News aus Luzerner Altstadt

Hotel Des Alpes: «Nie mehr Touri-Schuppen»

Das Direktoren-Paar Merkli will weg vom verstaubten Touri-Beiz-Image des Hotels Des Alpes. Aus dem jahrhundertealten Haus an der Reuss soll ein schicker Schuppen für Einheimische werden. Momentan ist das Haus noch eine staubige Betonhöhle – alles muss raus, alles wird neu. Und auch das Restaurantkonzept wird total umgekrempelt. 

Das alte Haus hat schon vieles erlebt, einen solch radikalen Umbau aber noch selten. Das Hotel Des Alpes an der Furrengasse 3, direkt an der Reuss mit Sicht auf die Luzerner Kapellbrücke, wird komplett ausgehöhlt. Alles wird bis auf die Grundmauern rausgekratzt. Im historischen Gebäude des 15. Jahrhunderts geht es zu und her wie auf einer Grossbaustelle.

Wände werden rausgerissen, Metall muss die morbiden Mauern stützen, Staub und Dreck wirbeln durch die Luft und mittendrin in diesem Chaos empfängt uns das Direktoren-Ehepaar Sandra und Pascal Merkli. «Es wird sich alles ändern», prophezeien sie – und verraten exklusive Details zum neuen Restaurantkonzept. 

Alles muss raus 

Nach zwei Jahren Planung wird das ganze Restaurant im Untergeschoss ausgehöhlt und komplett renoviert. «Das war dringend nötig», sagt Pascal Merkli, der zusammen mit seiner Frau den Betrieb vor drei Jahren übernahm. Früher führte das Paar das Hotel Schweizerhof im Engadiner Sils/Maria. Die 45 Hotelzimmer wurde ebenfalls leicht erneuert.

Rund zwei Dutzend Bauarbeiter sind am Werk. Sie machen die historischen Bauelemente wieder sichtbar (siehe Box am Ende des Artikels). Aus den verwinkelten Räumen wird viel Material rausgenommen. «Das passiert in enger Absprache mit dem Denkmalschutz», sagt Merkli. Einige Mauern datieren zurück auf das Jahr 1534.

Bei diesem «groben Eingriff» wusste man nicht, was in den alten Wänden noch alles hervorkommt, sagt Merkli und grinst. «Wir haben sogar einen alten Safe entdeckt, von der früheren Metzgerei. Leider war er leer.» Nun werden auch die alten Kellergewölbe wieder sichtbar, die vorher durch die heruntergesetzte Decke des Restaurants Des Alpes verdeckt waren.

 

Durch den Rückbau wurden alte Gänge wieder frei. Dort, wo die Küche des Des Alpes war, wird nun eine alte Gasse freigelegt, die früher zwei Gebäude trennte. Ein «Schweingässli» wurde vor Jahrhunderten im Grundbuch der Stadt Luzern eingetragen. «Das können wir nun wieder zeigen», sagt Merkli. Den Weg hätte man eigentlich laut Grundbuch (übrigens noch bis vor Kurzem) frei lassen müssen, damit man Säue zum Schlachten von der Altstadt an die Reuss treiben konnte.

Der Umbau ist nicht nur anspruchsvoll, sondern auch finanziell aufwendig. Zur Höhe der Investitionen möchten die Betreiber keine Angaben machen. Bekannt ist: Seit den Fünfzigerjahren ist das Gebäude im Familienbesitz. Die Erben des Hoteliers Werner Durrer (1885–1958) kontrollieren die heutige Eigentümerin, die Hotel des Alpes AG. Das Geld wurde von den Besitzern angespart.

Die «Schweingasse» führt quer durchs Gebäude. Sie wird wieder sichtbar gemacht.

Radikale Konzeptänderung

Bis vor Kurzem galt das Des Alpes etwas abschätzig als Touristenbeiz an bester Lage, welche vor allem gutes Geld mit asiatischen Gästen verdiente. Im Winter hingegen lief nicht viel. Für Einheimische war das Angebot nicht sehr attraktiv. «Wir haben gemerkt, dass die Luzerner Gäste vor allem wegen des Ambientes nicht mehr zu uns kommen», sagt Pascal Merkli.

Die Einrichtung im Des Alpes war in die Jahre gekommen. Und es wurde mit vorgefertigten Produkten gekocht. «Das war Nullachtünfzehn», meint Pascal Merkli. Das wolle man nicht mehr. Auf der alten Karte fand man immer etwa das Gleiche: Schnitzel und Pommes Frites oder Fondue für die asiatischen Gäste, egal ob es draussen 30 Grad heiss war. 

«Wir wollen eine radikale Konzeptänderung und das voll durchziehen.»

Sandra Merkli

Das soll sich nun alles ändern, verspricht das Direktoren-Ehepaar. Ausgestattet werden die Räume neu mit viel Nussbaumholz, Stein und einer acht Meter langen, in sich leuchtenden Bar. «Wir wollen die alte Perle wieder zum Glänzen bringen», freut sich Sandra Merkli.

Lange Geschichte

Das Haus wurde von Niklaus Amlehn 1553 entweder neu oder umgebaut. Der damalige Architekt ist nicht bekannt. Die Wohnhäuser der Furrengasse lagen am Ufer der Reuss. In den Jahren 1874/75, als das Gebäude in ein Hotel umfunktioniert wurde, entstand die Fassade zur Reuss hin grösstenteils neu.

Einerseits erhöhte der Architekt, Albert Meyerhofer, das Gebäude um ein Stockwerk. Der Giebelaufbau und der südländisch anmutende, loggiaähnliche Umbau des 4. Obergeschosses stammen aus dem Jahre 1908. Ein nächster umfassender Eingriff erfolgte 1991 durch die Architekten Tüfer + Grüter + Schmid mit dem Durchstoss der Brandmauer zum Bell-Haus an der Furrengasse 1. 

Erste Nachrichten über den Innenausbau des Hotels sind erst 1833 greifbar, als die Stadt für das Stadtgericht Säle und Zimmer einrichten liess. Der damalige Architekt war Plazid Segesser von Brunegg. Ob und wann in diesem Gebäude auch Gericht gehalten wurde, kann nicht mehr bestimmt werden. Später wurden Wohnungen (für die Familie Schobinger), Hotelzimmer, Magazinräume etc. frisch eingebaut.

 
Das neue Lokal solle vor allem einheimische Gäste ansprechen. Davon sind die neuen Betreiber überzeugt. Aber warum aufs gut laufende Fondue-Geschäft mit den Touristen verzichten? «Wir wollen eine radikale Konzeptänderung und das voll durchziehen. Das Des Alpes soll nicht mehr sein, was es vorher war», sagt die Direktorin. Es gäbe im August kein Käsefondue mehr.

Essen wie bei Mama

Alles in allem geht das Restaurant Des Alpes mit dem neuen Konzept nach der Mode. «Es werden Gerichte serviert, die man kennt, aber auf unsere Art interpretiert», sagt Pascal Merkli. Soll heissen: In Zukunft wird ganz nach Mamas Art gekocht. «Wir werden voll auf Regionalität setzen.»

Auf der neuen Karte wird ein Rindfleischangebot sein. Das Fleisch stamme von einem Lieferanten aus der Schweiz und werde sechs Wochen am Knochen gereift. Dazu werden geschmorte Speisen angeboten und vegetarische Gerichte, oder auch ein hausgemachtes Luzerner Pastetli. Es soll für jeden etwas dabei sein.  

Dabei sei klar, dass die Menüs ihren Preis haben werden. «Wir sind dann sicher nicht das billigste Restaurant der Stadt. Aber auch eines, das sich viele gut leisten können», sagt der Hoteldirektor. Es werde auch Gerichte geben, die um die 20 Franken kosten. Am Karfreitag, 25. März, ist Wiedereröffnung. Ob die alte Altstadtperle Des Alpes dann wieder glänzt? 

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Besitzer: Vom Stadtschreiber bis zum Bundesrat

Im 18. Jahrhundert wohnte der jeweilige Stadtschreiber in diesem Haus, das Gebäude scheint also irgendwann in städtischen Besitz gewechselt zu haben. 1838 veräusserte die Stadt das Haus an die Korporationsgemeinde, welche es 1846 an den Entlebucher Küfermeister Josef Wicki verkaufte. Wicki trat das Haus zum gleichen Preis bereits eine Woche später an Christian Liechti-Schobinger ab.

Wohl weil Liechti ein reformieter Berner war, trat Wicki als Strohmann auf. Von den Erben des Christian Liechti gelangte das Haus 1850 an den Luzemer Handelsmann Ignaz Minder. Der Weinhändler Heinrich Schobinger-Gloggner ersteigerte 1878 die Liegenschaft aus der Konkursmasse lgnaz Minders für sich und seine Familie als Wohnhaus. Von 1878 bis 1882 bewohnte auch Joseph Anton Schobinger (1849-1911), von 1908 bis 1911 Bundesrat, dieses Haus.

1907 wechselte das Haus, nunmehr zum Hotel des Alpes mutiert, erneut den Besitzer. Aus dem Besitz der Gebrüder Joseph Anton und Albert Schobinger gelangte das Gebäude nun in die Hände von Caspar Troxler, seit 1901 Wirt des Hotels des Alpes. 1922 erbte Emil Troxler das Hotel. Von seinen Erben gelangte es für kurze Zeit in den Besitz der Schweizerischen Volksbank, ehe es 1943 der Hotelier August von Holzen kaufte. Ab 1950/51 trat Werner Durrer (1885-1958) als Besitzer des Hotels auf. Seine Erben kontrollieren die heutige Eigentümerin, die Hotel des Alpes AG.


Mehr Bilder vom Umbau finden Sie hier in unserer Slideshow:

 


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