Diskussion um Chamer Facebookseite

Identitätsklau oder Heimatliebe?

Die offiziell anmutende Facebook-Seite von Cham (Bild: Tobias Rothenfluh)

Die Facebook-Seite «Cham» sieht sehr offiziell aus: Sie hat über 2000 Likes und wird aktiv bewirtschaftet. Allerdings nicht von der Gemeinde, sondern von einer Privatperson. Und diese ist von der Gemeinde enttäuscht.

Jeden Tag lädt Tobias Rothenfluh Fotos auf die Facebook-Seite «Cham». Mit viel Herzblut arbeitet er am Image von Cham und zeigt die Gemeinde von ihrer schönsten Seite. Kein Wunder, haben die Besucher der Seite das Gefühl, es sei die offizielle Chamer Facebook-Seite. Dabei ist das Ganze seine Idee: Tobias Rothenfluh ist der Gründer und noch immer der Kopf der Seite. Die Gemeinde schenkt seiner Arbeit aber wenig Beachtung.

zentralplus: Wie viel Arbeit stecken Sie in diese Seite?

Tobias Rothenfluh: Pro Woche investiere ich sicher etwa 2–3 Stunden, um die Fotos auszuwählen, zu bearbeiten und im richtigen Moment zu posten. Es ist kein riesiger Aufwand, aber man muss immer dran sein.

zentralplus: Was ist Ihre Motivation, diese Seite zu betreiben?

Rothenfluh: Ganz einfach, Liebe zur Heimat. Ich bin Chamer, hier geboren und aufgewachsen. Und ich merke, dass die Leute Freude haben an den Bildern von Cham. Sie werden kommentiert, geliked und ich erhalte positives Feedback. Das motiviert mich, weiterzumachen.

zentralplus: Wer macht die Bilder?

Rothenfluh: Einen grossen Teil der Bilder macht meine Mutter. Aber auch mein Geschäftspartner und ich schiessen ab und zu ein Foto. Ich bearbeite alle Fotos und stelle sie anschliessend auf Facebook.

zentralplus: Die Bilder sind qualitativ hochwertig, manchmal gibt es sogar Hinweise auf Veranstaltungen. Haben Sie noch nie daran gedacht, mit der Gemeinde Cham gemeinsame Sache zu machen?

Rothenfluh: (Lacht) Doch, das habe ich. Aber ich bin mehrmals angerannt. Nachdem meine mehrmaligen Anfragen bei der Gemeinde zuerst verschoben wurden und anschliessend unbeantwortet blieben, gab ich auf. Ich wäre sehr interessiert, mit der Gemeinde ein Projekt zu starten, aber dieses Interesse scheint nicht auf Gegenseitigkeit zu beruhen.

«Mehrmalige Anfragen bei der Gemeinde wurden zuerst verschoben und blieben anschliessend unbeantwortet. Ich wäre aber sehr interessiert.»
Tobias Rothenfluh, Betreiber der Facebook-Seite «Gemeinde Cham»

Rothenfluh ist enttäuscht, dass vonseiten der Gemeinde nicht mehr Interesse gezeigt wird. Auf den etwas mageren Internetauftritt der Gemeinde angesprochen, erklärt Ueli Bischof, Kommunikationsverantwortlicher der Gemeinde Cham: «Cham ist heute nicht in den sozialen Medien präsent, weil die Einwohner sowie die interessierte Öffentlichkeit wegen der knappen Ressourcen über die bestehenden Kommunikationskanäle informiert werden.» Es freue die Gemeinde aber sehr, dass sich sich Einwohner freiwillig und mit sichtbarem Stolz für Cham engagieren. Ob eine so offiziell anmutende Seite die Einwohner nicht verwirre, wollten wir von Bischof wissen.

«Die Seite stellt durchaus eine Chance dar.»
Ueli Bischof, Kommunikationsverantwortlicher Gemeinde Cham

Dieser verneint: «Das offizielle Logo der Gemeinde ist ein Bär, nicht eine Tatze (wie auf der Facebook-Seite, Anm. d. R.). Zudem enthält die Seite auch keine gemeindlichen Informationen.» Aber die Seite stelle durchaus eine Chance dar, weil sie Cham mit attraktiven Bildern im besten Licht präsentiere. «Um sie aber zu einem offiziellen Kommunikationskanal der Gemeinde zu machen, müsste die Seite komplett in die Kommunikation von Cham integriert werden. Dazu eignen sich Seiten von Privaten nicht.» Damit scheint das Thema vom Tisch zu sein. Für Rothenfluh allerdings nicht: «Ich mache auch alleine weiter. Nicht für immer, aber noch macht mir die Seite Spass.»

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