Karl Kobelt will 2018 Zuger Stadtpräsident werden

Herr Kobelt, haben Sie genug Charisma für das Amt des Stadtvaters?

Karl Kobelt: «Ich habe meine Wahlheimat und ihre Bevölkerung gerne.»

(Bild: mbe.)

Dolfi Müller tritt ab, Zug braucht 2018 einen neuen Stadtpräsidenten. Ambitionen hat FDP-Stadtrat Karl Kobelt, seine Nomination gilt nur als Formsache. Doch auch der Bundesrats-Enkel geht davon aus, dass weitere Zuger Stadträte in den Ring steigen werden. Wir haben den «mitfühlenden Freisinnigen», wie er auch schon genannt wurde, in die Zange genommen.

Die FDP der Stadt Zug hat frühzeitig bekannt gegeben, dass sie ihren Stadtrat Karl Kobelt als Kandidaten fürs Stadtpräsidium ins Rennen schicken und zwei Sitze im Stadtrat erobern will (zentralplus berichtete). Ambitionen auf das Präsidium hat auch die christlichsoziale Stadträtin Vroni Straub-Müller angemeldet.

zentralplus: Herr Kobelt, Sie waren selbst Journalist und Stadtredaktor der «Zuger Presse»: Welche brisante Frage würden Sie sich selber stellen?

Karl Kobelt (lacht): Ich würde mich fragen, warum ich es mir antue, Zuger Stadtpräsident werden zu wollen.

zentralplus: Und, warum wollen Sie es sich antun und «Stapi« werden?

Kobelt: Ich engagiere mich gerne in der Politik der Stadt Zug, weil ich hier seit 20 Jahren zu Hause bin. Ich habe die Stadt und ihre Bevölkerung gerne. Es ist für mich ein ehrenvolles Amt, eine grosse Verantwortung und eine Herzensangelegenheit, mich für die öffentlichen Belange der Stadt Zug, meiner Wahlheimat, einzusetzen.

zentralplus: Hat es Sie überrascht zu lesen, dass Stadträtin Vroni Straub auch bereit wäre, fürs Stadtpräsidium zu kandidieren, wenn man sie anfragen würde?

Kobelt: Nein. Vroni Straub ist eine geschätzte Stadtratskollegin. Sie vertritt die Politik der Alternative/CSP, und es wundert mich nicht, dass sie sich als einzige Frau solche Gedanken macht. Sie wird nach dem Ausscheiden von Dolfi Müller auch noch die einzige bisherige Linke im Stadtrat sein.

Zur Person

Karl Kobelt ist seit Ende 2012 FDP-Stadtrat und Vorsteher des Zuger Finanzdepartements. Er rutschte beim Rücktritt Ivo Romers nach. Seine Bewährungsprobe erfolgte 2014: Bei den Wahlen erzielte Kobelt das beste Resultat aller Kandidaten, er holte 275 Stimmen mehr als der Zweitplatzierte Dolfi Müller. Vor seinem Stadtratsamt führte der promovierte Historiker eine Kommunikationsagentur in Zug und politisierte während sechs Jahren als FDP-Vertreter im Grossen Gemeinderat; von 2009 bis 2012 war er Fraktionschef. Karl Kobelt ist 57 Jahre alt, lebt in einer Partnerschaft und hat einen erwachsenen Sohn.

zentralplus: Fürchten Sie Ihre Konkurrenz, sie hat das Frauenargument auf ihrer Seite.

Kobelt: Furcht habe ich nicht, aber Respekt.

zentralplus: Wäre es nicht logisch, wenn André Wicki als Vizepräsident des Zuger Stadtrats ins Präsidium nachrücken würde? Rechnen Sie mit einer Kandidatur der SVP?

Kobelt: Ich könnte mir vorstellen, dass ich und eventuell Vroni Straub nicht die Einzigen sind, die kandidieren werden. Vielleicht tritt André Wicki nach 2014 erneut an, das müssen Sie ihn selber fragen.

zentralplus: Ist die Zeit reif für einen bürgerlichen Zuger Stadtpräsidenten?

Kobelt: Ja, sie ist reif. Wir hatten nun eine Periode von zwölf Jahren mit einem linken Stadtpräsidenten. Aber im Stadtrat entscheiden abgesehen vom Präsidenten die politischen Mehrheiten. Seit 2014 gibt es eine bürgerliche Mehrheit, und wir betreiben eine bürgerliche Politik.

zentralplus: Woran lässt sich das erkennen?

Kobelt: Der Stadtrat geht sorgsam mit den finanziellen Mitteln um. Zwar hat bereits der linke Stadtrat der Periode 2010 bis 2014 mit Sparen begonnen. Es ist uns nun aber gelungen, das strukturelle Defizit zu beheben, die Stadtfinanzen wieder ins Lot zu bringen und schwarze Zahlen zu schreiben, nachdem wir von 2010 bis 2014 Defizite schrieben.

zentralplus: Ihr Verdienst?

Kobelt: Nicht nur. Natürlich habe ich als Vorsteher des Finanzdepartements einen Beitrag geleistet. Aber es braucht immer das ganze Gremium, die Verwaltung und das Parlament dazu.

«Ich bin vielseitig, wohlwollend, positiv denkend, arbeite gerne mit Menschen zusammen, kann aber mir selber gegenüber Fehler sehr schlecht verzeihen.»
Karl Kobelt

zentralplus: Gefällt es Ihnen nicht mehr im Finanzdepartement, wollen Sie deshalb Stadtpräsident werden?

Kobelt: Mir gefällt es sehr gut im Finanzdepartement, ich habe eine Querschnittsfunktion, die sehr interessant ist. Ich habe aber auch Lust auf Neues – und die Leitungsfunktion gefällt mir. Auch die repräsentativen Pflichten würde ich gerne übernehmen. Mit meiner beruflichen und politischen Erfahrung, meiner Ausbildung als Historiker und Anglist, meinem breiten Interesse für Kultur, Sport und vieles andere bin ich gut gerüstet für dieses Amt. 

zentralplus: Haben Sie neben Ihrer Partei den Rückhalt der anderen bürgerlichen Parteien?

Kobelt: Die Parteien haben sich bisher nicht geäussert. Ich würde mir diese Unterstützung natürlich wünschen.

zentralplus: Glauben Sie handkehrum, dass Sie auch für Linke wählbar sind?

Kobelt: Ich bin ein weltoffener Mensch, offen für andere Ansichten und respektiere sie. Da könnte ich mir vorstellen, dass auch Linke es nicht ganz verkehrt finden, wenn ich Stadtpräsident werden würde.

zentralplus: Was würde sich denn ändern mit Karl Kobelt statt Dolfi Müller als Stadtpräsident?

Kobelt: Man muss nicht alles anders machen als Dolfi Müller. Die Stadt Zug läuft grundsätzlich gut.

Stadtrat Karl Kobelt (links) will Stadtpräsident Dolfi Müller (Mitte) beerben. Bild vom Fronleichnam mit Stadtweibelin Gabriela Kottmann, dem Stadtschreiber und GGR-Mitgliedern.

Stadtrat Karl Kobelt (links) will Stadtpräsident Dolfi Müller (Mitte) beerben. Bild vom Fronleichnam mit Stadtweibelin Gabriela Kottmann, dem Stadtschreiber und GGR-Mitgliedern.

(Bild: PD)

zentralplus: Was wollen Sie für Zug erreichen, falls Sie gewählt werden?

Kobelt: Dass die Erfolgsgeschichte der Stadt Zug fortgeschrieben wird durch die weitere Verbesserung unseres Leistungsangebots zum Wohl der Bevölkerung. Durch die Pflege der Standortqualitäten für das Gewerbe und die Wirtschaft. Durch den sorgsamen Umgang mit den Naherholungsgebieten.

zentralplus: Wo sehen Sie Ihre Stärken und Ihre Schwächen?

Kobelt: Ich bin vielseitig, wohlwollend, positiv denkend, arbeite gerne mit Menschen zusammen, kann aber mir selber gegenüber Fehler sehr schlecht verzeihen.

zentralplus: Man hört selten etwas von Ihnen. Liegt das an Ihrem Amt oder Ihrer Person?

Kobelt: Nun, ich stehe zwar gerne in der Öffentlichkeit, aber ich suche nicht das Rampenlicht um seiner selbst willen. Daher zeige ich mich vor allem dann, wenn es um wichtige Inhalte geht. In jüngerer Vergangenheit waren das etwa die beiden Sparrunden, die Landtauschgeschäfte, die Diskussionen um preisgünstige Wohnungen oder der erfolgreiche Kampf gegen die Doppelinitiative und den Verwaltungszusammenzug im Landis&Gyr-Gebäude. Ich will eine gute Leistung erbringen. Ob das immer publik wird, ist zweitrangig. 

zentralplus: Worauf ich hinaus will: Haben Sie genug Charisma für das Amt des Stadtvaters?

Kobelt: Ja, das habe ich. Ich spüre in Gesprächen, dass ich Gehör finde und Vertrauen wecke. Im Übrigen muss man ein solches Amt mit seiner eigenen Persönlichkeit füllen und prägen.

zentralplus: Sie gelten als «mitfühlender Freisinniger», haben Sie sich doch früher für die Kultur starkgemacht und sich in der reformierten Kirche engagiert. Sind Sie nicht zu «links und nett» als Kandidat der Bürgerlichen?

Kobelt: Nein, überhaupt nicht. Ich bin sehr verankert im liberalen Gedankengut und mache bürgerliche Politik. Nett und mitfühlend zu sein, ist ja keine Disqualifikation fürs Stadtpräsidentenamt. Im Gegenteil. Aber es ist richtig, dass ich eine Affinität zur Kultur habe und ein Verständnis für Andersdenkende. Ich verstehe mich ein Stück weit als Brückenbauer und suche das Gespräch mit verschiedenen Leuten, in einer offenen und fairen Art.

«Nett und mitfühlend zu sein, ist ja keine Disqualifikation fürs Stadtpräsidentenamt. Im Gegenteil.»
Karl Kobelt

zentralplus: Sie tönten an, dass Zug Ihre Wahlheimat ist. Woher kommen Sie ursprünglich?

Kobelt: Ursprünglich aus St. Gallen. Bis zum Alter von vier Jahren lebte ich dort. Später zogen wir nach Kilchberg am Zürichsee. Ich besuchte die Schule im Engadin, studierte in Basel, lebte in Bern, im Fricktal … Ich bin ein helvetischer Kosmopolit. Dadurch habe ich den Blick auf Zug von innen und von aussen.

zentralplus: Und was sehen Sie?

Kobelt: Eine lebenswerte Kleinstadt, die es mit Fleiss und der Gunst der günstigen Lage weit gebracht hat und deren Standortqualitäten top sind – im nationalen wie auch im internationalen Vergleich.

«Dass mein Grossvater Bundesrat war, ist nicht mein Verdienst.»

zentralplus: Ihr Grossvater mit demselben Namen war St. Galler FDP-Bundesrat. ist das ein Vorteil?

Kobelt: Ich lege keinen Wert darauf, das an die grosse Glocke zu hängen. Dass er Bundesrat war, ist nicht mein Verdienst. Ich habe meinen Grossvater noch gekannt, er starb, als ich acht Jahre alt war.

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