Wo sie an Zuger Schulen erlaubt sind, und wo nicht

Handyverbote gelten – wenn auch unterschiedlich umgesetzt

Selfies im Unterricht – das wird es in Schulen im Kanton Zug kaum geben (Symbolbild).

(Bild: fotolia)

Übermässiger Handy-Gebrauch und ein Cybermobbing-Fall führten an einer Baarer Schule vor kurzem zu einem generellen Handyverbot. Dieses wurde zwar wieder aufgehoben, doch der Gebrauch der Smartphones bleibt vielerorts auch im neuen Schuljahr eingeschränkt. Besonders strikte Regeln gelten in einem Zuger Schulhaus.

In fast allen Schulhäusern ist das Handy zumindest während der Unterrichtszeit tabu, so zum Beispiel in Steinhausen, Oberägeri und Menzingen. In Hünenberg, gibt der dortige Rektor Rolf Schmid an, wurde vor zwei Jahren ausserdem das sogenannte 1:1-Computing eingeführt (Schüler haben somit jederzeit Zugriff auf einen persönlichen Computer im Unterrichtsraum, Anm. d. Red.) «In diesem Zusammenhang ist auch der verantwortungsbewusste Gebrauch des Handys, des Internets und auch der sozialen Plattformen viel bewusster ein Thema als vorher», schreibt Schmid.

Keine Selfies in der grossen Pause

Es gibt allerdings auch Schulen, welche die Geräte auch auf dem Gelände nicht überall erlauben. So galt beispielsweise im Stadtzuger Primarschulhaus Kirchmatt ein Verbot, sie in die grosse Pause mitzunehmen – offiziell bis Februar 2017. Gemäss Urs Landolt, Rektor des Stadtschulen Zug, ist dieses Verbot auch im neuen Schuljahr noch in Kraft, zumindest für dieses Semester. «Negative Rückmeldungen darauf gab es keine, weder von Schülern, noch von Eltern», gibt Landolt an.

«In jeder freien Minute vor und nach der Schule, aber auch während der Pause, beschäftigten sie sich mit dem Handy.»

Peter Waser, Schulhausleiter Schulhaus Sternmatt II in Baar

Man setze an den Stadtzuger Schulen stark auf Prävention und arbeite mit einem Handy-Knigge, der den Einsatz des Smartphones regelt. «Ab der dritten Klasse bis zur Oberstufe werden zudem in den Klassen Lektionen zum sicheren Umgang und Gebrauch von digitalen Medien durchgeführt», erklärt der Rektor weiter. Fälle von Cybermobbing oder Ähnlichem seien seit dem neuen Schuljahr nicht vorgekommen, betont Landolt abschliessend.

Auch im Schulhaus Kirchmatt, hier im Bild, wird ab der fünften Klasse Französisch unterrichtet.

Im Schulhaus Kirchmatt sollen sich die Schüler ohne Smartphone in die grosse Pause begeben.

(Bild: Stadtschulen Zug)

Verbot in Baar wieder aufgehoben

Im Januar dieses Jahres gab es im Baarer Sternmatt II-Schulhaus kurzfristig ein generelles Handyverbot, welches offenbar auch im Zusammenhang mit einem Fall von Cybermobbing gegen eine Schülerin stand (zentralplus berichtete). Der Mobbing-Fall habe allerdings nicht den Ausschlag für das Verbot gegeben, betont Schulhausleiter Peter Waser in einer schriftlichen Stellungnahme. «Ausschlaggebend für diese Massnahme war nicht der Mobbingfall, sondern das spezielle Handyverhalten der Schülerinnen und Schüler», erklärt Waser. In jeder freien Minute vor und nach der Schule, aber auch während der Pause, hätten sie sich mit dem Handy beschäftigt.

«Zusätzlich kam noch der Mobbingfall dazu, der durch die Handys einfach zu verbreiten war», so Waser weiter. Dies habe die Schulleitung schliesslich veranlasst, ein Handyverbot für fünf Wochen zu erteilen. Nach den Sportferien durfte das Handy wieder zur Schule mit. «Der Mobbingfall wurde separat behandelt», führt Waser weiter aus. Und ärgert sich, dass der Fall an die Medien kam: «Schüler hatten keine Probleme mit dieser Massnahme, mit dem Zeitungsartikel aber schon.»

«Über das Thema Smartphone-Gebrauch zu diskutieren, ist nicht vermeidbar.»

Erich Schönbächler, Rektor Schulen Unterägeri

Hat das temporäre Totalverbot denn irgendwelche Auswirkungen gezeigt? «Aus meiner Sicht war diese Massnahme erfolgreich. Den Schülern wurde bewusst gemacht, wie gross zum Teil die Abhängigkeit vom Handy ist», ist Waser überzeugt. Es sei auch Ruhe in diesen Jahrgang eingekehrt, was die Benutzung von Handys und Mobbing betreffe. Auch für die anderen Schüler des Schulhauses sei diese Massnahme ein guter Impuls gewesen, das eigene Handyverhalten zu reflektieren. Offenbar mit Erfolg: «Seit dem Ende der Massnahme sind keine weitere Auffälligkeiten aufgetreten.

Zusammenarbeit auch mit Polizei und Staatsanwaltschaft

Man sei bezüglich Mobbing sehr hellhörig, sagt der Rektor der Schulen Unterägeri, Erich Schönbächler: «Über das Thema Smartphone-Gebrauch zu diskutieren, ist nicht vermeidbar», erklärt er. Auch, da man vor etwa zwei Jahren selber Fälle von Cybermobbing an der Schule hatte. «Ein Handyverbot per se ist meines Wissens nicht erlaubt, deshalb gibt es das bei uns auch nicht», führt Schönbächler weiter aus. Es gelte aber die interne Regel: Im Schulhaus und in der Sporthalle bleibt das Smartphone ausgeschaltet, Schulkollegen gegen ihren Willen zu fotografieren oder zu filmen, sei strikt untersagt.

Die Schwierigkeit läge auch darin, dass Vorkommnisse oft privat beginnen würden. «Was während des Schulbetriebs passiert, haben wir im Auge. Oft aber findet ein Grossteil der Anfeindungen am Wochenende statt.» In der Schule würden sie dann thematisiert, sobald dies beispielsweise die Leistung der Schüler beeinflusse. «In enger Zusammenarbeit mit der Schulsozialarbeit, den Eltern und auch der Polizei versuchen wir darum vor allem Aufklärung zu betreiben. Es findet auch ein regelmässiger Austausch mit der Staatsanwaltschaft statt», gibt Schönbächler im Gespräch weiter an.

Informations- und Aufklärungsveranstaltungen für Eltern, mit Fachleuten organisiert, hätten in der Vergangenheit stattgefunden und würden auch in Zukunft zu den Aufgaben gehören. «Auch unsere Lehrpersonen besuchen regelmässig Weiterbildungen, um im Unterrichtsalltag fit für den Umgang mit den sozialen Medien zu sein», erklärt der Unterägerer Rektor abschliessend.

Regelungen können hilfreich sein

Wie sinnvoll sind (Teil-)Verbote überhaupt? Dass sie sich ergeben, passiert fast zwangsläufig, erklärt der Zürcher Jugendpsychologe Allan Guggenbühl. Das Phänomen der permanenten Erreichbarkeit sei noch vergleichsweise neu, es brauche daher eine Weile, bis der richtige Umgang gefunden sei. «Verbote und Massregelungen sind eine Folge dieser Suche.»

Und sie können durchaus Nutzen aufweisen, wie der Experte weiter ausführt: «Das Handy wird immer mehr auch zum Abwehr- und Schutzmittel. Zwiegespräche werden seltener. Und wenn man Situationen nicht kontrollieren kann, wenn man beispielsweise von Fremden angesprochen oder – um beim Beispiel zu bleiben – im Unterricht aufgerufen wird, versteckt man sich einfach hinter dem Handy, dem Tablet oder dem Laptop.»

«Das Handy wird immer mehr zum Abwehr- und Schutzmittel», findet Psychologe Allan Guggenbühl.

«Das Handy wird immer mehr zum Abwehr- und Schutzmittel», findet Psychologe Allan Guggenbühl.

(Bild: ikm.ch)

Räume für solche unkontrollierten Situationen zu schaffen – beispielsweise mit einem Gebrauchsverbot für Geräte während des Unterrichts oder in der grossen Pause – sei darum wichtig. Ein totales Verbot wäre hingegen, wie Guggenbühl weiter ausführt, nicht besonders hilfreich. «Privat würden die Schüler die Geräte ja sowieso auch nutzen. Eine Hilfeleistung zum verantwortlichen Umgang mit Smartphones ist viel sinnvoller.»

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