Wer im Spital war, muss in Quarantäne

Im Kantonsspital Zug mit Corona infiziert: Altersheime sind besorgt

Zuger Altersheime sind besorgt über aus Spitälern eingeschleppte Corona-Fälle (im Bild das Chlösterli Unterägeri). (Bild: zvg)

Trotz aller Schutzmassnahmen haben sich im Zuger Kantonsspital Patienten mit dem Coronavirus infiziert. Altersheime isolieren deshalb vorsichtshalber Bewohnerinnen nach einer Spitalbehandlung. Für alle austretenden Spitalpatienten eine Quarantäne zu verhängen, findet der Kanton aber nicht nötig.

In Krankenhäusern sollten Menschen gesunden. Manchmal werden sie aber kränker entlassen als zuvor. In der Schweiz kommt es jährlich zu 70‘000 Spitalinfektionen. Auch mit Coronavirus infizieren sich immer wieder Patienten – trotz aller Schutz-, Isolierungs oder Testmassnahmen. zentralplus sind Fälle von Personen bekannt, die sich im Kantonsspital Zug (ZGKS) mit Covid-19 angesteckt haben und an den Folgen verstorben sind.

«Eine hundertprozentige Umsetzung der Schutzmassnahmen vonseiten des Personals, aber auch vonseiten der Patienten und der Besucher ist zwar erstrebenswert, aber im Arbeitsalltag nicht realistisch», schreibt das Zuger Kantonsspital in einer Stellungnahme. Das Erfüllen des medizinischen Versorgungsauftrags sei ohne nahen Kontakt zwischen Mitarbeitern, Patientinnen und Besuchern nicht möglich ist.

«Seitens der Patienten und Besucher sind wir auf die konsequente Mitarbeit und Umsetzung der entsprechenden Massnahmen (...) angewiesen.»

Stellungnahme des Kantonsspitals

Mindestens sechs Fälle im Kantonsspital

Im Rahmen des Contact Tracing sind im Kanton Zug bisher 119 Fälle nachverfolgt worden, bei denen von einer Ansteckung in Gesundheitseinrichtungen ausgegangen wird. Das kann inner- oder ausserhalb des Kantons Zug passiert sein und sowohl Patientinnen als auch Mitarbeitende betreffen.

Das Zuger Kantonsspital verfügt intern über genaue Zahlen: Von Oktober bis Ende Dezember 2020 wurden insgesamt 19 Fälle von Coronavirusinfektionen registriert. Allerdings zählen aufgrund der geltenden Definition (Symptombeginn 48 oder mehr Stunden nach Spitaleintritt) auch Infektionen dazu, bei denen die Ansteckung vor dem Spitaleintritt erfolgt sein kann.

Sechs dieser 19 Infektionen sind «wahrscheinlich» im Spital passiert, davon fünf über Mitpatienten und eine über Besuchende. Neun Ansteckungen sind «möglicherweise» im Spital geschehen. In vier Fällen geht das Spital von einer externen Ansteckung aus.

Kein erhöhtes Risiko im Spital

Im letzten Quartal 2019 wurden im Zuger Kantonsspital insgesamt 2605 Personen hospitalisiert. Die wahrscheinlichen Infektionen betreffend also rund 0,23 Prozent aller Patienten, derjenige möglicher Ansteckungen 0,34 Prozent.

Die Spitalverantwortlichen und auch die Gesundheitsdirektion des Kantons Zug kommen deshalb zum Schluss: «Das Risiko, sich im Spital mit dem Coronavirus anzustecken ist nicht grösser als ausserhalb des Spitals.»

Eine Optimierung der Massnahmen in den letzten Monaten scheint zudem Wirkung zu zeigen: «Mit der aktuellen Vorgehensweise finden sich seit Mitte Dezember 2020 keine Coronavirus-Ansteckungen bei Patienten mehr, die klar oder möglicherweise auf den Spitalaufenthalt zurückzuführen wären», schreibt das Kantonsspital. Ein weiterer Ausbau der Schutzmassnahmen sei daher aktuell nicht sinnvoll.

«Unsere Zahlen zeigen keinesfalls auf, dass ein Aufenthalt in Spitälern mit einem besonders hohen Ansteckungsrisiko einher geht.»

Aurel Köpfli, Sprecher der Gesundheitsdirektion Zug

Ins Altersheim eingeschleppt

Auch wenn es sich offenbar um Einzelfälle handelt, in Zuger Altersheimen hat dies zu gravierenden Problemen geführt. Personen, die vermeintlich gesund aus dem Spital übergeführt wurden, hatten sich dort unerkannt mit dem Virus infiziert.

Unter den Bewohnerschaften gab es deshalb zum Teil massive Krankheitsausbrüche. Die Heimleitungen haben reagiert: Um das Risiko zu vermindern, müssen auch jetzt noch in einigen Institutionen aus dem Spital kommende Personen direkt fünf Tage in Quarantäne. Erst nach dieser Frist dürfen Sie bei negativem Testergebnis mit weiteren Bewohnerinnen zusammenkommen. Für Leute, die anderweitig eintreten, gilt dies nicht.

Eine kantonale Vorgabe für die Nach-Spital-Quarantäne besteht nicht. «Diese Massnahme wird von den Institutionen individuell erlassen und umgesetzt», sagt der Sprecher der Gesundheitsdirektion Aurel Köpfli. «Eine generelle Quarantänepflicht nach Spitalaustritt halten wir dagegen nicht für angebracht.»

An dieser Einschätzung des Kantonsarztes ändern auch die vermehrt auftretenden Mutationen nichts. Ebenso wenig sieht das Kantonsspital aufgrund der Zahlen eine Notwendigkeit zur Isolation. Nur bei Pflegeheimen seien erhöhte Vorsichtsmassnahmen angezeigt, wegen des Risikos der Bewohnenden für einen schweren Krankheitsverlauf.

Schadenersatz kaum durchsetzbar

Das Spital haftbar zu machen, wenn sich jemand während einer Behandlung mit Corona infiziert, oder sogar Schadenersatz zu bekommen, ist äusserst schwierig. Es gelten die üblichen Haftungsregeln für Spitäler. Die Tatsache einer Ansteckung reicht nicht aus. Den Verantwortlichen müssten Pflichtverletzungen und Versäumnisse nachgewiesen werden können. Das gelingt nur sehr selten.

Eine Entschuldigung bei einer Spitalinfektion ist nicht vorgesehen. Immerhin bemüht sich das Kantonspital Zug, Betroffene und in der Regel auch die Angehörigen über eine Ansteckung mit Corona zu informieren: «Besteht die Möglichkeit, dass die Ansteckung im Zuger Kantonsspital stattgefunden hat, wird dies im Gespräch mit dem Patienten oder seinem Umfeld thematisiert.»

Kein Grund, auf eine Behandlung zu verzichten

Aurel Köpfli von der Gesundheitsdirektion betont, dass es keine Hinweise auf ein besonderes Ansteckungsrisiko im Spital gebe: «Wir rufen die Zugerinnen und Zuger ausdrücklich dazu auf, bei gesundheitlichen Problemen ärztliche Behandlung aufzusuchen, und diese Konsultationen nicht aus Angst vor einer Ansteckung zu verschieben.»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Sandra Klein
    Sandra Klein, 24.01.2021, 20:52 Uhr

    Ins Spital gehe ich sowie nur, wenn es sich überhaupt nicht vermeiden lässt. Sich da aber mit Corona zu infizieren ist schon heftig!

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