Helvetia will ihre Bewohner vor Corona schützen

Immobilienfirma schliesst Spielplätze auf eigene Faust

Gesperrt: Helvetia Immobilien schliesst die Spielanlagen auf ihren Liegenschaften. (Bild: zvg)

In Luzern und Zug sind öffentliche Spielplätze weiterhin für die Bevölkerung zugänglich. Die Helvetia prescht nun auf privatem Grund vor: Auf dem Boden ihrer Liegenschaften schliesst sie Spielanlagen. Dagegen regt sich Widerstand.

In der Stadt Luzern sind bestimmte Flanierzonen seit Donnerstag für die Bevölkerung gesperrt (zentralplus berichtete). Spielplätze hingegen sind trotz anhaltendem Ausnahmezustand weiter offen. Die Stadt setzt damit auf die Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger.

Auch in Kriens hat man sich entschieden, nach einer kurzfristigen Schliessung die Spielplätze unter Einhaltung der einschränkenden Massnahmen wieder zu öffnen (zentralplus berichtete). Die Eltern sind auf Spielanlagen angehalten, das Spielen ihrer Kinder zu beaufsichtigen.

Liegenschaftsverwaltung als Kontrollinstanz?

Im Gegensatz zum Vorgehen der Stadt sperrte die Helvetia per 23. März sämtliche Spielplätze auf dem Boden ihrer Liegenschaften. Davon betroffen sind acht Spielanlagen auf sieben Liegenschaften im Kanton Luzern und ein Spielplatz in Zug. Bei den Spielplätzen, die nun von rot-weissem Absperrband gesäumt sind, klebt eine Stellungnahme zur Massnahme der Liegenschaftsverwaltung.

«Es ist ziemlich seltsam, dass ein Grosskonzern auf Kosten der Kinder Polizei spielt.»

Bewohnerin

Die Helvetia begründet die Massnahme damit, dass es für sie «als Eigentümerin praktisch unmöglich zu überprüfen und sicherzustellen» sei, ob die Vorgaben des Bundes eingehalten werden. Es gehe ihr dabei um die Sicherheit der Bewohnerinnen und Bewohner und deren Kinder. «Bei Widerhandlungen gegen dieses Verbot behalten wir uns eine Verzeigung bei der zuständigen Behörde vor», hält die Helvetia in der Mitteilung fest. Die Spielplatzsperrungen in Siedlungen der Helvetia finden schweizweit Anwendung. In der Stadt Luzern regt sich dagegen Widerstand.

Unmut bei Anwohnern

Das präventive Vorgehen der Immobilienverwaltung stösst bei Anwohnerinnen und Anwohnern von Luzerner Helvetia-Liegenschaften auf Unverständnis. In den vergangenen Tagen richteten sich mehrere Mietparteien mit Beschwerdeschreiben an die Immobilienverwaltung. Darin forderten sie die unverzügliche Aufhebung der Spielplatzsperrungen, gestützt auf die Politik des Bundes. Dieser sprach sich ausdrücklich gegen eine flächendeckende Sperrung von Spielanlagen aus.

«Es mutet seltsam an, dass eine Privatfirma Massnahmen ergreift und umsetzt, die vom Bund abgelehnt werden», schrieb eine Bewohnerin einer Helvetia-Liegenschaft im Luzerner Würzenbachquartier an die Verwaltung. Dabei geht es ihr um das Wohl der Kinder. «Insbesondere in Zeiten des Lockdown sind Orte wichtig, an denen Kinder sich an der freien Luft bewegen können», sagt sie gegenüber zentralplus. Es bleibe die Verantwortung der Eltern, darauf zu achten, dass Kinder beim Spielen den Abstand einhalten.

«Helvetia folgt damit dem Beispiel vieler Gemeinden und Städte, welche öffentliche Spielanlagen bereits geschlossen haben.»

Aus der Stellungnahme der Immobilienfirma

Die Kontrolle der Vorgaben des Bundes sei ihrer Ansicht nach Aufgabe der Behörden – und nicht einer Liegenschaftsverwaltung. «Es ist ziemlich seltsam, dass ein Grosskonzern auf Kosten der Kinder Polizei spielt», argumentiert die Anwohnerin gegenüber zentralplus. Sie hegt dabei die Vermutung, dass die Liegenschaftsverwaltung und -versicherung sich für den Haftungsfall absichern wolle.

Helvetia will für alle gleiche Regeln

Bei Helvetia heisst es auf Anfrage, dass man eine einheitliche Handhabe für die ganze Schweiz beschlossen habe. «Helvetia folgt damit dem Beispiel vieler Gemeinden und Städte, welche öffentliche Spielanlagen bereits geschlossen haben», schreibt die Immobilienfirma in einer schriftlichen Stellungnahme.

Und weiter: «Helvetia erachtet es als ihre Aufgabe, die Anstrengungen des Bundesrates zur Eindämmung von Covid-19 zu unterstützen.» Die Sperrung der Kinderspielplätze sei nicht die einzige Massnahme, die Helvetia im Immobilienbereich in diesem Zusammenhang ergriffen habe. «So sind unsere Hauswarte angewiesen, sensible Orte wie Treppenhäuser, Zugangstüren, Lift oder Liftbedienelemente in unseren Liegenschaften vermehrt zu reinigen.»

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3 Kommentare
  • Profilfoto von Beni Stocker
    Beni Stocker, 03.04.2020, 16:52 Uhr

    In dieser Massnahme gipfelt die ganze derzeitige Hysterie! Wo sollen sich denn die Kinder aufhalten? Im Keller, wo sie sich schneller anstecken als draussen? Auf der Strasse, wo es Tote und Verletzte geben kann? Da hat die HELVETIA nicht über die Nasenspitze hinaus gedacht. Schade.

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  • Profilfoto von CScherrer
    CScherrer, 02.04.2020, 18:17 Uhr

    Sagen wir es mal sehr plakativ: Die gelangweilten Hausfrauen sitzen da eh nur mit ihren dämlichen Smartphones und rauchen eine Zigarette nach der anderen. So gesehen, macht das die Verwaltung sehr gut.

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    • Profilfoto von 6004
      6004, 03.04.2020, 12:19 Uhr

      „ Die gelangweilten Hausfrauen sitzen da eh nur mit ihren dämlichen Smartphones und rauchen eine Zigarette nach der anderen“
      Nur weil du vorwarnst das es relativ demonstrativ wird, macht es deine Vorurteile nich besser ;).

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