Zuger Grossprojekt: Anwohner wehren sich

Halt, stopp, zurück: Acht Einsprachen gegen Zuger Unterfeld

Ein grosser Park inklusive Wasserfläche soll das Herzstück der Überbauung Unterfeld Schleife bilden. Einige Anwohner sind aber skeptisch gegenüber dem Bauprojekt.

(Bild: zvg)

Eine Trabantenstadt oder ein Wohnquartier im Naherholungsgebiet? Das 275-Millionen-Projekt Unterfeld in Zug gibt zu reden. Nicht nur im Gemeinderat, sondern auch innerhalb der Nachbarschaft. Anwohner konnten bis Anfang Woche Stellung zum Bebauungsplan beziehen – und tun nun einige Bedenken kund.

Dreieinhalb Stunden lang dauerte die Debatte im Grossen Gemeinderat zur ersten Lesung des Grossprojekts Unterfeld (zentralplus berichtete). Noch bevor es zur zweiten Lesung kommt, hatten Anwohner die Möglichkeit, zum Bebauungsplan Stellung zu beziehen. Dieser lag für 30 Tage auf dem Baudepartement der Stadt Zug öffentlich auf. Am Montag, 20. Juni 2016, ist diese Frist abgelaufen.

Im Gegensatz zum GGR, der das Bauprojekt grossmehrheitlich lobt, stösst dieses seitens der Anwohner allerdings auf Skepsis. Insgesamt acht Einwendungen sind bei der Stadt Zug zum Bebauungsplan Unterfeld/Schleife eingegangen, bestätigt der Vorsteher des Stadtzuger Baudepartements, André Wicki.

«Das Baukonzept wird grundsätzlich infrage gestellt.»

André Wicki, Stadtzuger Bauchef

Schattenwerfende Hochhäuser

Von wem diese stammen, lässt sich Wicki nicht entlocken: «Beim heutigen Verfahrensstand dürfen wir keine Auskunft darüber geben», erklärt er. Konkretes kann der Stadtzuger Bauchef hingegen zum Inhalt der Einwendungen sagen: «Das Bebauungskonzept wird grundsätzlich und auch hinsichtlich bestimmter Punkte wie die Stellung der Hochhäuser und die Sockelhöhe infrage gestellt.»

Ein gemeinsames Grossprojekt

Seit 2009 planen die Stadt Zug und die Gemeinde Baar, wie sie das 5,5 Hektar grosse Areal im Gebiet Unterfeld/Schleife bebauen wollen. Dieses liegt zu zwei Dritteln auf Baarer Gemeindegebiet und zu einem Drittel auf Zuger Stadtgebiet.

Auf dem Areal soll ein ganzes Quartier entstehen, mit Wohnungen, Büros und einem Kino. Herzstück ist ein Park in der Mitte des Bauprojekts. Dieses weist in der Planung eine Fläche von 100 mal 180 Metern auf und hat einen künstlichen See. Rundherum sind mehrere Gebäude in unterschiedlicher Höhe geplant. Das höchste Gebäude wird laut den Plänen bis zu 60 Meter hoch, das kleinste 25 Meter.

Damit wird ein Punkt angesprochen, den Urs Bertschi namens der Bau- und Planungskommission (BPK) im Vorfeld der GGR-Debatte bereits kritisch beurteilte (zentralplus berichtete). Vor allem das Volumen der Bauten sei stossens, erklärte Bertschi damals und machte damit auf städtebauliche Bedenken aufmerksam. «Das Unterfeld spielt in punkto Dimensionen in einer völlig anderen Liga. Das Projekt lässt eine angemessene Rücksichtnahme auf die umliegenden Gebiete vermissen und orientiert sich zu wenig am Kontext der gewachsenen Stadt.»

Verkehr und Ökologie

Einzelne Einsprachen rügen zudem, dass das Bauprojekt zu wenig Rücksicht auf die Nachbarschaft nehmen würde. Aber auch in Sachen Infrastruktur kommen in der Bevölkerung kritische Stimmen auf: «Das Verkehrskonzept wird infrage gestellt und es werden mehr Besucherparkplätze gefordert», führt Wicki aus.

Im Bebauungsplangebiet von Zug sind maximal 350 Parkplätze in der Tiefgarage zulässig. Davon sind 48 als Besucherparkplätze vorgesehen. Oberirdisch kommen nochmals 18 Stück dazu, wobei diese auch als Carsharing-Plätze genutzt werden sollen. Wie viele Besucherparkplätze von den Einwendern letztlich gefordert werden, bleibt offen.

«Es wird gefordert, dass der Bebauungsplan Bestimmungen betreffend Nachhaltigkeit aufnimmt.»

André Wicki, Bauchef Zug

Schliesslich wurden auch ökologische Bedenken geäussert: «Es wird gefordert, dass der Bebauungsplan Bestimmungen betreffend Nachhaltigkeit aufnimmt», erklärt Wicki. Verlangt werden darüberhinaus zeitgemässe Wohnformen.

Baar ist einen Schritt voraus

In der Nachbargemeinde sind während der öffentlichen Auflage, die in Baar bereits im Herbst 2015 durchgeführt wurde, insgesamt neun Einwendungen gegen das Grossprojekt eingereicht worden. Aufgrund der geführten Gespräche wurden einzelne Anträge zurückgezogen, wie die Gemeinde Baar mitteilt.

Dieser Prozess steht nun in Zug an. Zur Beantwortung der acht Einwendungen finden Koordinationssitzungen zwischen Zuger und Baarer Fachleuten statt. «Wir werden mit den Einwendern zusammensitzen und die Punkte besprechen», sagt Bauchef Wicki. Selbstverständlich nehme man die Anliegen aus der Bevölkerung ernst, fügt er an.

Die Antworten sollen in den kommenden Wochen vorliegen. Diese wiederum werden dann in der Vorlage zur zweiten Lesung verabschiedet. Der Grosse Gemeinderat wird den Bebauungsplan voraussichtlich im Herbst/Winter 2016 in zweiter Lesung beschliessen. Dieser wird ebenfalls öffentlich aufgelegt.

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