Kita-Kette in der Stadt Zug reagiert

Nach mehreren Bussen: Globegarden spricht von Einzelfällen

Eine Kindertagesstätte in Zug steht unter besonderer Aufsicht. (Symbolbild: Emanuel Ammon/AURA)

In der Stadt Zug steht eine Kita der Globegarden-Kette unter besonderer Aufsicht. Das Unternehmen verspricht, die Auflagen nun korrekt zu erfüllen. Es hält aber fest, dass es sich um einzelne Fehler handle, die das Kindswohl nicht gefährdeten.

Der Zuger Stadtrat hat diese Woche bekanntgegeben, dass er in der Vergangenheit mehrere Bussen gegen die Kita-Kette Globegarden ausgesprochen hat. Grund: Sie hatte den vorgeschriebenen Betreuungsschlüssel nicht eingehalten. Dieser legt die Zahl der betreuten Kinder pro Kita-Mitarbeiterin fest. Deshalb steht eine der drei Globegarden-Kitas nun unter besonderer Aufsicht (zentralplus berichtete).

Der zuständige Stadtrat Urs Raschle zeigte sich nach einer Aussprache aber zuversichtlich: «Ich bin überzeugt, dass die Verantwortlichen von Globegarden den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden haben.»

Das scheint der Fall zu sein. Globegarden betont auf Anfrage von zentralplus, dass man eng mit den Zuger Behörden kooperiere. «Wir setzen alles daran, die Auflagen korrekt zu erfüllen. Denn das Angebot wird geschätzt und gerade in Zug ist die Nachfrage unbestritten vorhanden», sagt Markus Spillmann, Mediensprecher von Globegarden. 

Laut Globegarden sind es Einzelfälle

Seit knapp einem halben Jahr kümmere sich eine der drei Gründerinnen um die Situation in Zug, wo Globegarden drei Krippen betreibt. Dass die lokalen Aufsichtsbehörden der betroffenen Kita nun vermehrt auch ohne Voranmeldung einen Besuch abstatten können, begrüsst Globegarden explizit: «Kontrollen sind richtig und gut, weil sie letztlich der Qualitätssicherung dienen.»

Was konkrete Anpassungen in den Zuger Kitas selber betrifft, bleibt das Unternehmen hingegen vage. Das liegt auch daran, dass es sich laut Globegarden nicht um ein strukturelles Problem handelt, sondern um Fehler in Einzelfällen.

Das Unternehmen verweist auf die Schwierigkeit, dass der Betreuungsschlüssel von Kanton zu Kanton und gar von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich geregelt wird. «Angesichts der Vielfalt von Regularien kann es im Einzelfall zu Fehlern kommen», erklärt Spillmann. Das sei in jeder Krippe so. Globegarden sei aber, weil eine der grössten und in mehreren Kantonen tätig, besonders exponiert.

«Wir haben keinerlei Grund zur Annahme, dass die Vorwürfe zutreffen, wollen aber jeden Zweifel ausräumen.»

Globegarden-Sprecher Markus Spillmann

Er weist darauf hin, dass Globegarden seit der Gründung vor zehn Jahren aufgrund des Bedarfs an Betreuungsplätzen in der Schweiz schnell gewachsen sei. Das sei auch administrativ fordernd angesichts der teilweise doch sehr unterschiedlichen Bestimmungen auf kantonaler und kommunaler Ebene. 

Um Fehler zukünftig zu verhindern, braucht es laut Spillmann nicht neue interne Vorgaben – denn diese würden bereits heute den behördlichen Aufgaben entsprechen –, sondern schlicht eine konsequente Durchsetzung. «Wir sind kontinuierlich daran, unsere Mitarbeitenden diesbezüglich zu unterstützen, sei es mit Weiterbildungen, sei es mit Sensibilisierung oder Gesprächen.»

Unternehmen relativiert Vergehen

Spillmann hält zugleich fest, worauf schon der Zuger Sozialvorsteher Urs Raschle am Donnerstag hinwies: «Das Kindswohl ist zu keinem Zeitpunkt in Mitleidenschaft gezogen worden.» 

Es handle sich in erster Linie um administrative Probleme, so Spillmann. «Wir stehen zu unseren Fehlern und wollen nichts verharmlosen. Aber es gibt einen grossen Unterschied zwischen einzelnen Verfehlungen und systematischem Betrügen zulasten des Kindswohls.»

Bestätigt fühlt sich Globegarden durch das Vertrauen der Eltern. Nebst vereinzelten negativen Reaktionen gebe es sehr viele Familien, welche die Kinderbetreuung von Globegarden auf Basis ihrer eigenen Erfahrungen sehr schätzten. «Die Gesamtleistung der Institution wird in Umfragen jeweils sehr gut beurteilt», sagt Markus Spillmann.

«Es darf sich nicht lohnen, ein schwarzes Schaf in der Branche zu sein.»

Tabea Zimmermann Gibson, ALG-Politikerin

Dass Globegarden gegenüber den Behörden systematisch falsche Angaben machte, wie die «Republik» im Februar schrieb, weist der Mediensprecher vehement zurück. «Es sind happige Vorwürfe, die geschäftsschädigend sind. Wir haben keinerlei Grund zur Annahme, dass sie zutreffen, wollen aber jeden Zweifel ausräumen. Darum lassen wir sie durch eine unabhängige Instanz überprüfen.»

Vor rund einem Monat gab das Unternehmen bekannt, dass eine Kanzlei die kritisierten Betreuungs- und Arbeitsbedingungen analysiert. Bis wann die Ergebnisse vorliegen, steht derzeit – auch wegen der Corona-Pandemie – noch nicht fest. Sie würden aber transparent kommuniziert, versichert Spillmann. Je nach Ergebnis werde man dann weitere Schritte prüfen.

Politikerin fordert wirksame Massnahmen

Sich weiter mit dem Thema beschäftigen wird auch Tabea Zimmermann Gibson. Die Zuger Stadtparlamentarierin der Alternative – die Grünen Zug hat mit ihrer Interpellation das Thema aufs politische Tapet gebracht. Sie fordert nun, dass die Stadt weiterhin genau hinschaut. Denn sie bezweifelt, dass es sich nur um Einzelfälle handelt. «Angesichts dessen, dass Globegarden immer wieder in die Schlagzeilen gerät, scheint es eher ein allgemeines Problem des Globegarden-Systems zu sein.»

Für Zimmermann ist daher klar, dass die Bussen und Massnahmen den betroffenen Institutionen auch wehtun müssen, damit sich etwas ändert. «Es darf sich nicht lohnen, ein schwarzes Schaf in der Branche zu sein», sagt sie. «Denn Eltern müssen sich darauf verlassen können, dass die Stadt dafür sorgt, dass die Kitas die vorgeschriebenen Standards erfüllen.»

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