgehört von der Super League zu träumen hat er nie. Nachdem er den Sprung vor acht Jahren nicht in die erste Mannschaft des FCL geschafft hat, war für ihn klar, dass er nie tiefer als in der zweiten Liga spielen möchte. «Wenn du als Fussballer einmal tiefer gespielt hast, wirst früher oder später als Amateur abgestempelt.» Wiget hat noch Ambitionen.

Auch der SC Kriens zählt heute Spieler zu seinem Kader, die auf dem Sprung zu einem Super-League-Verein sind. Der Palästinenser Saleh Chihadeh ist einer davon. Im Sommer wagt er den grossen Sprung zum Super-League-Verein Thun. Nach Ridge Munsy, Dejan Sorgic und Chris Kablan ist der Stürmer bereits der vierte Krienser, der nach Thun wechselt.

Wiget: «Wir hören von den Leuten immer wieder, dass der SCK in einer Grauzone zwischen Amateur- und Spitzenfussball liegt. Damit bin ich nicht einverstanden.» Für Wiget wird beim SCK professionelle Arbeit geleistet. Von einem herkömmlichen Amateurverein sei Kriens weit entfernt.

Marco Wiget gibt einen Einblick in seine Spielvorbereitung:

 

Dass die Leistungskurve des Teams über die gesamte Saison betrachtet nach oben zeige, hange auch mit den Strukturen zusammen. Mit dem Bezug des neuen Stadions im September können die Krienser heute auf eine bessere Infrastruktur zurückgreifen. Die Professionalisierung hält immer mehr Einzug.

Ob dies letztlich ausreicht und die Krienser auch nächste Saison in der Challenge League spielen werden, hängt davon ab, wie sie sich in den letzten drei Spielen gegen die drei Spitzenteams Aarau (2.), Lausanne (3.) und Servette (1.) präsentieren. Man spielt zwar gegen die finanziell am besten aufgestellten Teams, hat den Ligaerhalt aber nach wie vor in den eigenen Händen.

Und dieses Vorhaben verfolgen die Krienser seit dem ersten Spieltag.

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