Gräber dienen als Kulisse

Im alten Luzerner Krematorium wird bald Theater gespielt

Im September dient das Krematorium als Kulisse für ein Theaterstück. (Bild: jwy)

Die Parkanlage beim alten Krematorium wird im September gleichzeitig zur Theaterbühne und -kulisse. Damit will eine Theatergruppe der Anlage wieder neues Leben einhauchen. Gespielt wird – wie könnte es anders sein – ein Stück mit Endzeitcharakter.

Die Stadt Luzern und die Stiftung Luzerner Feuerbestattung (STLF) engagieren sich schon seit bald zwei Jahren dafür, dass das Areal des alten Krematoriums eine neue Nutzung erhält. Doch die Suche gestaltete sich bisher als schwierig. Obwohl auf eine erste Ausschreibung 2019 insgesamt fünf Bewerbungen für eine neue Nutzung eingereicht wurden, erfüllte keine davon die Kriterien der Stadt Luzern und der Stiftung (zentralplus berichtete).

2020 nahmen die beiden Parteien darum erneut Gespräche und Verhandlungen auf, um eine neue Nutzung für die imposante Anlage zu finden. Doch die Angelegenheit gestaltete sich aufgrund der spezifischen Ansprüche der Stadt und der STLF, sowie auch aufgrund der Corona-Pandemie wiederum kompliziert (zentralplus berichtete). Immerhin konnte mit dem Verein «Kräuterei» eine erste Zwischennutzung vereinbart werden. Der Verein betreibt seit Frühling 2020 einen grösseren Kräutergarten auf der Parkanlage des Krematoriums, um interessierten Personen ein Kräuter-Abo anzubieten.

Weitere Zwischennutzung gefunden

Nun, nach eineinhalb Jahren der Suche, haben die Stadt Luzern und die STLF eine weitere Zwischennutzung für das Areal gefunden: Ein Theaterstück, aufgeführt von der Luzerner Theatergruppe «Fetter Vetter & Oma Hommage» unter der Regie von Damiàn Dlaboha. Zu einem Krematorium passend, trägt das Stück den Namen «Apocalypse Now (and I feel fine)».

Christoph Fellmann, der Autor des Bühnenstücks, ist begeistert vom neuen Spielort: «Wir haben für dieses Stück nach einem Aussenspielort gesucht und sind dabei sehr schnell auf das Krematorium gestossen. Es ist ein wahnsinnig toller Ort, wo das Stück sehr gut aufgehoben ist.»

Die Gartenanlage des alten Krematoriums ist riesig. Bespielt wird im Stück nur ein kleiner Teil davon rund um den Pool. (Bild: zvg)

Denn wie der Titel des Stücks schon verrät, strahlt das Theater eine Endzeitstimmung aus. Konkret dreht sich das Schauspiel um die Klimakrise und drei Akteure, die unbewusst aber doch entscheidend zu dieser Krise beigetragen haben. Sie treffen sich an einem Wasserloch und reflektieren über die Folgen ihrer Taten.

Doch plötzlich stossen auch noch die beiden Sterbewilligen Romeo und Julia zur Gruppe dazu. «Das Stück dreht sich um das Überleben und das Sterben. Das Krematorium und der Friedhof sind beides Zeichen der Vergänglichkeit. Darum passt das Stück so gut an diesen Ort», erklärt Autor Fellmann.

Idee stösst überall auf Anklang – sogar bei Grabbesitzern

Die Stadt Luzern, der die Parkanlage gehört, war gemäss Fellmann von Anfang interessiert an der Idee des Theaterstücks und zeigte sich sehr unterstützend bei der Realisierung. Auch die Stiftung Luzerner Feuerbestattung, der das Krematoriums-Gebäude gehört, unterstützt das Projekt. Zwar ist sie nur geringfügig beteiligt, da das Theater eben im Park und nicht im Gebäude stattfindet. Aber Geschäftsführer Alain Bachmann fügt an, dass sie der Theatergruppe ihre Räumlichkeiten als Garderoben und Materiallager zur Verfügung stellen werden.

Bachmann ergänzt: «Zwar ist das Projekt nun kein Resultat einer langen Strategie und Planung unsererseits und eher aus der Opportunität entstanden. Es war ja auch nicht unsere Idee. Doch wir finden es immer gut, wenn die Leute Ideen haben und wollen das darum auch unterstützten.»

Ebenfalls einverstanden sind gemäss Bachmann die betroffenen Grabbesitzerinnen. Bespielt wird nur ein kleiner Teil der Grabanlagen, darum sind auch nur circa zehn Gräber von der Produktion betroffen. Die STLF hat die entsprechenden Besitzer der betroffenen Gräber über das Vorhaben informiert. Gemäss Bachmann sei aber keine einzige Rückmeldung bei der STLF eingegangen – weder positiv noch negativ. Die betroffenen Personen haben das Vorhaben also offenbar stillschweigend zur Kenntnis genommen. Es handle sich beim Projekt ja auch um eine «angemessene Nutzung», wie Bachmann ergänzt.

Das Stück wird vom 10. bis zum 22. September in Zusammenarbeit mit dem Kleintheater Luzern aufgeführt.

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