Bed & Breakfast

Immer mehr Private beherbergen Touristen

Isabelle Meier-Holdener in ihrem Bed and Breakfast in der Stadt Luzern. (Bild: Flavia Rivola)

Weniger Komfort als in Hotels, dafür persönliche Betreuung – immer mehr Touristen buchen ihre Ferien in privat betriebenen Bed & Breakfast-Herbergen. Auch in der Zentralschweiz ist der Trend spürbar, wenn auch unterschiedlich stark. 

Das «The Bed + Breakfast» befindet sich an der Taubenhausstrasse in Luzern in der Nähe des Bahnhofs. Das schmucke Haus, in dem die gelernte Tourismusfachfrau Isabelle Meier-Holdener ihren Beherbergungsbetrieb leitet, gehörte einst ihrer Grossmutter. Die Familienfrau richtete 2002 als 24-Jährige ein Bed & Breakfast mit acht Zimmern ein. In der Stadt Luzern war sie die Erste, die auf diese Weise Schlafstätte und Frühstück im eigenen Haus anbot. Seit einigen Jahren ist ihr Angebot ständig ausgebucht. Meier-Holdener weiss um das Bedürfnis der Leute, weg aus der Anonymität zu kommen und in eine private und persönliche Atmosphäre zu tauchen. Dies hatte sich bestätigt, als sie ihre Diplomarbeit zu diesem Thema schrieb. «Die Gäste schätzen es, eine authentische, ungekünstelte Atmosphäre vorzufinden. Wir begrüssen sie mit Namen, geben ihnen persönliche Ausflugstipps, plaudern mit ihnen.»

Schweizweiter Anstieg von Logiernächten

So wie Meier-Holdener stellen immer mehr Private Zimmer für Touristen zur Verfügung. Schweizweit ist die Zahl der Anbieter von Bed & Breakfast – auch liebevoll B&B («biandbi») genannt – in den letzten fünf Jahren stark gestiegen. In den letzten beiden Jahren um jeweils zirka 10 Prozent, teilt die Organisation Bed and Breakfast Switzerland mit. Die Zunahme verdanken die Anbieter vor allem Gästen aus der Schweiz, aus Deutschland sowie aus Tschechien. 

Die Zahlen, die das Bundesamt für Statistik im Auftrag von Bed and Breakfast Switzerland seit 2007 jedes Jahr veröffentlicht, zeichnen auch für die Zentralschweiz ein ähnliches Bild: In der Tourismusregion Luzern/Vierwaldstättersee haben die Logiernächte in B&Bs von 24’113 Übernachtungen im Jahr 2007 auf 45’718 im Jahr 2012 zugenommen. Die Anzahl der Anbieter in der Region Luzern/Vierwaldstättersee stieg von 57 auf 77. Die weitaus meisten B&B-Anbieter in der Zentralschweiz, die auf der Webseite von Bed and Breakfast Switzerland registriert sind, liegen im Kanton Luzern. Davon wiederum befinden sich die meisten in der Stadt Luzern oder in ihrer Agglomeration. 

Auch Luzern profitiert

Sibylle Gerardi, Mediensprecherin von Luzern Tourismus, bestätigt den B&B-Trend für die Zentralschweiz: «Die steigende Beliebtheit dieser Beherbergungsform ist tatsächlich seit einiger Zeit zu beobachten.» Gründe dafür sieht sie im privaten Rahmen und dem persönlichen Ambiente, welche die B&Bs bieten können. «Die Entwicklung folgt dem Megatrend zur Individualisierung, der aktuell im Tourismus zu beobachten ist. Die Leute wollen persönliche Betreuung und Kontakt zu den Einheimischen.» Aus ihrer Erfahrung stammen die Gäste, die in einem B&B übernachten, vermehrt aus der Schweiz und aus dem europäischen Raum.

Auch seitens der Anbieter stellt sie ein wachsendes Interesse fest: «Die Einrichtung eines B&B kann attraktiv für Hausbesitzer sein, die nicht mehr alle Räume nutzen, weil beispielsweise die Kinder ausgezogen sind.» Als Konkurrenz für kleinere Hotelbetriebe sieht Gerardi die steigende Zahl B&Bs nicht: «Eher als Ergänzung. Das Angebot an Beherbergungen soll ja möglichst vielfältig und in unterschiedlichen Preisklassen sein.» 

Vermehrt einheimische Gäste

Isabelle Meier-Holdeners Gäste in «The Bed + Breakfast» kommen aus der Schweiz, Deutschland und Nordeuropa. Im Sommer sind es häufig Durchreisende aus Belgien und Holland, die es in den Süden nach Italien zieht. Im Frühling und Herbst hingegen bleiben die Gäste länger. Sie machen Wanderferien oder besuchen die verschiedenen Luzerner Festivals. Gelegentlich wohnen auch Luzerner bei ihr, weil bei ihnen umgebaut wird oder weil sie sonst eine Zwischenlösung benötigen. Die Gästeschar ist altersmässig sehr durchmischt. «Die ganz jungen Backpackers kommen aber nicht zu uns, eher junge Pärchen, Familien oder Pensionierte.»

Die Kundschaft hängt einerseits von der Beschaffenheit des B&Bs, andererseits natürlich von seiner Lage ab. Dies zeigt sich beim Bauernhof Salwideli in Sörenberg bei der Familie Rychener. Der Bio-Bauernhof liegt auf nicht ganz 1400 Metern Höhe in einer umgebauten ehemaligen Unterkunft für das Militärkader. Wie viele Gäste die Familie beherberge, sei stark vom Wetter abhängig, stellt Susanne Rychener klar. Reserviert werde häufig sehr kurzfristig. «Zu uns kommen vor allem Sportler und Familien, die Ski fahren, langlaufen oder Schneeschuh wandern möchten», erzählt die ehemals im Gastgewerbe tätige Bäuerin. Sie kann auf eine grosse Stammkundschaft zählen. Vor allem bietet sie den Gästen auf ihrem Hof ein immer seltener werdendes Gut: absolute Ruhe. «Es kommen länger je mehr Geschäftsleute, die einen Gegenpol zu ihrem hektischen Alltag suchen.» 

Familie Sigrist-Erb in Meggen hat das Potenzial bereits vor 40 Jahren erkannt. Schon in der siebten Generation betreibt sie das B&B auf dem Weingut Letten. Zur Reisezeit beherbergt sie vor allem Gäste aus Nordeuropa, die auf dem Weg in den Süden einen Zwischenhalt einlegen. Ein Vorteil ihres Standortes ist die Nähe zu Luzern und zum Vierwaldstättersee. «Neu stellen wir fest, dass wir vermehrt Schweizer Familien bei uns zu Gast haben», sagt Karl Sigrist-Erb. Als Grund dafür nennt er unter anderem die erschwinglichen Preise. «Wir bieten zwar weniger Komfort als ein Hotel, haben jedoch eine grosse Gartenterrasse, Seeanstoss und einen Spielplatz». 

Zuger setzen auf Service-Apartments

Während die Luzerner B&Bs rege zu profitieren scheinen, will man im Kanton Zug einen entsprechenden Trend weder bestätigen noch in Abrede stellen. «Dazu fehlen uns schlicht die genauen Zahlen», sagt Urs Raschle, Geschäftsführer von Zug Tourismus. Doch er fügt an: «In Zug dominiert der Geschäftstourismus. Der Trend der letzten Jahre heisst daher eher Service-Apartments, komfortabel möblierte Wohnungen, die für ein paar Wochen gemietet werden können.»

Tatsächlich findet man auf der Website von Bed and Breakfast Switzerland lediglich vier B&Bs aus dem Kanton Zug, darunter das Bed and Breakfast Buonas am Zugersee von Verena Hürlimann. Ihr Betrieb verzeichnet eine gleichbleibende Besucherzahl. Ihre Gäste kommen aus Deutschland, der Schweiz und der ganzen Welt. Sie legt grossen Wert darauf, ihren Gästen auch etwas von unserer Kultur zu vermitteln und versucht ihnen zu zeigen, dass es im Kanton Zug nicht immer nur um Geld gehen muss.  

Stammkundschaft ist wichtig

Aus den Gesprächen mit den B&B-Anbietern wird klar: Viele Leute, die einmal in einem B&B übernachtet haben, kommen wieder. Über die Jahre bauen sich die meisten B&B einen Ruf und damit verbunden eine Stammkundschaft auf – insbesondere die B&Bs im ländlichen Raum. Isabelle Meier-Holdener ergänzt: «Da sich die meisten Kunden über das Internet informieren, sind ein attraktiver Webauftritt und eine gute Vernetzung auf verschiedenen Plattformen das A und O.»

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