Solar-Veloweg speist die E-Bike-Station

In Cham düsen Velofahrer bald über Solarpanels

Antonio Milone (l.), der Projektleiter Verkehr, sowie Gemeinderat Drin Alaj, auf dem stromgenerierenden Veloweg. (Bild: zvg)

In Cham startet bald ein für die Schweiz einzigartiges Projekt. Die Gemeinde hat auf einem Abschnitt des neuen Velowegs Solarpanels eingebaut. Den damit generierten Strom können E-Bike-Fahrerinnen in der Nähe gleich zum Aufladen ihres Gefährts brauchen.

Über das ehemalige Trassee der Papieri-Bahn in Cham führt heute ein Fuss- und Veloweg. Wer kürzlich dort war, mag es bemerkt haben: An einer Stelle weicht der Asphalt mehreren kleinen Solarpanels. Diese generieren – so das Wetter will – Strom, den man an der 100 Meter entfernten Ladestation für das «Tanken» des müden E-Bikes nutzen kann.

Der zuständige Gemeinderat Drin Alaj erklärt: «An der Ladestation, die sich beim Eingang des Zentrums Neudorf befindet, steht ein kleiner Spind zur Verfügung, in dem verschiedene Ladekabel zu finden sind. Dies, weil ja nicht alle E-Bikes die gleichen Anschlüsse benötigen.»

Die Station befindet sich also nicht unmittelbar neben den Solarfliesen. Das habe seinen Grund, so Alaj: «Wir mussten diese dort anbringen, wo wir am wenigsten Schatteneinfall haben.»

Zu viel oder zu wenig Strom? Kein Problem

Was, wenn die Fliesen trotzdem nicht genügend oder zu viel Sonnenlicht abbekommen? «Bei schönem Wetter, wenn also viel Strom produziert wird, fliesst die überschüssige Energie ins Schulhaus Städtli. Wenn auf dem Veloweg zu wenig produziert werden kann, wird der benötigte Strom für die Ladestation vom Grundnetz zugespiesen.»

Auf die Kosten dieses Projekts angesprochen, sagt Drin Alaj: «Wir haben bei diesem Projekt bewusst im Kleinen angefangen. Für die Beschaffung und den Betrieb der Solarfliesen haben wir rund 50'000 Franken aufgewendet, was ungefähr 3,5 Prozent der Kosten ausmacht, die wir gesamthaft in den Bau der Velostrecke investiert haben.»

Die Ladestation für E-Bikes steht einen Steinwurf entfernt von den Solarfliesen. (Bild: zvg)

Nach zwei Jahren wird spätestens Bilanz gezogen

Wie viel Strom insgesamt generiert werden könne auf der rund fünf Meter langen Solar-Strecke, könne aktuell noch nicht gesagt werden. «Spätestens nach zwei Jahren werden wir jedoch Bilanz ziehen. Schaut man sich den vergangenen Sommer an, merkt man, dass ein Jahr nicht unbedingt repräsentativ ist», so der Vorsteher Verkehr und Sicherheit.

Fällt die Bilanz positiv aus, sprich, werde genügend Strom produziert und dieser auch genutzt, könne man sich überlegen, das Projekt auszuweiten, «um dann beispielsweise Autoladestationen mit Solarstrom von Parkfeldern zu speisen».

Der Bund unterstützt das Projekt

Die Idee ist ein Novum, das von anderen Gemeinden mit Interesse beobachtet werden dürfte. Der Bund hat sein Interesse am Chamer Versuch jedenfalls bereits kundgetan. «Wir haben uns vorgängig mit dem Bund in Verbindung gesetzt. Dort hielt man das Projekt für eine gute, unterstützungswürdige Sache. Wie hoch der Beitrag ausfallen wird, wissen wir aber noch nicht.»

Eine Frage, die sich bei den aktuellen Wetterverhältnissen bei manch einem geneigten Velofahrer stellen dürfte: Sind Solarpanels nicht furchtbar rutschig und als Untergrund für Fahrräder gefährlich? Alaj verneint: «Die Platten haben eine Anti-Rutsch-Beschichtung und sind überdies sehr stabil. Wir vertrauen diesbezüglich auf den Hersteller.»

Konkret ist das die Faboro Deutschland GmbH, die sich auf Innovationen in Sachen erneuerbare Energien spezialisiert hat. Eröffnet wird die Ladestation in Cham am 14. Dezember.

Stabil seien die Solarfliesen, beteuert Drin Alaj (l.), und auch rutschfest. Hier im Bild neben Antonio Milone, dem Projektleiter Verkehr der Gemeinde Cham. (Bild: zvg)
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3 Kommentare
  • Profilfoto von maddis
    maddis, 27.03.2022, 14:22 Uhr

    Dies ist ein sehr dümmliches Projekt auf so vielen Levels. Mal schauen wie lange es geht bis die Panels ersetzt werden müssen. Solarpanels in Radwege oder Strassen einbauen macht null Sinn und kostet nur Steuergelder.

    Wieviele Akku’s kann man mit 50’000 Franken laden? Man könnte auch einfach eine Steckdose hinstellen zum freien Gebrauch. Das wäre wahrscheinlich nachhaltiger.

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  • Profilfoto von Echtvelofahrerin
    Echtvelofahrerin, 12.12.2021, 09:49 Uhr

    Die Grundsatzfrage wird elegant umkurvt: Warum eigentlich schenkt man Batteriefahrern den Strom? Niemand braucht in Cham – und anderswo – ein unökologisches Batterievelo. Wer mehrere Tausend Franken für ein solches Pseudovelo (in Wirklichkeit ein Motorfahrrad) ausgeben kann, soll die paar Franken für den Saft gefälligst aus dem eigenen Sack bezahlen. Als steuerzahlende Normalvelofahrerin käme ich mir ziemlich blöd vor in Cham. Zahlt mir die Gemeinde etwas an die neuen Reifen, eine neue Kette? Man kann nur hoffen, dass sich das Chamer Modell nicht im Kanton weiterverbreitet.

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  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 11.12.2021, 20:45 Uhr

    Ist keine schlechte aber nicht neue Idee,aber meine Begeisterung hält sich im Rahmen,wenn ich nur die Kosten sehe und staune,dass es immer noch wenige Solar Strassenlampen gibt.
    Und was mich geärgert hat,das ein Hochhaus keine Bewilligung für Solar Paneels an der Fasade bekommen hat.Es gibt ja auch Glasfassaden und unterdessen farbige Paneels.
    Aber die Schweiz ist auch nicht unbedingt ein Solarland.

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