Der mörderische Bergsprint mitten in der Stadt

«Hilliminator» in Luzern: Das wohl härteste Velorennen der Schweiz

Kurz, eigenwillig, hart: Der Hilliminator verlangt von den Fahrern einiges ab.

(Bild: Stefan Kämpfen)

Zum fünften Mal jährte sich der «Hilliminator», das sowohl kürzeste wie auch härteste und eigenwilligste Bergrennen der Schweiz. Rund 60 wagemutige Männer und sechs Frauen wagten sich auf der Luzerner Hochbühlstrasse auf die 300 Meter lange und 60 Höhenmeter steile Strecke. Da bleibt schon vom Zuschauen die Luft weg.

Bereits der Name des kurzen Bergrennens hat es in sich: «Hilliminator» ist eine Wortkreation aus «hill» (Hügel) und «elimination» (Ausscheidung). Auf der Webseite von «Hilliminator» wird man mit den Worten «Bist Du bereit? Mehr Schmerz als Du denkst!» begrüsst.

Wenn man im Startgelände eingangs der Hochbühlstrasse steht und um die erste Kurve läuft, denkt man sich noch nichts Böses. Spätestens aber, wenn die zweispurige Asphaltstrasse in einen ebenso steilen wie engen Weg durch Waldgelände übergeht, ahnen die bereits arg ins Keuchen und Schwitzen geratenen Rennvelofahrer, was sie im letzten Teilstück erwartet.

Nicht im Kraut draussen

Als Zuschauer drängen sich gleich mehrere Fragen auf, wie zum Beispiel jene nach dem Sinn einer solch kurzen und steilen Strecke. Niemand kann das besser beantworten als Ruben Wey, der stets umtriebige Erfinder von «Hilliminator»: «Ich wollte schon immer einen Anlass organisieren, den es in der Schweiz noch nie zuvor gegeben hat und zwar etwas, das nahe bei den Menschen ist und nicht irgendwo «im Kraut draussen».

Dass er selbst passionierter Mountainbiker ist, kam ihm bei der Idee entgegen. «Als ich einmal die Hochbühlstrasse runtergefahren bin, schwor ich mir: Diese Strasse braucht ein Rennen!» Gesagt, getan: Bereits zum fünften Mal strampelten und keuchten nun die Rennvelofahrer das steile Strässchen Richtung Ziel. Die allermeisten von ihnen Amateure.

Ruben Wey, der Gründer von Hilliminator.

Ruben Wey, der Gründer von Hilliminator.

(Bild: Stefan Kämpfen)

Neben der Weltcup-Mountainbikerin Alessandra Keller aus Stans starteten nur gerade vier lizenzierte Velofahrer in den Lauf. Auf die Frage nach dem Grund entgegnete Wey: «Am Hilliminator kann man kein Preisgeld gewinnen. Ich vermute, das könnte der Grund sein, weshalb sich Lizenz-Fahrer vor diesem Anlass scheuen.»

«Es fängt zuerst recht mässig an, doch dann kommt die Wand.»

Markus Stüdeli, Teilnehmer

Dies, obwohl die schnellste Frau und der schnellste Mann einen Flug nach London an ein anderes Bergrennen gewinnen können. Ganz sicher spielen auch die enormen Strapazen eine Rolle, weshalb Elite-Fahrer lieber auf dieses kleine, aber feine Rennen mitten in der Leuchtenstadt verzichten.

Am Schluss kommt die Wand

Umso mutiger sind die Hobbyrennfahrer, die sich mehr recht als schlecht den steilen Hang hinaufkämpften. Einer von ihnen ist Markus Stüdeli von Faltrad plus GmbH. Er selbst, gekleidet in kurzen Karo-Hosen und einem schwarzen Blazer, bezwang den Berg mit einem Faltrad, dem sogenannten Brompton, um gleich Werbung für seine eigene Firma zu machen.

 

Dass die Strecke immer steiler werde, sei für den Hobbyvelofahrer am schwierigsten. «Es fängt zuerst recht mässig an, doch dann kommt die Wand.» Und am Schluss sei man dann doch «es bitzli suur». Dass sich der Mann mit der Beret-Mütze aber nicht die Freude am Event nehmen lässt, bewies seine Reaktion im letztjährigen Rennen. «Da habe ich mir während des Finallaufs mitten auf der Strecke eine Pause gegönnt und ein Bier zur Stärkung genehmigt.» Er lachte dabei schelmisch und verlor auch dann nicht den Mut, als er wenig später im Rennen von den ambitionierteren Fahrern überholt wurde.

Hobby-Rennvelofahrer Markus Stüdeli mit seinem Brompton.

Hobby-Rennvelofahrer Markus Stüdeli mit seinem Brompton.

(Bild: Stefan Kämpfen)

«Am Schluss ist man so richtig ausgekotzt»

Trotz der familiären Stimmung, die der Anlass nicht nur wegen des Kinderrennens im Vorfeld versprühte, nahmen die meisten Rennvelofahrer diesen Anlass sehr sportlich. Einige Minuten vor dem Start wurden die Mienen plötzlich ernst und viele von ihnen setzten dann einen Tunnelblick auf. Jetzt hiess es, sich für einige Minuten nur auf das Rennen zu fokussieren, alle Nebengeräusche auszublenden und den inneren Schweinehund zu besiegen.

Velorennfahrer Severin Portmann aus Sachseln.

Velorennfahrer Severin Portmann aus Sachseln.

(Bild: Stefan Kämpfen)

Dass die besten Fahrer für die 300 Meter lange und 60 Höhenmeter steile Strecke nur etwas mehr als eine Minute benötigten, spielt dabei keine Rolle. Der Wettkampf ist auch für eine solch kurze Rennzeit hart genug. «Das Schwierigste dabei ist, sich das Rennen richtig einzuteilen», weiss der 33-jährige Velorennfahrer Severin Portmann aus Sachseln. Man muss nicht selber auf seinem Drahtesel solch steile Abhänge hinaufgekraxelt sein, um sich vorzustellen, wie stechend das Brennen danach in den Oberschenkeln sein wird und wie langanhaltend der nachfolgende Muskelkater.

Doch das sei noch nicht das Schlimmste, wie Portmann beteuert: «Es ist definitiv die Lunge, die am Schluss am meisten ‹biist›.» Markus Stüdeli auf seinem Faltrad bringt es nach getaner Arbeit denn auch exakt auf den Punkt: «Die Idee, die Atmosphäre und die Leute sind toll, aber am Schluss bleibt einem die Luft weg. Man ist so richtig ausgekotzt.»

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