1:2 gegen Lugano in einem echten Playoff-Fight

Hilfe! Der EVZ schiesst zu wenig Tore

Am Ende mussten die Zuger (rechts Topskorer Grégory) gegen Lugano (links Elia Riva) klein beigeben, weil sie momentan zu wenig Tore schiessen. (Bild: Patrick Straub/freshfocus)

Trotz Zwei-Tore-Rückstand gegen den um den Playoff-Einzug kämpfenden HC Lugano hat der EV Zug dieses Mal den Faden nicht verloren. Allerdings konnte der Leader den Aufwärtstrend nicht fortsetzen, weil ein neues Problem in einem hartumkämpften Spiel auftrat.

Als Zugs Trainer Dan Tangnes nach einem Timeout gut eine Minute vor Schluss Goalie Leonardo Genoni durch einen sechsten Feldspieler ersetzt hatte, passierte es: Unter Druck spedierte ein Tessiner den Puck in der eigenen Zone über die Spielfeldbegrenzung.

Die Zuger und mit ihnen auch ein Teil des Publikums forderten vehement eine Zwei-Minuten-Strafe für den fehlbaren Lugano-Spieler. Doch die Spielleiter zeigten an, der Puck sei vor dem Verlassen des Eisfeldes abgefälscht worden.

Der Videowürfel in der Bossard-Arena brachte in Echtzeit rüber, wie Tangnes auf der Zuger Spielerbank mehrmals den Kopf schüttelte. Seine Spieler sollten den Ausgleich zum 2:2 nicht mehr schaffen, die Zeit zerrann wie Sand zwischen den Fingern.

Minuten später hatte der EVZ-Coach seine Emotionen schon ziemlich heruntergefahren und sagte mit einem süffisanten Lächeln: «Vielleicht kriegen wir ja am Samstag die Chance auf ein Powerplay.» Lugano musste im ganzen Match nicht ein einziges Mal in Unterzahl antreten, und am Samstag werden die Zuger in Biel erwartet.

Bittere Niederlage der Zuger

Um einem Missverständnis vorzubeugen: Lugano mit dem überragenden Goalie Sandro Zurkirchen, der einst bei Zug in Lohn und Brot stand, hat den Sieg nicht gestohlen. Die Tessiner haben sehr viel aus ihren Möglichkeiten rausgeholt.

«Wir wissen, dass wir mehr können. Dass wir zum Playoff-Start besser sein müssen.»

EVZ-Trainer Dan Tangnes

Und doch war die Niederlage für die Zuger eine bittere. Die Mannschaft von Dan Tangnes wollte offensichtlich den Beweis antreten, dass sie sich erfolgreich gegen Widerstände durchsetzen kann. Dass sie nicht den Faden verliert, wenn sich der Gegner entgegen des Spielverlaufs in Front schiesst (zentralplus berichtete).

Als EVZ-Captain Raphael Diaz auf der Strafbank sass, gelang Lugano der Führungstreffer (17.). Und als die Phase mit vier gegen vier Mann zu Beginn des zweiten Drittels gerade vorüber war, nutzte Lugano eine defensive Schwäche der Zuger zum 0:2 aus.

Lange Liste an Sündern

Doch der EVZ fiel nicht auseinander. Solch dunkle Momente kosteten ihn schon die Halbfinal-Teilnahme in der Champions League, die Chance auf eine Titelverteidigung im nationalen Cup-Wettbewerb und einige Punkte in der laufenden Qualifikation.

Die Zuger stemmten sich gegen ihr Schicksal, hatten am Ende das bessere Schussverhältnis (26:22) trotz dem Hintertreffen im ersten Drittel (7:12) und auch mehr und vor allem die besseren Chancen. Aber letztlich half alles nichts. Die grössten EVZ-Sünder hiessen Yannick Zehnder, Lino Martschini, Grégory Hofmann und Dario Simion. Aus Zuger Sicht war ihr Scheitern fast schon zum Verzweifeln.

Im 2020 hat der EVZ in acht Spielen bloss 22 Tore erzielt und 26 Tore kassiert. Und dennoch 15 Punkte eingefahren.

Witzige Geschichte um Morant

Die fehlende Effizienz lässt sich exemplarisch an EVZ-Topskorer Grégory Hofmann festmachen. Im neuen Jahrtausend hat der begnadete Scharfschütze erst ein Mal getroffen. Seit seinem letzten Treffer zum 4:5 in Biel sind genau 310 Spielminuten verstrichen.

«Der Match gegen Lugano macht deutlich, dass gratis nichts zu bekommen ist.»

Trotzdem ist Hofmann mit 19 Toren aktuell hinter Pius Suter (20) noch immer der zweitbeste Torjäger der Liga. Zum Schmunzeln: EVZ-Verteidiger Johann Morant, der gegen Lugano mit einem Weitschuss das 1:2-Schlussresultat bewerkstelligte (41.), hat im neuen Jahrzehnt einen Treffer mehr auf dem Konto als Hofmann.

Die zurzeit ungenügende Effizienz seiner Mannschaft im Abschluss bereitet Tangnes kein Kopfzerbrechen. Der Cheftrainer ordnet ein: «Zwischen 8,5 und 11 Prozent liegt normalerweise das Verhältnis zwischen abgegebenen Schüssen aufs gegnerische Tor und den Torerfolgen. Bei uns lag der Wert in dieser Qualifikation lange im obersten Bereich. Jetzt läuft es nicht mehr so. Aber Wellenbewegungen sind normal in einer langen Qualifikation.»

EVZ muss Hausaufgaben erledigen

Die Anhänger der Zuger mögen sich damit trösten, dass eine ungenügende Chancenauswertung leichter gegen Ende der Qualifikation zu ertragen ist als in den Playoffs (ab dem 7. März). Tangnes weiss: «Der Match gegen Lugano macht deutlich, dass gratis nichts zu bekommen ist.»

Der 40-jährige Norweger hat Recht damit, dass «wir mehr Tore verdient hätten gegen Lugano». Aber er weiss auch, dass «wir noch mehr können, dass wir zum Playoff-Start besser sein müssen.»

Seine Mannen und er werden gut dafür entlöhnt, die Hausaufgaben zu erledigen.

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