Gotthard soll zwei Säle und Gastronutzung erhalten

Im Zuger Kino dürfte es künftig mehr als nur Filme geben

Das Kino Gotthard in der Stadt Zug ist sehr beliebt bei Cineasten – es wird allerdings quersubventioniert durch die anderen Zuger Kinos. Nun ist eine neue Zukunft geplant. 

(Bild: Beat Holdener)

In einer Zeit, in der man fast jeden Film innert Sekunden auf ein TV-Gerät streamen kann, liegt es nahe, dass es gerade den kleinen Kinos zunehmend schlechter geht. Dass dies nicht sein muss, zeigt sich am Beispiel der Zuger Kinos. Mangels Expansionsmöglichkeiten soll nun die Qualität der Zuger Kinos gesteigert werden.

Immer wieder hört man von kleinen Kinos, die es schwer haben, ihre Zuschauerzahlen zu halten. Die Kunden werden immer öfter von den grossen Multiplex-Kinos wie etwa dem in der Mall of Switzerland angezogen. Doch eine kleine Stadt im Herzen der Schweiz hält wacker dagegen.

Die Zuger Kinos scheinen keine grossen Probleme zu haben. «Nein, keine grossen. Wir sind noch da», sagt Thomas Ulrich stoisch. Er ist Geschäftsführer der Zuger Kinos und damit Herrscher über ein Kleinstadt-Monopol.

Die Pflicht des Monopolisten

Obschon man sonst sagt, Konkurrenz belebe das Geschäft, glaubt Ulrich in im Fall der Zuger Kinos nicht daran. «Wir haben das Monopol seit je her, wir nehmen aber auch unsere Pflicht als Monopolist wahr», so der Geschäftsführer, der mit seinem breiten Angebot fast jedem gerecht wird. Weil die Kino Hürlimann AG keine Konkurrenz habe, könne sie ihr Profil wahren.

Das liege daran, dass sie sich nicht an die Mainstream-Filme versklaven müssten, so Ulrich. In Zürich insbesondere wegen der vielen zusätzlichen Säle – also eben der Konkurrenzsituation – sehe man zunehmend den Effekt, dass die Filmtheater ihre Linie aufgeben würden.

Mehr als nur Mainstream

Kino Zug

Zu den Zuger Kinos gehört das Kino Lux in Baar, Das Kino Gotthard beim Bahnhof in Zug und das einzige mit zwei Sälen, das Kino Seehof in Zug. Sie gehören alle drei zur Kino Hürlimann AG, die das Filmtheater-Monopol im Kanton hat und sich seit 1923 für die filmische Bereicherung des Zuger Kulturlebens verantwortlich ist.

Zwar seien die am besten laufenden Filme auch in den Zuger Lichtspieltheatern die grossen Blockbuster aus Hollywood. Das Geheimnis des Erfolges in Zug sei aber laut Ulrich, nicht nur diese zu zeigen. Das Kino Gotthard zum Beispiel sei eines von nur vier Filmtheatern in der Deutschschweiz, die den Indie-Streifen «Roma» zeigen.

Der Film werde gerade von etlichen Kritikern und Kino-Magazinen in den Himmel gelobt, richte sich aber absolut nicht an den Mainstream. Kino Zug nahm ihn trotzdem ins Programm auf, und könne das vermutlich nur, weil keine Konkurrenz da sei, so Ulrich.

Der Independent-Liebhaber bleibt

«Wir bieten einen breiten Mix vom Kommerz-Schinken bis zur ausgefallenen Produktion aus Japan», meint Ulrich. Liebhaber von Independent-Streifen scheinen also nicht zwingend nach Zürich oder Luzern zu müssen.

Das Gotthard ist das Arthouse-Kino unter den Zuger Filmtheatern.

Das Gotthard ist das Arthouse-Kino unter den Zuger Filmtheatern.

(Bild: Bruno Arnold)

Das Zuger Kino-Publikum sei stark durchmischt. Vom «Heavy-User», was im Kino-Jargon bedeutet, man kommt zwei- bis dreimal im Monat, bis zu den Leuten, «die nur alle zwei bis drei Jahre den neuen James Bond schauen kommen», wie das Ulrich erklärt.

Indies, Originale und Persönlichkeit

Ins Erfolgsrezept gehören zum einen mit Sorgfalt ausgelesene Filme, aber auch das heimelige Gefühl und der persönliche Kontakt mit dem Personal spielen offenbar eine Rolle.

«Das ist sicher auch alles Geschmackssache, einige bezeichnen das Gotthard als heimelig, andere finden es veraltet», meint Ulrich. So bevorzugen einige Kunden beispielsweise den Kommerzfilm in der deutschen Version in einem modernen Multiplex. Diese Kunden habe man längst an die grossen Kinos in Luzern und Zürich verloren, meint der Geschäftsführer. Da ändere auch das Pathé in der Mall of Switzerland nicht mehr viel.

«Ins Kino zu gehen, ist ein Versprechen dem Film gegenüber.»

Thomas Ulrich, Geschäftsführer der Zuger Kinos

Zuhause kann heute alles gestreamt werden, weshalb lockt es die Leute trotzdem noch immer in die Kinos? Ulrich vermutet, es hänge mit dem Element des Ausgangs zusammen, etwas mit Freunden zu unternehmen. Aber auch damit, dass einige Filme einfach auf eine Grossleinwand gehören. «Roma zum Beispiel, läuft zwar seit Freitag auf Netflix, aber den kann man nicht Zuhause schauen. Das geht nicht.»

Im Kino sei das Erlebnis ein anderes, man fokussiere sich auf den Film und gehe nicht zwischendurch noch an den Kühlschrank oder ans Handy. «Ins Kino zu gehen, ist ein Versprechen dem Film gegenüber», schliesst Ulrich das Thema.

Das sind die Pläne für den Umbau des Gotthard-Kinos

«Das Gotthard-Kino ist als Studiokino von Cineasten zwar sehr geschätzt, wird aber zunehmend quersubventioniert durch die beiden anderen Kinos», sagt Alban Hürlimann, einer der beiden Besitzer und Hürlimann-Brüder. Dennoch soll das altehrwürdige Lichtspieltheater an der Gotthardstrasse unterm Bahnhof – dessen Fassade im Inventar der Denkmalpflege figuriert – erhalten werden. «Einzelsäle haben langfristig allerdings kaum Überlebenschancen.» Und die Kinobesucherzahlen seien in Zug, so Hürlimann, unterm Strich rückläufig.

Zwei kleinere Säle, grössere Gastronutzung und Foyer

Die Hürlimanns erstellen deshalb derzeit Machbarkeitsstudien, das Kino so umzubauen, dass es künftig zwei kleinere Säle hätte. Damit ergäbe sich die Möglichkeit, das Foyer für eine Gastronutzung zu vergrössern, um ein multifunktionales Kino zu schaffen.

Einer den beiden Zuger Kinobesitzer: Adrian Hürlimann. Zusammen mit seinem Bruder Alban setzt er auf neue Qualitäten der bestehenden Kinos – mangels Expansionsmöglichkeiten.

Einer den beiden Zuger Kinobesitzer: Adrian Hürlimann. Zusammen mit seinem Bruder Alban setzt er auf neue Qualitäten der bestehenden Kinos – mangels Expansionsmöglichkeiten.

(Bild: woz)

«Firmenanlässe und Privatvorstellungen sind längst eine wichtige Zusatzeinnahmequelle geworden», sagt Alban Hürlimann. Und Adrian Hürlimann fasst gar eine Zweitnutzung der Säle durch eine Fachhochschule oder Sprachschule ins Auge, wie sie in Luzern im Bourbaki erfolgreich organisiert worden ist.

«Bauherren scheuen sich, Kinos als sogenannte Sondernutzung zu bauen und zu vermieten.»

Alban Hürlimann, Kinomitbesitzer

Während rund um Zug grosse Kinos aus dem Boden spriessen, ist es im verdichteten Zug mit knappen und teuren Grundstücken schwierig geeworden, ein Multiplex-Kino aus dem Boden zu stampfen. Geschweige denn, ein Kino auch nur als Zusatznutzung in einer Überbauung zu realisieren.

«Bauherren scheuen sich, Kinos als sogenannte Sondernutzung zu bauen und zu vermieten – weil diese eben weniger Rendite abwerfen als Wohnungen», sagt Hürlimann.

Kein neues Kino – weder auf dem Siemens-Areal noch im Unterfeld

Ein Beispiel ist zum einen das Siemens-Areal, wo ein neuer Stadtteil entstehen soll – allerdings wohl ohne Kino. Obwohl man dort nach wie vor von einer neuen Zuger Ausgehmeile träumt. Die «Lounge & Gallery», der Club auf dem Siemens-Areal, ist ja eine beliebte Adresse für Nachtschwärmer. Warum also nicht auch ein Kino? „Die Bauzeit von mindestens fünf Jahren dauert uns zu lange“, meint Adrian Hürlimann.

Zum anderen zeigt die vom Volk an der Urne gekippte Megaüberbauung Unterfeld zwischen Baar und Zug, wie schwer es ist, im Kanton Zug ein neues Kino zu realisieren. Die Hürlimanns planten ein Miniplex mit fünf unterirdischen Sälen. «Doch die Rechnung, die die Bauherrin Implenia für uns aufgestellt hat, wurde eines Tages verdoppelt und war schlichtweg nicht zu bezahlen», berichtet Adrian Hürlimann.

Auch kein Kino auf dem alten Spital-Areal

Ganz zu schweigen vom alten Kantonsspitalareal – dort war nach dem Rückzug des Kunsthauses auch eine Zeitlang ein Kino als öffentliche Nutzung vorgesehen – doch dieser Standort taugt den Hürlimann-Brüdern als zu wenig rentabel, weil zu zentrumsfern (zentralplus berichtete).

Und wie sähe es in Zugs neuer Boomtown Rotkreuz mit einem neuen Kino aus? Alban Hürlimann schüttelt  den Kopf.  «Die Zuger Kinos sind Stadtkinos – Rotkreuz ist deshalb für uns kein Thema.»

Nicht zuletzt auch deshalb, weil bereits das neue Kino in Ebikon in der «Mall of Switzerland» schwächele und nicht ausgelastet sei. «Da wären für uns schon eher das Siemens-Areal oder der Technologie-Cluster der V-Zug in der Stadt attraktiv», so Alban Hürlimann. «Die V-Zug wiederum bot uns vor allem Übergangsnutzungen in den leer stehenden Hallen an. Solche befristeten Provisorien kämen aber zu teuer.»

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