Kunstsammlungen der Städte Luzern und Zug

Hunderte Kunstwerke lagern in den Archiven

Doris Bucher (verantwortlich für die Luzerner Kunstsammlung, links) und Verena Omlin (Kunstförderung) im Archiv der Kunstsammlung im Stadthaus. (Bild: dog)

Mitarbeitende der Städte Luzern und Zug können ihre Büros mit lokalen Kunstwerken schmücken. Dabei bedienen sie sich aus dem reichen Fundus der städtischen Kunstsammlungen. Jedoch warten noch hunderte Werke in den proppenvollen Archiven darauf, an die Öffentlichkeit zu gelangen. Trotz Spardruck kommt ein Verkauf nicht in Frage. Im Gegenteil: Es wird weiter eingekauft. 

Im vierten Stock des Luzerner Stadthauses, in einem Raum, der auf den ersten Blick an eine Rumpelkammer erinnert, lagern Kunstwerke im Wert von einigen Millionen Franken. Das Archiv der Kunstsammlung der Stadt Luzern ist eine richtige Schatzkammer, in der über 1500 Gemälde, Farbstiche oder plastische Werke darauf warten, an eine Wand gehängt oder ausgestellt zu werden.

Luzern: 100’000 Franken Budget pro Jahr

Seit 1931 kauft und sammelt die Stadt Luzern Kunst von lokalen Kunstschaffenden. In diesen 80 Jahren hat sich einiges zusammengeläppert: Insgesamt umfasst die Sammlung rund 3500 Werke, die vom 16. bis ins 21. Jahrhundert entstanden sind. Über die Hälfte der Kunstwerke finden sich heute in den Büros der städtischen Mitarbeiter, der Stadträte, in den Gängen des Stadthauses oder ist an Museen ausgeliehen. Jeder städtische Angestellte hat das Recht, sich aus dem reichen Fundus zu bedienen und sein Büro mit der lokalen Kunst zu schmücken. Nur nach Hause nehmen darf man die Werke nicht, denn sie sind und bleiben Eigentum der Stadt.

Trotz der momentanen Sparwut in Luzern wird kein einziges Kunstwerk verkauft. Im Gegenteil: Jedes Jahr kommen neue hinzu. 100’000 Franken beträgt das jährliche Budget, um die Sammlung zu erweitern. «Mit der Kunstsammlung verfolgt die Stadt mehrere Ziele», wie Doris Bucher, Betreuerin des städtischen Kunstgutes, erklärt. «Die Förderung von lokalen Künstlern steht dabei im Vordergrund. Aber es geht auch um Spurensicherung.» Schliesslich soll damit das Kulturschaffen in der Zentralschweiz abgebildet werden.

Des Weiteren kaufe und archiviere die Stadt auch Kunstwerke aus Sicherheitsgründen. Kürzlich habe man ein Klavier aus Wellkarton im Wert von 11’000 Franken erworben, weil die Gefahr bestehe, dass es im öffentlichen Raum, wie beispielsweise an Schulen, zu Schaden kommen könnte. Nun steht es, verpackt in einer Holzkiste, im Archiv. Ein weiterer Gedanke hinter der Sammlung sei auch ein repräsentativer. «Büros, in denen viele Menschen ein- und ausgehen, werden durch ansehnliche Bilder an den Wänden aufgewertet und hinterlassen bei den Besuchern einen positiven Eindruck», so Doris Bucher. Im Büro des Stadtpräsidenten Stefan Roth hänge beispielsweise ein Bild der Luzerner Künstlerin Irene Sigrist.

Einige Millionen Franken an Wert

Der Gesamtwert der Kunstsammlung lasse sich kaum einschätzen, spiele jedoch gemäss Doris Bucher auch keine relevante Rolle. «Wir handeln ja nicht damit. Natürlich achten wir auch auf den Preis, wenn wir neue Kunstwerke kaufen. Aber der Wert variiert dabei über die Jahre stark. Das kommt immer auf die Bekanntheit des Künstlers, das Werk oder die Schaffensperiode an.» Schliesslich wagt Bucher doch eine grobe Einschätzung: «Einige Millionen Franken hat die Sammlung sicher an Wert.»

Unter den zahlreichen Kunstwerken befinden sich auch einige besondere Schätze, wie beispielsweise Ferdinand Hodlers «Bildnis Dr. Carl Spitteler» aus dem Jahr 1915. Das Ölgemälde ist als Dauerleihgabe im Kunstmuseum Luzern zu sehen. Ebenfalls zum Stolz der Sammlung gehört ein ganzer Heiligen-Zyklus (neun Gemälde) des Luzerner Malers Caspar Meglinger aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.

«Kunst darf auch anecken oder unbequem sein»

Alle Werke der Kunstsammlung der Stadt Luzern sind inventarisiert und in einer Datenbank einsehbar. Die Angestellten der Stadt können über das Intranet auf dieses System zugreifen und sich Kunstwerke, die ihr Büro aufwerten sollen, aussuchen. Doris Bucher verwaltet die Anfragen und steht den Interessierten beratend zur Seite. Zudem streift Bucher regelmässig durch die Gänge des Stadthauses, kontrolliert die Bilder an den Wänden und sucht nach passenden Flächen für neue Werke.

Dabei werden auch mal unkonventionelle Werke ausgestellt, wie etwa der «Kurator» des Luzerner Künstlers Hubert Hofmann. Eine Installation, die sich selber aufhängen kann und auf den ersten Blick einer kleinen Hebebühne ähnelt. Für Doris Bucher ist die Vielseitigkeit der ausgestellten Kunstwerke sehr wichtig: «Kunst ist ja nicht gleich Kunst. Sie darf auch ruhig mal anecken oder unbequem sein.»

Kunstsammlung der Stadt Zug: zehnmal kleineres Budget als die Stadt Luzern

Auch die Stadt Zug sammelt Kunst – wenn auch in deutlich geringerem Ausmass als in Luzern. Rund 1200 Werke umfasst die Zuger Sammlung. Ein Drittel davon ist im Stadthaus und den Büros der städtischen Mitarbeitenden ausgestellt, der Rest befindet sich im Archiv. Aktiv gesammelt wird seit rund 20 Jahren.

Verantwortlich für das Zuger Kunstgut ist Jacqueline Falk. Die Kulturbeauftragte der Stadt Zug verwaltet die Sammlung und koordiniert den Verleih. Den Gesamtwert der Kunstsammlung schätzt Falk auf etwa 500’00 Franken. Für Neuanwerbungen hat sie ein Budget von jährlich 10’000 Franken zur Verfügung – zehnmal weniger als in Luzern. «Das reicht für ein bis zwei neue Werke im Jahr», so Falk. Bei diesem verhältnismässig kleinen Budget sei man in der Stadt Zug auch stets froh über Schenkungen. So habe man vor einigen Jahren gleich 400 Gemälde des Malers Emil Dill geschenkt bekommen.

Kunstförderung im Zentrum

Wie in Luzern kann das gesamte Inventar der Stadtzuger Kunstsammlung im Intranet begutachtet und von den städtischen Mitarbeitern für die eigenen Büros ausgeliehen werden. Zudem zieren zahlreiche Werke die Wände und Räume des Stadthauses. Im Büro von Stadtpräsident Dolfi Müller hängen beispielsweise mehrere Gemälde des Zuger Künstlers Jürg Wylenmann. Das bedeutendste und teuerste Bild hat sich Jacqueline Falk jedoch gleich in ihr eigenes Büro gehängt: Annelies Štrba’s «Alice in Wonderland» im Wert von rund 10’000 Franken.

Nebst der Verwaltung und dem Verleih organisiert Falk gemeinsam mit ihrem Team auch immer wieder Ausstellungen oder lanciert Projekte für junge, aufstrebende Zuger Künstler. Letztes Jahr organisierte die Kulturbeauftragte beispielsweise die Ausstellung «Bring Your Own Art Piece», bei der alle Zuger Kunstschaffenden – ob Profis oder Hobbykünstler – eine Plattform erhielten, ihre Werke auszustellen.

«Die Kunstförderung ist ein zentraler Aspekt unserer Arbeit. Wir wollen insbesondere jungen, noch unbekannten Künstlern eine Plattform bieten, ihre Kunst zu zeigen. Sie sollen sich vernetzen und weiterentwickeln können», so Falk. In den letzten acht Jahren habe sie rund 40 Ausstellungen organisiert. Die Kulturbeauftragte ist denn auch überzeugt von den lokalen Kunstschaffenden: «Die Zuger Kunstszene hat sehr viel Potential und kann sich in ihrer Qualität durchaus mit den Grossen messen.»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Markus Mathis
    Markus Mathis, 18.12.2013, 14:49 Uhr

    Auch die Kantone sammeln Kunst. Und das ist auch gut so, denn dieses Engagement ist ein sehr konkretes und taugliches Instrument der subsidiären Kulturförderung. Dass hier für die öffentliche Hand auch Werte eingekauft bzw. geschaffen werden, sollte man ganz entspannt sehen. Niemand weiss, ob und wieviel die Werke der regionalen Künstler, die hier angeschafft werden in 10, 20 oder 50 Jahren kosten.

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