Lichter-Reportage aus den Zuger Gemeinden

Hier wird die Weihnachtsbeleuchtung auf die Spitze getrieben

Atemberaubend stimmungsvoll: Die konisch stilisierten Weihnachtsbäume in Rotkreuz.

(Bild: woz)

Jetzt hängen sie wieder – die Weihnachtsbeleuchtungen in den Zuger Gemeinden. zentralplus hat sich bei einer Fahrt durch den Kanton die mehr oder weniger stimmungsvollen «Liechtli» angeschaut. Dabei geht es um abhanden gekommene Weihnachtsbäume ebenso wie um einen Hauch von New York.

Um es vorwegzunehmen – nicht überall im Kanton Zug leisten sich die Gemeinden Lichtgirlanden im Advent, um vorweihnachtliche Stimmung zu erzeugen. Das Paradebeispiel ist seit Jahren Neuheim. Okay, das Dorfzentrum der Berggemeinde ist vielleicht tatsächlich zu klein für eine umfassende Weihnachtsbeleuchtung. Ausserdem kompensieren viele Neuheimer mit privaten Liechtli bestens, dass es bei ihnen keine offizielle Illumination gibt.

Cham ist der Weihnachtsbaum abhanden gekommen

Dagegen hat eine grosse Zuger Gemeinde derzeit ein echtes Problem: Cham. Nachdem der grosse Mammutbaum der Nestlé wegen Pilzbefall im letzten Jahr gefällt werden musste, fehlt der 16’000-Einwohnergemeinde ihre Weihnachtsattraktion par excellence (zentralplus berichtete).

Hatte doch Cham immer nonchalant auf eine Weihnachtsbeleuchtung verzichtet – indem man damit renommierte, den grössten Weihnachtsbaum im Kanton erstrahlen zu lassen.

Nun hat die Gemeinde zwar die Bäumchen vor dem Mandelhof schön illuminiert – doch ein richtiger Ersatz ist dies nicht. Andererseits, wie neulich bei der Gemeindeversammlung bekannt wurde, sprudeln neuerdings die Steuern in Cham (zentralplus berichtete). Da könnte der Gemeinderat mal über eine neue Weihnachtsbeleuchtung nachdenken.

Das neue «Weihnachtsparadies» im Kanton Zug

Dafür gibts in der Nachbarschaft von Cham einiges Staunenswertes zu begutachten. Und zwar in Rotkreuz. Das bescheidene Eisenbahnerdörfli von früher hat sich zum leuchtenden Weihnachtsparadies gemausert.

In einer exotischen Mischung aus asiatischer Lampion-Deko und einem Schuss Rockefeller-Romantik haben die Rotkreuzer an mehreren Orten im Dorfzentrum konisch stilisierte Weihnachtsbäume platziert, die einem tatsächlich erstmal den Atem rauben.

Ein Mischung aus Rockefeller-Romantik und Asia-Lampion-Deko: Die Weihnachtsbeleuchtung in Rotkreuz.

Ein Mischung aus Rockefeller-Romantik und Asia-Lampion-Deko: Die Weihnachtsbeleuchtung in Rotkreuz.

(Bild: woz)

Vielleicht ist es für strenge Stilkritiker nur Kitsch. Auf jeden Fall verleiht diese neue Rotkreuzer Weihnachtsbeleuchtung, die ja nun bereits in ihrem zweiten Advent erstrahlt, der Boom-Town einen Hauch von New York. Was durchaus zu den Suurstoffi-Skyscrapers passt, die dort in den letzten Jahren wie Pilze in die Höhe geschossen sind.

Und das ist noch längst nicht alles in Rotkreuz. Die Gemeinde hat sich offenbar ein richtiggehendes Weihnachtsbeleuchtungskonzept ausgedacht. Denn egal, wo man in Rotkreuz gerade steht, erblickt das Auge grosse Weihnachtsbäume, in den Wohnquartieren und anderswo, die ihrerseits originell mit Lämpchen behängt sind – eine geradezu perfekte Ergänzung zur Beleuchtung im Zentrum. Chapeau!

Die coolsten Lämpchen

Klar, trotz dieser «Illuminationsrevolution» in Rotkreuz figuriert nach wie vor auch die Stadt Zug auf den Spitzenplätzen in Sachen weihnachtlicher Helle. Seit Jahren faszinieren die Lichterketten, die senkrecht vom nächtlichen Himmel wie Sternenstaub auf die Strassen in Zug herunterregnen. Diese coolen Lichterstränge widerspiegeln gelungen den Glanz des reichen Städtchens mit Bitcoin, Crypto Valley und Millionärshügel.

Sternenstaub in Zug: Sehr modern wirkt die Weihnachtsbeleuchtung auf der Bahnhofstrasse.

Sternenstaub in Zug: Sehr modern wirkt die Weihnachtsbeleuchtung auf der Bahnhofstrasse.

(Bild: woz)

Indes darf man nicht vergessen. Die Zuger Weihnachtsbeleuchtung ist und bleibt ein Imitat der einst legendären, ganz ähnlich aussehenden Zürcher Lämpchengirlanden in der Bahnhofstrasse. Wobei wiederum das Imitat der Zuger Weihnachtsbeleuchtung in der Metalli-Einkaufspassage hängt – was dieser Leuchtfäden-Ästhetik unterm Strich doch einen arg kommerziellen Charakter zueignet.

Das ist der Grund, warum Zugs Weihnachtsbeleuchtung zwar cool, geschmackvoll und avantgardistisch ist – aber nicht unbedingt weihnachtlich-heimelig.

Die heimeligste Beleuchtung – der Klassiker

Mit weihnachtlich-adventlicher Gemütlichkeit kann dagegen Baar dienen. Einfache Lichtergirlanden, quer über die Strasse gespannt, ohne viel Firlefanz. Das ist die klassische Weihnachtsbeleuchtung schlechthin. Wobei der eigentliche Charme der Lämpchen auch wiederum in ihrer tausendfachen Textur liegt.

Etwas für Freunde der klassischen Weihnachtsbeleuchtung: Baar

Etwas für Freunde der klassischen Weihnachtsbeleuchtung: Baar

(Bild: woz)

Sprich: Wer das gefühlige Wesen der Baarer Weihnachtsbeleuchtung spüren will, muss das «Liechtli-Meer» in seiner räumlichen Erstreckung betrachten.

Die Baarer Glühbirnen erzeugen übrigens noch einen ganz anderen, speziellen Effekt: Sie verwandeln die «Autobahn»-Dorfstrasse abends, wenn es immer weniger Fahrzeuge werden, quasi in eine theatralische Bühne. In eine Szenerie des Nichts und der Verlassenheit. Man müsste in Baar einmal «Warten auf Godot» inszenieren – nachts um zehn. Unter der Weihnachtsbeleuchtung. 

Die schönen Schlichten

Unterägeri und Oberägeri sowie Hünenberg haben sich für schlichtere Varianten der Weihnachtsbeleuchtung entschieden. Das ist überhaupt nicht schlecht – im Gegenteil. Alle drei Zuger Gemeinden haben interessante und stimmungsvolle Lösungen gefunden.

Im Fall von Hünenberg und Unterägeri sind die Weihnachtsbeleuchtungen jeweils an Laternen auf einer Strassenseite befestigt. Im Ennetsee leuchten stilvolle Umrisse von Sternen mit Kometenschweif in die Nacht.

In Unterägeri werden Schneeflocken in die Dunkelheit katapultiert – wobei die Lichtershow aus der Ferne irgendwie aussieht, als würden Sektkorken knallen. Das hat den Vorteil, dass in Unterägeri die Weihnachtsbeleuchtung auch noch an Silvester aktuell ist.

Schlicht und schön: Die beleuchteten Häuserkonturen in Oberägeri.

Schlicht und schön: Die beleuchteten Häuserkonturen in Oberägeri.

(Bild: woz)

Die Schneeflocken für sich gesehen wirken indes ein bisschen arg alpin – man könnte geradezu meinen, Unterägeri sei der Austragungsort der Olympischen Winterspiele im Ägerital – was aufgrund der Schneearmut beim Nollenskilift schon fast tragikomische Züge hat.

Da mutet die Weihnachtsbeleuchtung in Oberägeri doch deutlich moderner und schlüssiger an. Aber die schlichten und verbindenden Leuchtkonturen um die Giebel und Dächer der Häuser im Zentrum sind sehr ästhetisch und vermitteln die Botschaft, Oberägeri sei tatsächlich ein harmonisches Weihnachtsdorf.

Die Verlegenheitslösung

Auch in Steinhausen gewinnt man den Eindruck, man befinde sich in einer Weihnachtsidylle – das Dorf ist recht gut ausgeleuchtet, die Gebäude angestrahlt. Und auch der goldene Christbaum am zentralen Verkehrskreisel mit weinroten Kugeln wirkt sehr weihnachtlich – doch unterm Strich müssten sich die Steinhauser vielleicht mal was Neues einfallen lassen. Der Baum kommt wie eine Verlegenheitslösung rüber – mangels anderer Ideen.

Gold und weinrot: Der leuchtende Christbaum in Steinhausen ist schön – aber im Grunde eine Verlegenheitslösung.

Gold und weinrot: Der leuchtende Christbaum in Steinhausen ist schön – aber im Grunde eine Verlegenheitslösung.

(Bild: woz)

Die bescheidensten Sterne

Am allerwenigsten hell in puncto Jesu Geburt strahlt eindeutig die Weihnachtsbeleuchtung in Menzingen. Man könnte schon fast glauben, sich an dunkle und bedrohliche Nächte zu Zeiten des Krieges zurückerinnern zu müssen. Die Sterne wirken so runtergedimmt, als ob man sich vor irgendwelchen Feinden zu fürchten hätte.

Doch Menzingen hat keine Feinde – selbst wenn die «Bloodhound-Fliegerabwehr-Lenkwaffenstellungen» aus den 60er-Jahren noch auf dem Gubel thronen und dort für Militärfreaks zu besichtigen sind.

Weihnachtsbeleuchtung wie zu Zeiten des Kalten Krieges: Menzingen.

Weihnachtsbeleuchtung wie zu Zeiten des Kalten Krieges: Menzingen.

(Bild: woz)

Im Klosterdorf wohnen eine Menge friedliebender Bürger, die es verdienen würden, dass die Sterne über den Strassen grösser wären und heller strahlen würden als momentan. Diese wirken in ihrer Funzligkeit fast peinlich – weil man sie kaum wahrnimmt.

Da ist es in Walchwil schon deutlich heller: Das Werkhofteam montiert jeweils total 55 Weihnachtssterne entlang der Kantons- und Gemeindestrassen. Zusätzlich wird auch eine grosse Weihnachtstanne mit circa 180 LED-Leuchten geschmückt.

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