Zuger Kantonsrat berät umstrittenes Autobahnprojekt

Halbanschluss: IG drängt auf die Kehrtwende

Die Gegner des geplanten Halbanschlusses protestierten in der Vergangenheit mehrmals vor dem Zuger Kantonsparlament. (Bild: mam)

Der Zuger Kantonsrat berät am Donnerstag Anpassungen am Kantonalen Richtplan. Eines der heissesten Eisen ist der vorgeschlagene Autobahn-Halbanschluss. Die Gegner sehen unerwarteten Rückenwind für ihre Sache aufkommen – durch die Coronakrise.

In der Causa um den Autobahn-Halbanschluss Rotkreuz Süd wird der Donnerstag zum Meilenstein. Wird das Strassenprojekt in den Richtplan aufgenommen, wird unweigerlich das Bundesamt für Strassen (Astra) aktiv. Dieses ist für die Nationalstrassen zuständig.

Die Projektgegner formierten sich zur IG Halbanschluss Nein. Gemeinsam mit den Grünen Risch-Rotkreuz reichten sie eine Petition ein (zentralplus berichtete). Die IG ist wiederholt auf die Strasse gegangen (zentralplus berichtete) und hofft, dass ihr Anliegen mittlerweile im Kantonsrat angekommen ist. Sie wappnet sich aber für den Fall, dass nicht.

Mini-Demo vor der Sitzung

Die IG wird Donnerstag, im Vorfeld der Kantonsratssitzung, eine Kundgebung halten. Das hat sie in der Vergangenheit bereits getan – aber unter ganz anderen Voraussetzungen. «Corona-bedingt werden wir nur drei oder vier Personen sein», sagt IG-Sprecher Pius Hefti.

In der Coronakrise sieht er ein weiteres Argument für den Verzicht des Halbanschlusses. «Was die Krise deutlich aufgezeigt hat, ist das Potenzial von Homeoffice», sagt Hefti. «Gerade im Bereich des Dienstleistungssektors – welcher bei uns stark ausgeprägt ist und durch den Halbanschluss bedient werden soll – wird die Wichtigkeit von Homeoffice noch zunehmen.» Daher mache es wenig Sinn, grosse Strassenprojekte zu forcieren.

Hoffnungen liegen im «Bügel»

Ein weiteres positives Signal sieht Hefti in der Tatsache, dass die Option «Bügel» ebenfalls in den Richtplan aufgenommen werden soll. Es handelt sich dabei um eine Umfahrungsstrasse vom Anschluss Rotkreuz in das Industriegebiet.

Für eine «Lösung Bügel» hatten sich zuletzt auch die CVP und FDP der Gemeinde Risch sowie dessen Gemeinderat ausgesprochen. «Die Umfahrungsstrasse könnte die Buonaserstrasse schützen – was unser Hauptanliegen ist», so Hefti.

Die letzten verkehrsarmen Wochen hätten deutlich gezeigt, wie wichtig die Strasse für die Anwohner ist. «Wir nehmen vermehrt Spaziergänger wahr oder solche, die hier an den See gelangen wollen.» Hinzu käme die Schulzone und Abschnitte mit Tempo-20- und Tempo-30-Limiten.

Extreme Verkehrszunahme befürchtet

Die IG befürchtet, dass Strassenabschnitte mit tiefen Tempolimiten nach dem Bau eines Halbanschlusses zwangsläufig wegfallen. «Das Astra verlangt, dass der Verkehr ab der Autobahn fliesst», erklärt Hefti. «Dass dies ohne Aufhebung der Limiten auf diesen Strassenabschnitten möglich ist, scheint für uns unwahrscheinlich.»

Generell geht die IG von einer Verkehrszunahme von rund 240 Prozent aus. «Gemäss den Zahlen des Kantons könnte das zu Stosszeiten bis zu 1000 Autos pro Stunde bedeuten», so Hefti.

Nächster Halt: Bern

Die IG wird von den Grünen unterstützt. Sollten ihre Bedenken am Donnerstag kein Gehör im Kantonsrat finden, werde man den Kampf nach Bern tragen. «Natürlich würden wir beim Astra vorstellig werden und unsere Argumente gegen dieses Bauvorhaben darlegen», sagt Hefti mit Blick nach vorne.

Für die IG ist klar: «Unser Ziel müsste es dann sein, das Gehör der zuständigen Bundesrätin Simonetta Sommaruga für unser Anliegen zu gewinnen.» Der Kampf um den Halbanschluss dürfte somit noch lange nicht zu Ende sein.   

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1 Kommentar
  • Profilfoto von mebinger
    mebinger, 26.05.2020, 13:24 Uhr

    Da wird gegen Windmühlen gekämpft. Reinste Sankt Florianspolitik

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