Interpretation von Corona-Zahlen

Hotspot Entlebuch: Das sagen der Kantonsarzt und eine Gemeindepräsidentin

Wald- und pilzreich: Entlebuch mit Schrattenfluh. (Bild: Emmanuel Ammon / AURA)

In der Region Entlebuch gibt es im Verhältnis zur Bevölkerung zurzeit am meisten neue Coronafälle. Wie er diese Zahlen einschätzt, erklärt der Luzerner Kantonsarzt Roger Harstall. Und die Gemeindepräsidentin von Flühli-Sörenberg nimmt Stellung.

Die Region Entlebuch wies in den letzten Tagen pro Einwohner die höchste Zahl an Neuansteckungen mit dem Coronavirus innerhalb des Kantons Luzerns auf. Dabei liegt die sogenannte Inzidenz des Entlebuchs zwar unter dem Schweizer Durchschnitt, doch im Kanton Luzern ist es die Region mit den verhältnismässig meisten Fällen pro 100'000 Einwohnern, nämlich 930 (zentralplus berichtete).

Zurückgerechnet auf die gut 24'000 Einwohner im Wahlkreis Entlebuch bedeutet dies, dass rund 220 Fälle in den vergangenen 14 Tagen gezählt wurden. In der Stadt Luzern kommt man bei 80'000 Einwohnern auf rund 580 Fälle in derselben Zeit.

Die Zahlen «müssen im gesamtschweizerischen Kontext interpretiert werden», mahnt Kantonsarzt Roger Harstall auf Anfrage von zentralplus. Ein einzelner Fall wirke sich nämlich in Regionen Orten mit kleinen Bevölkerungszahlen stärker auf die berechnete Inzidenz aus als ein Fall Fälle in bevölkerungsreicheren Regionen.

Keine Superspreader-Events im Entlebuch

Harstall erklärt: «Ein zusätzlicher Fall im Wahlkreis Entlebuch mit einer Bevölkerungszahl von rund 24'000 Personen führt zu einem Inzidenzanstieg von 4, während ein Fall im Wahlbezirk Luzern-Stadt mit rund 80'000 Einwohnern der Wert um «nur» 1,25 ansteigen lässt.»

Gerüchten zufolge soll es in der Gemeinde Flühli – genauer in Sörenberg – innert kurzer Zeit mehrere Fälle innerhalb von Familien gegeben haben. Das wäre eine Erklärung, wie die Zahl sich rasch erhöhen konnte. Beim Kanton bestätigt man dies nicht. Über «Superspreader-Events» sei nichts bekannt. Harstall ist der Meinung, dass man nicht von einem «Hotspot Entlebuch» sprechen könne.

Es bleibt die Frage offen, weshalb die Region Entlebuch mit 960 Fällen auf 100'000 Einwohner, schweizweit zwar immer noch tief, im Vergleich zur Stadt Luzern mit 667 solcher Fälle jedoch die höchsten Fallzahlen des ganzen Kantons aufweist.

Fälle werden rasch zu Dorfgespräch

Die Gemeindepräsidentin von Flühli, Hella Schnider-Kretzmähr betont, dass ihre Gemeinde lange von Corona-Fällen verschont geblieben sei. Mitte Oktober sei das Virus aber wieder in der 2000-Einwohner-Gemeinde aufgetaucht: «Im Familien- und Freundeskreis ist es da zu Fällen gekommen.» Jedoch handle es sich hierbei um Einzelfälle, betont Schnider-Kretzmähr.

Die Gemeindepräsidentin kann sich aber vorstellen, dass in bevölkerungsarmen Gemeinden Corona-Fälle schneller die Runde machen als etwa in der Stadt. «Bereits wenn ein paar wenige Personen an Corona erkrankt sind, spricht sich das im Dorf herum.»

Hoffen auf einen guten Winter

Man habe aber rasch reagiert: «Als die Fälle zunahmen, haben wir sofort freiwillig auf alle Vereinsanlässe verzichtet, um Schlimmeres zu verhindern», führt sie aus. In den letzten Tagen habe es in den beiden Ortsteilen Sörenberg und Flühli kaum neue Coronafälle gegeben.

Natürlich hofft die Gemeindepräsidentin, dass das auch so bleibt. In Sörenberg bereitet man sich nämlich gerade auf die Wintersaison vor. Man hoffe, dass «trotz allem» die Skipisten präpariert und befahren werden können. Noch müssen die Skigebiete nämlich damit leben, dass niemand genau weiss, wie die Wintersportsaison genau aussehen wird.

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