Schüler hoffen auf Hitzeferien

Hitzewelle rollt über Zug – nun wartet auch noch der Sporttag

Am Sporttag der Kanti Zug sind dieses Jahr rote Köpfe garantiert.

(Bild: Kantonsschule Zug)

36 Grad und es wird noch heisser – über die Schweiz rollt diese Woche eine lähmende Hitzewelle. Für die Zuger Schüler ein ziemlich undankbarer Zeitpunkt, denn noch sind die Sommerferien erst am flimmernden Horizont zu erkennen. Und ausgerechnet jetzt müssen sich die Kinder draussen verausgaben.

Kaum klettert das Thermometer über die 30-Grad-Marke, ächzt so mancher Zuger unter der Hitze. Schaut man sich die Aussichten für den Rest der Woche an, kann einem mitunter schwindlig werden, als sitze man seit Stunden an der prallen Sonne. Den Höhepunkt erreicht die Hitzewelle voraussichtlich am Mittwoch mit 36 Grad.

Ausserdem steht heute Dienstag der Sporttag auf dem Programm. «Falls nötig, wird es bestimmt Anpassungen beim Programm geben», sagt Lukas Fürrer, Generalsekretär der Direktion für Bildung und Kultur. Denn ein 12-Minuten-Lauf bei über 30 Grad müsse nicht zwingend sein.

Leiter stehen in der Verantwortung

Peter Hörler, Direktor der Kantonsschule Zug, sagt: «Sowohl unsere Sportlehrpersonen als auch die Schülerinnen und Schüler sind sich der besonderen Umstände bewusst und werden reagieren können. So gilt es, bei Bedarf oder Notwendigkeit das Programm in geeigneter Form anzupassen.»

Konkreter wird Hörler nicht, er verweist darauf, dass der Sporttag an der Kanti Zug keine Grossveranstaltung an einem einzelnen Ort mit allen 1500 Personen sei. «Die Klassen arbeiten in einzelnen Veranstaltungen und Workshops dezentral an vielen verschiedenen Orten, die jeweiligen Leiterinnen und Leiter werden deshalb je vor Ort angepasst auf die jeweilige Situation reagieren.»

Maturaprüfungen sind geschafft

Hörler verweist weiter auf die Website der Kanti, auf der die Schule mahnt: Sonnencreme auftragen, Cap oder Hut auf den Kopf, regelmässig abkühlen und vor allem viel Wasser trinken. Wegen der Hitze habe man noch nie einen Sporttag verschieben müssen.

«Wenn wir mit 24 oder 48 Stunden Vorlaufzeit Hitzeferien ankündigten, würden sich zahlreiche Eltern beschweren.»

Stephan Schleiss (SVP), Zuger Regierungsrat und Präsident Bildungsrat

Was den Unterricht selbst anbelangt, seien keine grossen Änderungen nötig, sagt Fürrer. An den meisten grösseren Schulen seien die Prüfungen durch – dies gelte auch für die Maturaprüfungen. «Der Rest muss sich halt darauf einstellen», sagt er.

Während sich manch ein Angestellter dieser Tage in die Ferien verabschiedet, steht für die Zuger Schülerinnen also Durchhalten auf dem Stundenplan. Denn das Auslaufen in den letzten Tagen vor den Sommerferien findet erst nächste Woche statt. In dieser Woche ist noch eisernes Sitzen respektive Kleben auf der Schulbank angesagt.

Bildungsrat hätte die Macht

Oder etwa doch nicht? Winkt den Schülern Hitzefrei wie in Deutschland, wo in Räumen über 35 Grad nicht gearbeitet werden darf?

Rein theoretisch wäre dies möglich. In der Schweiz existiert keine behördliche Regelung für ein «Hitzefrei». Vielmehr läge es in Zug in der Kompetenz des Bildungsrats, Hitzeferien auszurufen. Dieser ist zuständig für strategische Entscheide im Bereich der obligatorischen Schulzeit. Laut Präsident Stephan Schleiss (SVP) denke der Bildungsrat jedoch nicht daran, egal wie hoch das Thermometer steigen mag.

«Es ist aus unserer Sicht absolut sinnvoll, dass die Kinder auch jenseits von 30 Grad zur Schule gehen.»

Lukas Fürrer, Generalsekretär Direktion für Bildung und Kultur

«Hitzeferien wird es in Zug nicht geben. Wir haben den Ferienplan abstrakt reguliert. Das heisst, beispielsweise die Sportferien finden immer in denselben Wochen des Jahres statt», erklärt der Landammann. Der Ferienplan sei deswegen jeweils auf die nächsten fünf Jahre hinaus fix. «Die Gemeinden wissen auch, dass es keine Hitzeferien geben wird», ergänzt er.

Bedenken wegen der Eltern

In der heutigen Zeit würden Hitzeferien sowieso zu Reklamationen führen, ist sich Schleiss sicher. «Wenn wir mit 24 oder 48 Stunden Vorlaufzeit Hitzeferien ankündigten, würden sich zahlreiche Eltern beschweren, dass sie doch nicht so kurzfristig umdisponieren können», gibt der Steinhauser zu bedenken.

Für die Gesetzesänderung: Der Zuger Bildungsdirektor Stephan Schleiss. Archivbild von einem Schulbesuch in Oberägeri.

Der Zuger Bildungsdirektor Stephan Schleiss hält nichts von Hitzeferien.

(Bild: zvg)

Um der Hitze Herr zu werden, könne man laut Schleiss schliesslich auch mit kleinen Dingen beginnen. Beispielsweise den Unterricht in den Wald verlegen, genügend trinken oder mehr Pausen einlegen.

Der Lehrer, Ihr Freund und Betreuer

Dies sind alles Dinge, die in der Kompetenz der Lehrpersonen liegen, wie Lukas Fürrer betont. «Die Lehrer sind für die Kinder zuständig, es liegt in deren Sorgfaltspflicht, dass es den Kindern gut geht – egal bei welchem Wetter.» Fürrer ist überzeugt, dass Beschwerden von Seiten der Eltern nicht lange auf sich warten lassen würden, sollten ihre Sprösslinge mit hochrotem Kopf nach Hause kommen.

«Die Schule übernimmt immer mehr eine Betreuungsaufgabe. Es wird erwartet, dass die Kinder auch jenseits von 30 Grad zur Schule gehen», so Fürrer weiter.

Er betont, dass man Vertrauen in die Lehrpersonen habe, dass sie den Unterricht der Hitze entsprechend anpassen – zumal dies auch ein Standardthema bei der Lehrerausbildung sei.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von mebinger
    mebinger, 25.06.2019, 12:33 Uhr

    Sorry, Beamte , die bei einem solchen Wetter eine Sporttag draussen nicht absagen sind Idioten. Das ist kein Sport, das ist Dummheit im Quadrat, die nur Bürokratie verbrechen kann und kommt jetzt nicht mit dem Einwand, wir hätten keine Beamten mehr, doch sie nennen sich nur nicht mehr so.

    Wer eine Schulbildung genossen hat , müsste eigentlich diese Woche Hitzeferien beschliessen, Jetzt bringt Schule echt nichts. Aber eben die Eltern müssen arbeiten also müssen die Kinder in die schule. Soweit zum Thema Kindeswohl

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