Bauern beherbergen ESAF-Fans: Regen als Spielverderber?

«Hoffentlich sinken die Wohnmobile nicht ein»

Landwirt Philipp Freimann: Erst Greenkeeper für den Rasen der ESAF-Arena, nun der Gastgeber von vielen Campern. (Bild: Markus Mathis)

Ein beträchtlicher Teil der Besucher des «Eidgenössischen» in Zug übernachtet auf freiem Feld in der Umgebung des Festgeländes. Dort haben mehrere Bauern Vorbereitungen zur Unterbringung von Tausenden getroffen. Aber eine Sorge treibt sie um.

«Beim Schlafen im Stroh lässt sich noch etwas machen», sagt Serge Duperrex. «Aber die Zahl der freien Zivilschutzbetten ist schon sehr klein geworden.» Duperrex ist einer jener Landwirte, die Besucher des Eidgenössischen bei sich auf dem Hof Stöckweid beherbergen. Einer der wenigen, die noch freie Plätze haben. Bekanntlich ist der ESAF-Camping längst ausgebucht.

Eine Erweiterung des Geländes für Zelte hatte vor einigen Wochen weitere Anmeldungen ermöglicht. Die letzten Plätze sind indes schon wieder vergeben. «Wir gehen davon aus, dass 9’000 Personen auf dem Gelände übernachten, sagt ESAF-Medienchef Freddy Trütsch. Hinzu kommen 2’800 Plätze in Massenunterkünften, die das ESAF vermittelt hat.

Anlaufstelle für Spontane

Spät interessierte Camper werden vom Organisationskomitee an einen Landwirt in Steinhausen verwiesen, dessen Zeltgelände freilich auch schon ausgebucht ist – und eben an Duperrex.

«Der Trend zum Camping hat sich bei den letzten ‹Eidgenössischen› immer stärker akzentuiert.»

ESAF-Mediensprecher Freddy Trütsch

«Wir haben eine Kapazität von ungefähr 120 Personen», sagt er. «Maximal vielleicht 220.» Mit den ESAF-Organisatoren sei er übereingekommen, dass Wohnmobile, die kurzentschlossen und ohne Anmeldung in Zug auftauchen, zu ihm auf den Hof umgeleitet werden.

Zwischen Brünig und Glarnerland

Der Bauernhof Stöckweid steht zwischen Knonau und Mettmenstetten im Kanton Zürich. Er zeigt, wie weit gefasst der Bereich ist, den die Organisatoren den Besuchern des «Eidgenössischen» für eine Übernachtung empfehlen. Abzulesen ist er am Geltungsbereich des Eintrittsbillets auf den Linien des öffentlichen Verkehrs.

Der Übernachtungsperimeter reicht vom Brünig bis ins Glarnerland, von der Schöllenenschlucht bis an die Aare – umfasst also den grössten Teil der Zentralschweiz, das Freiamt und den halben Kanton Zürich. 

Campen immer beliebter

Der grösste Teil der Festbesucher indes möchte dem Geschehen nahe sein. Auf Buchungsplattformen wie booking.com oder Airbnb gibt es vorübergehend nur vereinzelte und teils sehr teure Unterkünfte in Zug und Umgebung.

Der Hauptharst lagert ohnehin auf freiem Feld. «Der Trend zum Camping hat sich bei den letzten «Eidgenössischen» immer stärker akzentuiert», sagt Freddy Trütsch, der die ESAF schon seit den 1970er-Jahren beobachtet.

Schlafen in der Nachbarschaft

Viele Besucher reisen in Gruppen an und feiern nach dem Geschehen auf dem Festgelände gern noch im vertrauten Rahmen. Neben dem ESAF-Camping sind es vorab die umliegenden Höfe in Zug, Baar und Steinhausen, die grössere Gruppen von Schwingerfreunden beherbergen.  Sie sind unschwer zu erkennen an den Stromanschlüssen, die auf den Wiesen in die Höhe ragen.

Neuhof in Baar: Viele Landwirte in der Lorzenebene nehmen keine neuen Campinggäste fürs ESAF mehr an und sind vollauf mit Vorbereitungsarbeiten beschäftigt. (Bild: mam)

Zum Beispiel auf der Au in Zug bei Philipp Freimann. Er ist einer jener Leute, die sich im Zentrum des ESAF wiederfinden. Sein Betrieb hat einen Teil des Festgeländes und des offiziellen Campinggeländes zur Verfügung gestellt. Freimann selber hat sich als Greenkeeper des heiligen Rasens in der ESAF-Arena betätigt, ihn gehegt und gepflegt. «Das war mein Leben», sagt er.

Von 0 auf 600

Neben dem ganzen Trubel wollte er sich eigentlich keine zusätzliche Bürde mit dem «Eidgenössischen» aufladen, wurde aber von Anfragen überrannt. «Erst fragte eine kleine Gruppe an, ob sie bei mir übernachten könnten, dann kamen Vereine und weitere Interessenten dazu», sagt er.

Nun erwartet er privat gegen 600 Gäste und trifft die letzten Vorbereitungen vor ihrem Eintreffen. Die WC- und Duschhäuschen stehen schon, die Stromleitungen sind gelegt, nun putzt er die leergeräumte Remise heraus und dekoriert sie mit Lichterketten.

Zufahrt erschwert

Aufwand bereitete Freimann indes nicht nur die technischen Installationen, auch die Bewältigung von Bürokratie kostete Zeit. Die Einhaltung von Brandschutzvorschriften wiege für einen Camping nicht schwer, meint er.  Aufwändiger sei das Erfassen der Personalien der Gäste, denn der Polizei muss Meldung über die Übernachtenden gemacht werden – wie von einem normalen Beherberbungsbetrieb.

«Das Land vermag in den nächsten Tagen wieder abzutrocknen.»

OK-Präsident Heinz Tännler

Nervenaufreibend im Fall von Freimann war schliesslich das Beschaffen von Zufahrtskarten für die Umgebung des Festareals. Sein Hof ist über Strassen erreichbar, auf denen während des ESAF Verkehrsbeschränkungen herrschen. Für die Zufahrtsbewiligungen gabs lange Zeit bürokratische Hürden. Erst seit wenigen Tagen werden sie für Anwohner problemlos über den Schalter einer Zuger Baufirma ausgegeben. 

Frühstück und Schlummertrunk

Für die Gäste hat Freimann auch ein Festzelt aufgestellt. In gastronomischer Hinsicht kann er auf Bewährtes bauen. Das Restaurant Freimann, ein schönes altes Bauernhaus mit getäferter Stube und lauschiger Gartenbeiz, wird von seiner Schwester geführt. Es ist eine Institution vor Ort – und natürlich mit der nötigen Infrastruktur ausgestattet.

Das fällt auch bei den andern Landwirten auf, die sich vorübergehend als Campingwarte betätigen: Servieren sie den Gästen Essen und Trinken, dann greifen sie auf bestehende Einrichtungen zurück. Die Duperrex in Knonau etwa bieten in ihrem Betrieb Gastro-Events an. Der Raum wird nun fürs Frühstück der Schwingerfreunde genutzt. Er ist gross, entsprechend ausgestattet und kann gegen 150 Personen aufnehmen.

Sorge bereitet der tiefe Boden

Nachdem die technischen und administrativen Vorbereitungen erledigt sind, ist das Wetter die grösste Sorge der Landwirte, die einen Camping betreiben. «Hoffentlich sinken mir die Wohnmobile auf dem Land nicht ein», sagt Philipp Freimann nach dem Regen der letzten Tage.

Dies glaubt man zumindest bei den Organisatoren des ESAF nicht. Dort hat man mittlerweile nach Konsultation von Meteorologen den Plan B fürs Parkregime abgeblasen.

«Wetter tipptopp»

Bei anhaltenden Niederschlägen wären die geplanten Parkplätze in der Lorzenebene auf versiegelte Flächen verlegt worden – in Rotkreuz oder beim Einkaufszentrum Zugerland in Steinhausen. Damit man die Fahrzeuge nicht mit Traktoren aus dem Morast des ruinierten Landwirtschaftslands ziehen muss.

«Das Wetter ist am Wochenende aber tipptopp», hat sich OK-Chef Heinz Tännler bestätigen lassen. Die Niederschlagsmenge sei geringer ausgefallen als erst befürchtet. «Auch das Land vermag in den nächsten Tagen wieder abzutrocknen», ist er sicher.

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