Luzern Tourismus lanciert einen Frauen-Rundgang

Hebamme bis Politikerin: Luzernerinnen werden sichtbar

Luzern Tourismus lanciert einen neuen Themenrundgang über die Frauen der Stadt. (Bild: ida)

Luzern Tourismus lanciert eine neue Stadtführung, mit der Frauen sichtbar gemacht werden sollen, die im Stillen etwas bewegt oder zum bunten Stadtbild Luzerns beigetragen haben.

Schon mal etwas vom «Eierrösi» gehört? Lisa Meyerlist? Oder was es mit den sogenannten Pfeffer-Frauen auf sich hatte, die regierungstreuen Soldaten Salz, Asche und Pfeffer in die Augen streuten?

Wir stehen vor dem imposanten Gebäude des KKL, im Hintergrund sprudelt der Wagenbachbrunnen. «Weibliche Persönlichkeiten werden in der Geschichte nur wenig erwähnt», sagt Direktor Marcel Perren, Direktor von Luzern Tourismus, bei der Eröffnung eines neuen Themenrundgangs. Mit Ausnahme eines Fotografen war er der einzige Mann in der Runde. «Viel mehr wird über die Herren gesprochen.» Dabei gab es viele mutige Luzernerinnen, die vom Mittelalter bis in die Gegenwart die Stadt geprägt haben.

Bisher sind die Spuren von Luzerns Frauen nicht wirklich sichtbar. Ausser dem Josi-J.-Meier-Platz beim Zöpfli, wo einst die erste Schweizer Ständeratspräsidentin und Frauenrechtlerin wohnte. Oder dem Rosengartplatz bei der Peterskapelle, eine Hommage an Angela Rosengart.

Diese weiblichen Persönlichkeiten sollen mehr ins Zentrum rücken, über ihr Schaffen und Wirken sollte man Bescheid wissen, findet Luzern Tourismus. Anlässlich des Jubiläums «50 Jahre Frauenstimmrecht» lanciert die Organisation deswegen eine neue Führung: «Frauen, die Luzern bewegten.»

Wild und wunderbar

Die erste offizielle Führung findet an diesem Samstag statt. Am Donnerstag gab es bereits eine Kostprobe der insgesamt zweistündigen Tour. Dass wir vor dem KKL stehen, hat seinen guten Grund. Hier hat Lisa Meyerlist, eine der ersten Fotoreporterinnen in der Schweiz, die internationalen Musikfestwochen 1938 als Bildchronistin begleitet. «Sie war laut, wild und wunderbar», beginnt Stadtführerin Sabine Schneitter. Und: Die Musik war ihr heilig. Darum mochte sie es auch nicht, wenn bei einem Konzert in den Reihen gehustet und geraschelt wurde. «Deswegen hat sie den Auslöser ihrer Kamera geölt, damit kein Klicken zu hören war.

Sabine Schneitter, Stadtführerin von Luzern Tourismus, mit einem Bild von Lisa Meyerlist. (Bild: ida)

Frauen, die das Wort ergriffen

Die Führerinnen lotsen uns weiter zum Wasserturm – in dem Verdächtige zu Zeiten des Ancien Regimé verhört und nicht selten Geständnisse unter Folter erzwungen wurden. Zu den Opfern zählten auch zahlreiche Frauen, die als «Hexen» hingerichtet wurden (zentralplus berichtete). Auch Kinder bezichtigte man der Hexerei und viele mussten sterben. «Ihr einziges Verbrechen war, dass sie eine blühende Fantasie hatten.» Wie ein elfjähriges Mädchen, das behauptete, aus Lehm Vögel zu erschaffen.

«Mit der neuen Führung wollen wir gerade auch diejenigen Frauen in den Fokus rücken, die nicht immer an vorderster Front waren, sondern auch etwas im Stillen bewegt haben.»

Anna Eckert, Luzern Tourismus

Bei den Führungen wird es ausserdem möglich sein, ins Innere des Wasserturms zu schauen. Mit Blick auf die Hofkirche mit ihren zwei gotischen Zwillingstürmen erzählt uns Stadtführerin Heidi Muffler, dass sich da im 16. Jahrhundert eine «skandalöse Szene» abgespielt hat. «Da hat doch eine Frau gewagt, einem Pfarrer auf die Kanzel zu folgen und ihn während seiner Predigt zu unterbrechen …» Was sie den Gottesdienstbesucherinnen zugerufen hat und was mit ihr passiert ist? Das wird auf der Tour verraten.

Auch Männer sollten sich für die Tour begeistern lassen

Eine Frage bleibt: Warum will Luzern Tourismus das Wirken von Frauen in den Fokus rücken und sich damit quasi einen feministischen Anstrich verpassen?

«Mit der neuen Führung ‹Frauen, die Luzern bewegten› wollen wir gerade auch diejenigen Frauen in den Fokus rücken, die nicht immer an vorderster Front waren, sondern auch etwas im Stillen bewegt haben», sagt Anna Eckert von Luzern Tourismus.

Es stand auch die Idee im Raum, nicht nur Frauen, sondern auch Männer, die im Hintergrund etwas für die Stadt Luzern bewirkt haben, sichtbarer zu machen. Man musste sich aber thematisch einschränken – und hat anlässlich des Frauenstimmrechts-Jubiläums so entschieden. Frauen und Männer aus der Region wolle man gleichermassen mit der neuen Führung ansprechen.»

Das «Eierrösi» machte den Männern gerne Komplimente

Wir gehen weiter zum Rosengartplatz, dem Kornmarkt, zum Zöpfli und landen schliesslich beim Mühlenplatz, wo wir vor dem Gässli Luzerns Halt machen, von dem die wenigsten wohl wissen, dass es überhaupt existiert: dem Luzerner-Originale-Gässli.

Hier verraten uns die Stadtführerinnen die Geschichte des «Eierrösi». «Eierrösi» – mit bürgerlichem Namen Rosa Marty – handelte mit Eiern und Güggeli. Anfangs des 20. Jahrhunderts soll sie jeweils mit ihrem Henkelkorb durch die Stadt spaziert sein und Eier verteilt haben. Abends kehrte sie im ehemaligen Restaurant Merkur ein, wo sie sich von Männern gerne ein Zweierli Wein offerieren liess. Oder sie ging durch die Strassen, machte den Herren, die ihr gefielen, ein Kompliment. Gab's eines zurück, so lachte sie laut, sodass ihr Lachen durch die Gassen schallte. Und sie zündete sich einen Stumpen an.

(Bild: ida)

Hinweis: Für Einzelgäste wird die Führung «Frauen, die Luzern bewegten», an folgenden Daten angeboten: 21. August, 17. September, 23. Oktober, 18. November.

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