Regenwetter liess Umsätze und Eintritte purzeln

«Ich sehe die Hunderternötli die Reuss hinunterschwimmen!»

Die Gäste an der Buvette sind verduftet, der nasse Hund ist treu. 

 

(Bild: web)

Der Sommer kommt nun langsam in die Gänge. Doch die verregneten letzten Wochen haben ihre Spuren hinterlassen. Vor allem die Betreiber von Badis, Sommerbars und Co. leiden unter dem schlechten Start.

Angefangen hat die Saison für die Freiluft-Badis ganz gut: Die schönen Tage über Auffahrt haben optimistisch gestimmt. Doch der Einbruch folgte auf dem Fuss. Das spürte man insbesondere bei den Freibädern.

 «Im Vergleich zum letzten Juni haben wir etwa 75 Prozent weniger Eintritte.»
Stefan Schlatter, Freibäder Zimmeregg und Tribschen

Bei den Badis Tribschen und Zimmeregg fallen die Besucherfrequenzen bisher sehr bescheiden aus. «Im Vergleich zum letzten Juni haben wir etwa 75 Prozent weniger Eintritte», sagt Stefan Schlatter, Geschäftsführer Hallenbad Luzern AG. Der Vergleich falle auch so krass aus, weil der letzte Juni punkto Sonnenschein kaum zu toppen sei. Schlatter zeigt sich trotzdem optimistisch. «Für uns ist eine Schönwetterphase in den Sommerferien viel wichtiger als jetzt.»

Viel Arbeit bei der Rasenpflege

Zu tun gab es dafür in den Freibädern gerade wegen des schlechten Wetters viel. «Massives Wachstum und nasser Boden führen zu viel Mehrarbeit bei der Rasenpflege.» Profitiert hat dafür das Hallenbad. «Im Mai/Juni verzeichneten wir gut 15 Prozent mehr Eintritte» sagt Schlatter, der auch für die Kommunikation des Hallenbades zuständig ist. Ein Vorteil der Hallenbad AG ist es, dass auf die erwarteten Besucher oder eben Nicht-Besucher flexibel reagiert werden kann. «Je nachdem setzen wir das aufgebotene Personal im Hallen- oder Freibad ein.»

«Bei jedem Regentag sehe ich die Hunderternötli die Reuss hinunterschwimmen!»
Bruno Milesi, Betreiber Seebadi Luzern

«Schon wieder so ein Tag!», war beim morgendlichen Blick aus dem Fenster der erste Gedanke. Bei Bruno Milesi von der Seebadi Luzern folgte dann gleich der zweite: «Bei jedem Regentag sehe ich die Hunderternötli die Reuss hinunterschwimmen!» Bei miesem Wetter springen nur Hartgesottene ins kalte Seewasser, das drückt schwer auf den Umsatz. «Die Seebadi hat dementsprechend weniger Eintritte, weniger Gäste und weniger Umsatz», sagt Milesi.

Kaum Verdienst für Mitarbeitende auf Abruf

Schlecht ist das auch für die Mitarbeitenden auf Abruf, oft Studierende, die sich während der Sommermonate etwas dazuverdienen. «Für sie ist das natürlich ganz schlecht: Wenn es regnet, gibt es keine Arbeit und ergo keinen Verdienst», sagt Milesi.

So voll kann es bei der Buvette Inseli an einem Sommerabend sein.

So voll kann es bei der Buvette Inseli an einem Sommerabend sein.

(Bild: Christine Weber)

Das ist nicht nur in der Seebadi so, sondern auch an den Sommerbars. Zum Beispiel bei der Buvette auf dem Inseli. «Mitarbeitende auf Abruf verdienen sich hier einen Zustupf. Und der fällt im Moment tatsächlich kläglich aus», sagt Konrad Weber, der die Sommerbar betreibt. Geöffnet ist sie bis am 18. September. Glücklich über das schlechte Wetter ist Weber nicht, aber noch ist nicht die ganze Saison ins Wasser gefallen: «Wenn der Hochsommer gut wird, ist eine Schönheitskorrektur noch möglich.»

Zuversicht auf See und Berg

Zuversichtlich gibt man sich trotz verhaltenem Saisonstart bei der Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees SGV. «Gegenüber dem Vorjahr, wo das Wetter schön war, sind bis jetzt etwa 9 Prozent weniger Passagiere mitgefahren», sagt Martin Wicki, Leiter Geschäftsbereich Schifffahrt SGV. Die wichtigsten Monate stehen jedoch noch bevor, darum sei die Saison noch längst nicht verloren. «Lieber jetzt Regenwetter als in der Hochsaison», sagt Wicki.

Auch Tobias Thut, Leiter Marketing Pilatus-Bahnen AG, ist zuversichtlich: «Schweizer Gäste verzeichnen wir zwar weniger, aber die internationalen Reisegruppen kommen wetterunabhängig auf den Pilatus.»  Der Seilpark ziehe zudem wetterfeste Kletterer an und sei gut ausgelastet. «Frei nach dem Motto: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.»

Die SGV fährt mit Zuversicht in die Hochsaison.

Die SGV fährt mit Zuversicht in die Hochsaison.

(Bild: Christine Weber)

Museen wollen nicht Lückenbüsser sein

Gut war der Regen hingegen für die Kunst und andere museale Sehenswürdigkeiten. «Die Museen haben dank des Regenwetters ganz klar mehr Besucher», sagt Alexandra Strobel, Präsidentin Verband Luzerner Museen VLM.  Der Gletschergarten, das Historische Museum, das Natur-Museum und das Kunstmuseum verzeichnen im Moment eine bessere Besucherfrequenz.

Als Lückenbüsser will man sich allerdings nicht verstanden wissen. «Wir wünschen uns ein neugieriges Publikum, das nicht nur als Schlechtwetteralternative ins Museum kommt» lacht Fanni Fetzer, Direktorin Kunstmuseum. «Dank der Klimaanlage ist das Kunstmuseum bei grosser Hitze genauso der ideale Ort wie bei Regen.»

Weder mehr noch weniger Eintritte verzeichnen die Bourbaki-Kinos. «Wir liegen im langjährigen Mittel dieser Jahreszeit» sagt Bereichleiterin Daniela Küttel. Das sind gute Nachrichten, denn erwartet hat man etwas anderes. «Wir haben wegen der Fussball-EM mit weniger Kinoeintritten gerechnet – das wurde jetzt dank dem schlechten Wetter gut kompensiert.»

Die EM als Wurst-Retterin
Weniger Sonne, weniger bräteln. Das merkt man auch bei Coop und Migros. «Natürlich hat das Wetter einen Einfluss auf Produkte wie Getränke, Grilladen oder Glace», sagt Ramòn Gander, Mediensprecher von Coop. «Dafür hat die Fussball-EM den Verkauf von Bier, Chips, Grillfleisch und Würsten angekurbelt. Die Umsätze der letzten Woche sind darum stabil und vergleichbar zum Vorjahr.»

«Kunden weichen teils auf etwas Währschaftes aus, zum Beispiel einen Braten.»
Rahel Kissel
, Unternehmenskommunikation Migros

Auch die Migros spüre eine Zurückhaltung beim Grill-Sortiment. «Der eine oder andere Kunde ist stattdessen auf etwas Währschaftes, wie einen Braten, ausgewichen» sagt Rahel Kissel
, Leiterin Unternehmenskommunikation Migros. Umsatz und Nachfrage seien mehr oder weniger gleich wie in der Vorjahresperiode, insbesondere beim Geflügel. «Das lässt sich ja auf dem Grill, in der Pfanne oder im Ofen zubereiten.»

Muotathaler prophezeien noch weiteren «Pflotsch»

Ob die Saison doch noch zu retten ist, wie sich das die Betreiber von Sommerbetrieben und Ausflugsdestinationen wünschen, wird sich zeigen. Die Prognosen der Muotathaler-Wetterschmöcker sind jedoch alles andere als optimistisch. Martin Horat prophezeit nach «richtigem Seichwetter» im Juni viel «nassen Flotsch» im Juli und einen kalten August, «so dass die Rinder- und Schafhirten kaum imstande sind, die Tabakpfeifen zu stopfen.»

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