Krienser Teiggi: «BuK» hat nach 1,5 Jahren Mühe

Ideen sind gesucht, um das Buch-Café vor dem Aus zu retten

Stehen mit Ihrem Buch-Café vor dem Aus: Bernadette Reber Muheim, Simone Gschwend (Mitte) und Thomas Conzett. (Bild: zvg)

Vor eineinhalb Jahren eröffnete der Arzt Thomas Conzett in der Krienser Teiggi eine Buchhandlung mit Café. Das Risiko war gross – und jetzt steht das «BuK» vielleicht vor dem Aus. Es sei denn, es finden sich Geldgeber und Leute mit guten Ideen für die Fortführung.

Im September 2018 entschied sich der damals 46-jährige Hausarzt Thomas Conzett für einen neuen Lebensabschnitt: ein geteiltes Leben zwischen Buch und Bar sowie Pillen und Krankenrezepten.

Die Krienser Teiggi schien ihm ideal für den Neuanfang: Die damals neue Genossenschaftssiedlung auf dem alten Teiggi-Areal bietet eine Rundumversorgung in einer Nische. Neben Wohnungen, Ateliers, Geschäften, Kinderkrippe oder Bierbrauerei gehörte das «BuK» zum Angebot, kurz für «Buch und Kaffee».

Der Mann mit sicherem Job in der Medizin wählte das Risiko, weil er auch Bücher liebt. Und steht heute kurz vor dem Scheitern: Der Umsatz im «BuK» reicht nicht aus. Conzett erklärt: «Wir sollten vor allem mehr Bücher umsetzen, um unsere Kosten decken zu können.» Umsatzmässig machen die Bücher im Vergleich zum Kaffee mehr aus, aber aufgrund der tiefen Marge müssten die Verkaufszahlen deutlich höher liegen. Und das Café kann aus gewerbepolizeilichen Gründen nicht ausgebaut werden.

«Rein wirtschaftlich gesehen haben mir die meisten davon abgeraten.»

Initiant Thomas Conzett beim Start

«Rein wirtschaftlich gesehen haben mir die meisten davon abgeraten», sagte er beim Start bereits zu zentralplus. Doch er glaubte an das Bedürfnis nach solchen Orten zum Verweilen, Lesen und Treffen von Leuten. So schuf er trotz Ängsten und berechtigten Vorbehalten mit zwei angestellten Buchhändlerinnen, Bernadette Reber und Simone Gschwend, seine sinnliche Kaffee-Bücher-Welt.

«Und vielleicht schaffe ich es, ein paar davon zu überzeugen, ihre Bücher nicht mehr online zu bestellen», sagte er im Wissen, gegen die Giganten Amazon und Co. doch nur kleine Chancen zu haben. Es gelang dem Teilzeitler, der zwischen Arztpraxis und der Teiggi hin- und herpendelt, zwar einige «BuK»-Liebhaber zu gewinnen, doch am Ende des Monats resultierte jeweils ein deutliches Defizit.

Also machte er unlängst mit einem Newsletter auf seine Sorgen aufmerksam. Dort schrieb er: «Die Zukunft vom ‹BuK› ist ungewiss. Auch wir verspüren den rauen Wind im Detailhandel und die veränderten Gewohnheiten im Buchhandel. In der aktuellen Form wird das ‹BuK› leider nur noch bis Ende April weiter bestehen.»

Verein oder Genossenschaft

Geld und Ideen waren gefragt, und Conzett gab seine Mailadresse an. Er freute sich über das grosse Feedback. Und nahm Ideen auf: Er denkt an die Gründung eines Vereins oder einer Genossenschaft, damit mit Hilfe von Mitgliederbeiträgen ein finanzielles Polster vorhanden wäre, um die Durststrecke zur weiteren Etablierung des «BuK» zu überwinden und er mehr Mittel hätte, um Veranstaltungen zu organisieren.

«Mir schwebt vor, mit Hilfe einer Genossenschaft oder eines Vereins einen Personalpool bilden zu können, damit wir einerseits weiterhin attraktive Öffnungszeiten anbieten und andererseits die Arbeit auf verschiedene Schultern verteilen können. Aber es braucht weiterhin professionelle Beratung – und die hat berechtigterweise ihren Preis.» Etabliert hat er bereits eine Art Sponsoring: «Les amis du ‹BuK›» zahlen einmal jährlich einen Beitrag für Veranstaltungen.

Lesung und Diskussion

Ist es die letzte einer Vielzahl von Veranstaltungen, die im «BuK» stattfanden? Buchvernissage mit Christoph Schwyzers «Der Staubwedel muss mit», Lesung und Gespräch mit Beat Mazenauer. Mittwoch 4. März, 19.00 Uhr im «BuK», Schachenstrasse 15a in Kriens.

Conzett will nicht über mangelnde Laufkundschaft in der Teiggi klagen, im Gegenteil, es haben viele Literaturinteressierte den Weg ins BuK gefunden oder solche, die den feinen Kaffee schätzen. Daraus haben sich spannende und interessante Begegnungen ergeben. Die Arbeit machte dadurch viel Freude.

Dennoch zeigt er Sorgenfalten: «Ich beobachte, wie immer wieder Läden und Geschäfte in Kriens schliessen, weil es sich nicht genügend rechnet oder sich keine Nachfolge findet. Das ist ein gesellschaftliches Problem, das uns die Online-Konkurrenz beschert und das schlussendlich zu einer zunehmenden Isolierung des Einzelnen führt.»

«Es wäre sehr hilfreich, wenn uns Institutionen vor Ort mehr berücksichtigen würden.»

Thomas Conzett hat auch andere Wünsche: «Es wäre sehr hilfreich, wenn uns Institutionen vor Ort mehr berücksichtigen würden: konkret Schulen und Bibliotheken. Diesbezüglich habe ich in den letzten Tagen aber sehr positive Reaktionen aus Kriens und Luzern erhalten.»

Und die vielzitierte Buchkrise? Die betrachtet Conzett nicht als Hauptgrund für die allfällige Schliessung. Im Gegenteil: Er ist sich sicher, dass es immer gedruckte Bücher geben wird. «Man will Bücher in der Hand halten und spüren.»

Konnte Impuls im Krienser Kulturleben setzen: das «BuK»-Trio. (Bild: FB)

Thomas Conzett hat sich einen Traum erfüllt und ist auch stolz, dass er mit dem «BuK» einen guten Impuls im Krienser Kulturleben setzen konnte, egal wie es weitergeht. Aber jetzt sei der Moment, um offen zu sein für etwas Neues – oder allenfalls doch einen Schlussstrich zu ziehen. Gerne denkt er an Lesungen mit Gianna Molinari, Emil Zopfi, Niko Stoifberg, Beat Vogt, Sandra Walser und Aldo Colombi zurück.

Und ein bisschen erinnert ihn das Schicksal auch an Literatur: Unlängst hat er «Sweet Sorrow» von David Nicholls gelesen, bekannt durch seinen Vorgängerroman «Zwei an einem Tag». Conzett erklärt: «Der Vater des Romanhelden ist Musiker und betreibt einen Schallplattenladen. Den Rest kann man sich ausdenken …»

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3 Kommentare
  • Profilfoto von Bertschmann Rose
    Bertschmann Rose, 17.11.2020, 07:51 Uhr

    Gebrauchte Bücher anstatt neue – wär das eine Möglichkeit für das BuK ?

    Bücherbrocki in der Caritas Sursee wird rege genutzt.

    Toi toi toi für das BuK .
    Herzliche Grüsse
    Rose Bertschmann

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  • Profilfoto von Tobias Mueller
    Tobias Mueller, 17.02.2020, 22:36 Uhr

    Schade um die sympathische Idee. Aber in einer Agglo-Gemeinde, auch wenn sie sich neuerdings «Stadt» nennt, findet ein Konzept wie «BuK» nicht die nötige Laufkundschaft. Das Teiggi-Areal ist zudem vom Hauptverkehrsstrom abgeschieden. Einfach mal kurz aus dem Bus auf einen Kaffee mit literarischem Zusatz findet da zu wenig statt.

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  • Profilfoto von Herbert Vogel
    Herbert Vogel, 16.02.2020, 11:21 Uhr

    Ich habe gehört das in Zürich und Basel pensionierten Ärzte, Patienten ihre zweite Meinung anbieten und das gratis.
    Das wäre doch eine Idee die der Betreiber aufgreifen könnten um ein paar Gäste mehr in sein Lokal locken könnte. Meiner Meinung nach braucht es einfach Werbung und Attraktivität.

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