Shuttle-Schiff sticht in den Vierwaldstättersee

Hunderte verfolgen Jungfernfahrt der «MS Bürgenstock»

Unter tosendem Applaus lief die MS Bürgenstock beim Europaplatz vor dem KKL ein.

(Bild: bic)

Am Donnerstag wurde mit der «MS Bürgenstock» das jüngste Mitglied der SGV-Flotte eingeweiht. Das optisch eher gewöhnungsbedürftige Schiff schlägt ein neues Kapitel auf dem Vierwaldstättersee auf. Geht es nach den Verantwortlichen, werden identische Schiffe schon bald auch auf europäischen Gewässern unterwegs sein.

Man hat bereits viel darüber gelesen und das Schiff war auch immer wieder im Luzerner Seebecken zu sehen. Nun wurde die neue «MS Bürgenstock» am Donnerstagabend endlich feierlich eingeweiht. Hunderte Schaulustige standen Spalier und auch ein kurzes Feuerwerk durfte nicht fehlen.

Der schlichte Name lehnt sich wieder an alte Traditionen an, nachdem die letzten Schiffe, die in Betrieb genommen wurden, mit «Diamant», «Saphir» und «Cirrus» eher ausgefallene Namen tragen.

Die zahlreichen Gäste staunten indes nicht schlecht, als das Schiff beim Europaplatz vor dem KKL einlief. Denn die Form des Katamarans ist doch eher speziell. So konnte sich der Eine oder die Andere einen flotten Spruch über das Design denn auch nicht verkneifen.

Leicht und schnell

Alle Beteiligten sind sich einig, dass die Form des Schiffs gewöhnungsbedürftig ist. Doch um die an das Schiff gestellten Anforderungen zu erfüllen, sei ein anderes Design nicht in Frage gekommen, sagt Rudolf Stadelmann, Chef der Firma Shiptec, welche das Schiff gebaut hat.

«Die Idee ist, dass das Schuttle-Schiff einmal pro Stunde von Luzern nach Kehrsiten und zurück fährt. Deshalb muss es eine hohe Geschwindigkeit erreichen. Dies kann mit der speziellen Konstruktion gewährleistet werden», sagt Stadelmann. Das Schiff besteht zu grossen Teilen aus Aluminium, weshalb es sehr leicht ist. Die Kosten für den Bau beliefen sich auf sechs Millionen Franken.

Mit 35 Stundenkilometern wird das Schiff unterwegs sein. Zum Vergleich: Die anderen Schiffe auf dem Vierwaldstättersee fahren rund 10 Stundenkilometer langsamer. Die «MS Bürgenstock» wird die Strecke zwischen Luzern und dem Bürgenstock in lediglich 23 Minuten zurücklegen. Damit wird sie zu einer normalen ÖV-Verbindung zwischen zwei Ortschaften.

In Kehrsiten steigen die Passagiere auf die Standseilbahn um. «Mit dieser Art von ÖV-Verbindung schaffen wir eine Verbindung zwischen wir Moderne und Tradition. Dies macht eine Reise auf dem Bürgenstock zu einem einzigartigen Erlebnis», schwärmte Bruno H. Schöpfer, Managing Director der Bürgenstock Selection, die das Resort geplant und gebaut hat und es betreibt. 

Wie schnell das Schiff unterwegs ist, sehen Sie im Video:

Einzigartig in der Schweiz

Sehr stolz zeigte sich deshalb auch Stefan Schulthess, Direktor der SGV. Mit diesem Schritt gehe man schweizweit neue Wege, sagte er und blickte sogar über die Grenze hinaus. «Die Diskussion darüber, wie das Wasser künftig ins ÖV-Netz integriert werden kann, wird in ganz Europa geführt», erklärte er. Mit dem neuen Schiff sei man nun ganz vorne dabei.

Das Konzept einer stündlichen Verbindung nach Kehrsiten und zurück sei schweizweit einmalig, so Schulthess. «Dass ein Schiff und eine Bergbahn 365 Tage im Jahr fast 24 Stunden im Einsatz stehen, gibt es hierzulande sonst nirgends.» Er könne sich vorstellen, dass das Beispiel Schule mache.

Mit der «MS Bürgenstock» habe man Pionierarbeit geleistet und hoffe, dass der eigens entworfene Schiffstyp allenfalls in Zukunft auch an ganz anderen Orten zum Einsatz kommen wird. «Zum Beispiel auf dem Rhein oder irgendwo in Europa», sagte Shiptec-Chef Stadelmann dazu.

Teil eines Gesamtprojekts

Unterstützt wurde die SGV von den Kantonen Luzern und Nidwalden, die ein zinsloses Darlehen von 2,5 Millionen Franken zur Verfügung gestellt haben. Es wurde denn auch schnell klar, dass die öffentliche Hand grosses Interesse an der Schaffung neuer ÖV-Verbindungen bekundet.

«Beide Kantone sind überzeugt, dass die neue Verbindung sowohl touristisch wie auch volkswirtschaftlich positive Auswirkungen für Luzern und Nidwalden haben wird», sagt Alfred Bossard, Vize-Verwaltungsratspräsident der SGV und Nidwaldner Regierungsrat. Private und Politik arbeiten also Hand in Hand.

«Die Zusammenarbeit mit dem Resort ist für uns ein Glücksfall und hat uns dazu bewogen, kräftig in die Entwicklung und den Bau des neuen Shuttle-Schiffs zu investieren», schlussfolgerte SGV-Chef Schulthess. Denn die vorgesehene Nutzung sei für die SGV sehr lukrativ.

Das Bürgenstock-Resort wird künftig für jeden seiner Gäste einen Pauschalbetrag an die SGV entrichten. Dafür dürfen alle Besucher so oft sie wollen mit dem Schiff zwischen Kehrsiten und Luzern hin und her fahren.

In den ersten Jahren rechnen die Verantwortlichen mit rund 500 Passagieren pro Tag. «Um das Angebot langfristig zu betreiben, brauchen wir aber das Doppelte», rechnete SGV-Direktor Schulthess vor. Eine erste Analyse werden die beteiligten Unternehmen Ende 2019 vornehmen.

Bruno H. Schöpfer (Managing Director der Bürgenstock Selection), Alfred Bossard und Stefan Schulthess (v. l. n. r.) geniessen die Jungfernfahrt.

Bruno H. Schöpfer, Alfred Bossard und Stefan Schulthess (v. l. n. r.) geniessen die Jungfernfahrt.

(Bild: bic)

Das letzte Mosaiksteinchen

Das Shuttle-Schiff ist seit seiner Fertigstellung denn auch bereits als normale ÖV-Verbindung im Einsatz. «Viele unserer Mitarbeiter kommen jeden Morgen mit diesem Schiff zur Arbeit und gehen abends wieder damit nach Hause», sagt Bruno H. Schöpfer.

«Mit der Schiffsverbindung haben wir das letzte Mosaiksteinchen in unser Gesamtprojekt eingesetzt», so Schöpfer. Zu diesem Gesamtprojekt gehören das Bürgenstock-Resort an sich sowie die Standseilbahn und nun die Schiffsverbindung nach Luzern.

Die Bevölkerung wird ab Samstag in den Genuss der neuen Verbindung kommen. Der Bürgenstock-Shuttle wird täglich von 6.05 Uhr bis 23.45 Uhr im Einsatz stehen. Die «MS Bürgenstock» wurde wohl auch deshalb von der Öffentlichkeit frenetisch empfangen.

Eindrücke vom Schiffsinnern und der Taufe sehen Sie in der Bildergalerie:

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