Rat vom Förster und der Feng-Shui-Beraterin

Holzhacken, Tee trinken oder abwarten? Experten-Tipps gegen den Winterblues

Holz spalten hilft, um im Winter auch draussen warm und aktiv zu bleiben. (Bild: Adobe Stock)

Er ist wieder da: der Winter. Und mit ihm kann die Stimmung schon mal unter die Nebelgrenze sinken. Dabei bietet unsere Region genügend Gelegenheiten, auch in der dunklen Jahreszeit die Stimmung aufzuheitern.

Auch die kommenden Tage bringen wieder wechselhaftes Herbstwetter. Alle Jahre wieder rät der Arzt: «Geh trotzdem nach draussen und schnapp dir so viel Licht wies geht». Es soll der beste Weg sein, uns vor dem Winterblues zu behüten, unseren Vitamin-D-Bedarf zu decken und dabei genügend Serotonin auszuschütten, dem gefragten Glückshormon, aus dem auch Schokolade gemacht sein soll (oder so ähnlich). Okay. Wir hätten da aber noch ein paar Fragen:

Denn, lieber Herr Doktor, was sollen wir überhaupt tun, wenn wir draussen in der Kälte stehen? Können wir nicht auch drinnen für gute Laune sorgen? Und: Darf ich den Winterblues auch einfach mal durchseuchen? Wir haben bei verschiedenen Berufsleuten nachgefragt, welche Tipps sie geben können, wie sie ihr Fachwissen nutzen, um kaltnasse Wintertage mit einem Lächeln zu bestehen – wenn das überhaupt gewünscht ist.

1. Ab in den Wald

Wir beherzigen zunächst einmal den Rat des Arztes und stehen dick eingepackt draussen in der Kälte. Was tun, Bruno Röösli? Für den Luzerner Kantonsförster ist klar: «Es tut gut, bei kaltem Wetter einen Spaziergang im Wald zu unternehmen, Lärm und Hektik zurückzulassen und in die Stille des Waldes einzutauchen. Die Gedanken ordnen sich, man spürt plötzlich den eigenen Atem.»

Die Ruhe liege auch im Geäst der Bäume: «Kleine Dinge wie die grünen Efeuranken an den kahlen Baumstämmen kommen zum Vorschein. Auf unbefestigten Wegen oder im Schnee werden Spuren von Wildtieren sichtbar.» Es lebt im Wald. Das macht die Kälte erträglicher.

2. Versteckis spielen oder Brennholz spalten

Es spreche nichts dagegen, auch im Winter mit Kindern im Wald Versteckis zu spielen oder eine Wurst zu bräteln. «Am Feuer oder mit der Bewegung ist die Kälte rasch vergessen. Das wissen auch Menschen, die Brennholz spalten oder als Profi Bäume fällen.» Wildes Baumfällen ist nicht angesagt. Aber vielleicht zeigt euch der Nachbar mit dem Holz-Cheminée, wie ihr die Axt richtig schwingt, um mit den Scheiten ein kleines Feuer zu entfachen.

Versteckis im Wald hält fit und macht Spass. (Bild: Adobe Stock)

3. Einen Zweig mit nach Hause nehmen

Wer dann von einem Holzschlag ein paar Zweige mit nach Hause nimmt, «kann nach zwei bis drei Wochen beobachten, wie die Knospen in der warmen Stube austreiben oder blühen», so Röösli. «So wird die Kraft der Natur auch im Winter drinnen spür- und sichtbar.»

Ein paar Pinienzweige in einer schicken Vase. (Bild: Adobe Stock)

4. Happy Chai mit Rum zubereiten

Wieder zu Hause angekommen, stellen wir den im Wald gefundenen Ast in eine Vase. Dann machen wir uns erst einmal einen Tee. Es ist die Empfehlung von Koch Manuel Santana, der nicht am, sondern im Südpol an den Herdplatten steht.

«Als gebürtiger Costa Ricaner habe ich schon früh bemerkt, dass mir der Winter nicht nur gut tut», sagt der in Obwalden aufgewachsene Küchenchef. So empfiehlt Santana, wenn Wetter und Zeit gegen Skifahren auf der Melchsee-Frutt sprechen, das folgende Rezept für gute Laune:

Zutaten für 1 Liter:

  • 8 dl Wasser
  • 2 dl Milch
  • Ein kleines Stück Zimt (Drittel einer Stange)
  • 2 Kapseln grüner Kardamom
  • 5 Körner schwarzer Pfeffer 
  • Eine Prise Zimt
  • 2 Nelken
  • 1 Sternanis
  • Schwarztee
  • Ein Lorbeerblatt
  • 1 dl Rum
  • Honig oder Zucker nach Belieben

Zubereitung: Wasser und Milch aufkochen, die kurz gerösteten Gewürze (ausser Lorbeer) beigeben und rund 1 dl Wasser reduzieren lassen, ein Beutel Schwarztee beifügen und 3 Minuten ziehen lassen. Danach abkühlen, Rum und nach Belieben Honig beifügen und mit Eis und je nach Geschmack etwas Minze geniessen. Schmeckt auch heiss.

Das könnte dann so aussehen: Chai mit einem Schuss Rum und einem Herbstblatt als Dekoration. (Bild: Adobe Stock)

5. Mit dem neuen Gelb die Sonne in die Stube bringen

Nun machen wir es uns mit einer Tasse Tee gemütlich. Doch Moment mal: In der Stube ist es vielleicht gar nicht so kuschelig, wie es sein könnte. Sonja Bucher ist Feng-Shui-Beraterin und Farbdesignerin. Sie hat viel Erfahrung damit, Räume so zu gestalten, dass sie freundlich und einladend wirken. 

«Die Farbe Ockergelb ist gerade sehr beliebt und wird auch von den Kunden häufig nachgefragt», sagt sie. «Viele haben das Bedürfnis, zu den heute oft verwendeten kalten Farbtönen mehr Wärme in den Raum zu bringen.

Egal, ob man es nun als sonnengelb oder ocker verpacke: «Die Kraft von Gelb wird uns in der Raumgestaltung immer wieder begleiten», ist Bucher überzeugt. «Gelb hat eine stimmungaufhellende Wirkung und fördert die Konzentration und Lernfähigkeit. Da wir es mit Sonne, Wärme, Ernte, Gold und Ähnlichem in Verbindung bringen, wird Gelb von den meisten Menschen als sehr positiv wahrgenommen.»

Auch diese Katze geniesst das ockergelbe Sofa. (Bild: Adobe Stock)

Die ideale Farbe also, um Räume und damit auch den Menschen strahlen zu lassen. «Dabei muss es nicht immer gleich ein neues Sofa oder eine farbige Wand sein – Bettanzüge, Vorhänge, Bilder oder ein paar neue Kissen tun den Zweck auch.» Der gleiche Trend gelte auch für die Kleidermode: «Ein ockerfarbenes Stück kann uns den ganzen Wintertag begleiten.»

6. Trotz Weltschmerz optimistisch bleiben

Wer jetzt auf dem neuen ockerfarbenen Sofa den TV einschaltet, den befällt gleich wieder der Weltschmerz: Klimawandel, Krieg, Flüchtlingskrisen – der Weltuntergang scheint nahe. Doch der bekannte Luzerner Zukunftsforscher Georges T. Roos meint, dass wir oft ein allzu negatives Bild von der Welt haben: «Das Risiko, dass wir gewaltsam ums Leben kommen, ist historisch gesehen noch nie so gering gewesen», hält Roos dagegen, der ein privat finanziertes Zukunftsforschungsinstitut betreibt. Und: «Selbst wenn das Bauchgefühl etwas anderes sagt: Kriminalität geht laufend zurück.»

Roos empfiehlt, sich auch wieder einmal die positiven Entwicklungen der letzten Jahrzehnte vor Augen zu führen: «Heute ist die weltweite Kindersterblichkeit massiv kleiner als vor 50 Jahren: Damals starb jedes 5. Kind vor seinem fünften Geburtstag; heute ist es jedes 20. Kind.» Das seien noch immer zu viele – «aber die Richtung stimmt».

«Wir haben viel erreicht.»

Georges T. Roos, Zukunftsforscher

Ebenso steigt die weltweite Lebenserwartung: «Im Durchschnitt darf 2020 jeder Mensch auf dieser Welt damit rechnen, 70 Jahre alt zu werden. Vor 50 Jahren betrug die durchschnittliche Lebenserwartung kaum 50 Jahre.» Was uns das sagt: «Wir haben viel erreicht! Das sollten wir trotz der grossen Herausforderungen nicht vergessen.»

7. Den Winterblues einfach mal aushalten

Der Bluesmusiker akzeptiert, dass das Leben nicht nur schöne Seiten hat. Er lebt oft sogar von den traurigen Seiten verblichener, verpasster und unerwiderter Lieben, Schicksalsschlägen und Vergänglichkeiten. Schreibt Lieder darber. Und freut sich schon fast ein bisschen darob, dass im Winter auch bei Nicht-Bluesern die Stimmung gedämpft ist, wie durch ein Whiskyglas bei schummrigen Licht betrachtet. Etwas Melancholie kann auch schön sein – muss ja nicht todtraurig sein.

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