«Neuer Zuger Sampler» bringt Bands zusammen

«Ich war herrlich betrunken und wusste: Das will ich machen»

Handgemachte Mikrofone gehören vor grosse Verstärker: Björn Bredehöft macht sich in der Galvanik bereit für die nächste Band.

(Bild: fam)

Er hat so viel Krempel gesammelt, dass dabei ein mobiles Studio rausgekommen ist: Der Zuger Tontechniker Björn Bredehöft will damit die Zuger Bandszene vereinen. Wie passen 22 Zuger Bands auf einen Sampler – und warum macht er das überhaupt?

In der Galvanik ist es schön kühl, draussen brennt die Sonne alles nieder, was sich aus dem Schatten traut. Kein Wunder, hat Björn Bredehöft sein Studio hier aufgeschlagen, mitten in der Halle, am tiefsten Punkt des Betonbaus mit den dicken Wänden: Hier ist der Sommer gut aushaltbar. Vor allem dann, wenn Bredehöft arbeitet. Mikrofone stehen jetzt noch einsam rum, die Band kommt erst später, dann geht’s bis in alle Nacht.

Seit zwei Monaten ist er schon dran am Projekt «Neuer Zuger Sampler»: 22 Bands aus Zug, jede bekommt sechs Stunden Studiozeit und vier Minuten auf der CD. 15 Bands hat er schon im Kasten. Bredehöft lässt eine der Aufnahmen laufen respektive brettern: Die Zuger Ur-Punks von Frontal, «immer wieder wunderbar», sagt Bredehöft und grinst. Das Ziel: Die Zuger Bandszene auf einer Scheibe.

Das ganze audiophile Zeug

«Wir haben uns bei den Kick-Off-Meetings darüber unterhalten, ob’s das überhaupt noch braucht, eine CD», sagt Bredehöft. Das Argument dafür: bei einer CD gibt’s ein Cover mit Bildern drauf. «Stell dir vor, wir sind Opas in 50 Jahren und schauen uns die Bilder an, schau mal, da haben wir am Zuger Sampler mitgemacht. Das ist doch super.»

Mitten in der leeren Galvanik-Halle: Björn Bredehöft wartet auf die Band.

Bredehöft ist seit Jahren als Tontechniker unterwegs, hat im Luzerner Foolpark Studio schon diverse Zuger Bands aufgenommen, mittlerweile hat er ein mobiles Studio zusammen, mit dem ganzen audiophilen Zeug: handgemachte Mikrofone aus Kalifornien, alte Raritäten, alles da. «Ich hab plötzlich gemerkt, dass sich über die Jahre ein ganzes Studio angesammelt hat», sagt Bredehöft und lacht. Also los, zu den Bands damit.

Gratisbier, aber es kommt keiner

Bredehöft ist nicht der Erste, der die Zuger Bandszene aktivieren will. Aber er ist schon ne Weile dran: Hat die Wahu!-Bar mitgegründet und während Jahren jeden Donnerstag Konzerte veranstaltet. Warum macht er das? «Ich glaube einfach, dass es ganz viel Potenzial in der Zuger Bandszene hat. Und dass sich die Leute besser vernetzen sollen. Die Alten kennen sich, und die Jungen kennen sich auch, aber untereinander gibt’s keine Durchmischung.»

Deshalb der Sampler. Mit allen Bands, die sich «in der Zuger Szene engagieren», sagt Bredehöft und meint: auch mal da sein, wenn andere Bands Konzerte haben, und «sich gegenseitig unterstützen».

 

Das Ziel war eigentlich, dass auch bei den Aufnahmen die Bands immer wieder herkommen und zuhören, wenn die anderen dran sind. «Es hat nen Kühlschrank mit Gratisbier», sagt Bredehöft, «man kann kommen und zuschauen.» Aber nix da. «Keine Chance», sagt Bredehöft, «die Bands sind vielleicht alle zu fest in ihrem eigenen Film. Aber das macht nichts, der Zuger Sampler funktioniert trotzdem.»

Mothership Caldonia bei den Aufnahmen. Video: Etienne Bühler (Troimer)

Geld für zwei Monate

Und am Schluss kommt’s doch noch zu einer Begegnung, wenn der Sampler getauft wird. Dann spielen möglichst viele der 22 Bands an zwei Tagen in der Galvanik. «Dann hoffe ich schon, dass die Musiker zusammen abhängen und die älteren zu den jungen sagen: He, du spielst doch in der jungen Band da, wollen wir nicht mal zusammen jammen, oder umgekehrt: He Opa, du spielst doch in der alten Band da, und so weiter.»

Klar, Bredehöft macht das auch, um sich als Tontechniker wieder mal unter die Leute zu bringen. «Wär ein schöner Nebeneffekt, wenn daraus weitere Projekte entstehen würden», sagt er. Aber alleine dafür wäre die Arbeit wohl etwas zu gross: Ein halbes Jahr Arbeit macht er sich damit, Geld hat er für zwei Monate, von Stadt und Kanton und Stiftungen. «Das will ich betonen, es ist wirklich fantastisch, dass so etwas in Zug möglich ist», sagt Bredehöft, «und dass man dafür so viel Unterstützung bekommt.»

Welträumer spielt sich auf den Zuger Sampler. Video: Etienne Bühler (Troimer)

«Herrlich betrunken»

Wer kommt alles auf den Sampler?

22 Bands machen mit – einige davon sind schon recht bekannt, andere neu zu entdecken:

Mindcollision, Gracchus, Welträumer, Margrit Garlic, Oals, Ramon Clau und Band, Frontal, Blue Moon, Etienne Merula, Troimer, Mothership Caldonia, Stuck in Traffic, Delilahs, Aka Unknown, Rundfunk, Preef, R We Alone?, Öz Ürügülü, Thin and crispy, Humanoids, Stubenrain, Trubadueli

Zuger Sampler gab’s schon in den Achtzigern, die «Zuger Szene» Ende Neunziger. «Für mich war das damals der Moment, an dem meine musikalische Karriere angefangen hat. An einem Punk-Konzert an der Zuger Szene, ich war herrlich betrunken und ging voll ab und merkte: Das will ich auch machen.»

Sagt er, schnappt sich ein Mikrofon und stellt es vor den Gitarrenverstärker hin. Es wird ein Rock-Sampler, keine Hochglanz-Studioproduktion. Statt gefühlter hundert Spuren nimmt Bredehöft nur zehn auf, lässt auch ein Stück Galvanik auf den Sampler: «Der Raum klingt gut, aber im Vergleich zum Studio auch ein wenig trashig», sagt Bredehöft. Und lässt noch eine Aufnahme laufen, die junge Zuger Band Blue Moon, die hat er in der Papierfabrik in Cham aufgenommen, ein kleiner Exkurs raus aus der Galvanik, nur für den Hall: «Der Raum ist zehn Meter hoch, und riesig», sagt Bredehöft, «das klingt für diese Band einfach wunderbar.»

Slavica Gillis von der Zuger Band Blue Moon singt im alten Papieri-Areal.

Slavica Gillis von der Zuger Band Blue Moon singt im alten Papieri-Areal.

(Bild: zVg)

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