Vergleich zu Vorgänger zeigt Erstaunliches

Häberli auf den Spuren eines gefeuerten FCL-Trainers

Nach 10 Spielen und 12 Punkten weist der aktuelle FCL-Trainer eine zum Verwechseln ähnliche Zwischenbilanz auf wie sein Vorgänger vor einem Jahr. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Ist es bösartig zu behaupten, dass der FCL in seiner sportlichen Entwicklung an Ort und Stelle tritt? Nein, sagt jedenfalls der statistische Vergleich mit den ersten zehn Spielen vor einem Jahr. Schlimmer noch: Das blau-weisse Publikumsinteresse sinkt weiter.

10 Spiele, 12 Punkte und ein Torverhältnis von –2. Mit dieser Zwischenbilanz liegt die Mannschaft von Thomas Häberli vor dem nächsten Heimspiel am Sonntag gegen Sion (16 Uhr) auf Platz 5 der Super League.

Der Blick zurück auf die gleiche Zeitspanne vor einem Jahr mag für den aktuellen FCL-Trainer kein Mutmacher sein. Unter seinem Vorgänger René Weiler, der mittlerweile den internationalen Grossklub Al Ahly betreut (zentralplus berichtete), lautete die Zwischenbilanz zum Verwechseln ähnlich: 10 Spiele, 12 Punkte und ein Torverhältnis von –3. Das bedeutete damals Platz 6 in der Tabelle.

Die Zusammenarbeit nahm kein gutes Ende: Nach insgesamt 21 Spielen und 25 Punkten stellte FCL-Sportchef Remo Meyer am 17. Februar dieses Jahres Weiler vor die Türe und machte Cheftrainer-Neuling Thomas Häberli zum Nachfolger.

Meyer: «Die Tabelle lügt nie»

Der statistische Vergleich mit Weiler ist nicht dazu geeignet, um Häberli und Meyer eine sportliche Weiterentwicklung des FC Luzern zu bescheinigen. Er drückt vielmehr ein sportliches Verharren an Ort und Stelle aus.

«Wir haben definitiv Verbesserungspotenzial.»

FCL-Sportchef Remo Meyer

Zu der zum Verwechseln ähnlichen Zwischenbilanz von Weiler und Häberli sagt FCL-Sportchef Remo Meyer: «Zurückschauen möchte ich nicht. Ich befasse mich lieber mit der aktuellen Saison. Die war bisher ein Auf und Ab. Für mich lügt die Tabelle nie: Es lief bisher nicht alles rund und wir haben noch spielerisches Potenzial.»

Und was sagt er zur fehlenden sportlichen Weiterentwicklung des FCL? Es seien etwa sieben, acht Vereine in der Super League, die ums Gleiche kämpfen, sagt Meyer und erläutert: «Die Gegner haben sich verändert und wir uns auch. Wir haben definitiv Verbesserungspotenzial. Defensiv haben wir bislang nicht viel zugelassen, offensiv haben wir Luft nach oben.»

Unter Weiler war der Besucherschnitt höher

Den sportlichen FCL-Stillstand scheint sich die potenzielle Kundschaft immer weniger antun zu wollen. Nachdem die letzte Meisterschaft in den mit 9364 Zuschauern schlechtesten Besucherschnitt seit Eröffnung der Swissporarena 2011 mündete (zentralplus berichtete), erscheint der aktuelle Wert besorgniserregend.

Trainer-Vorgänger René Weiler bei seinem 21. und letzten Spiel für den FCL am 16. Februar 2019 gegen Lugano (0:3): Am Tag danach wurde er gefeuert. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Häberlis Team wollten in den vier Heimspielen dieser Saison im Schnitt 9440 Zuschauer sehen. In den ersten fünf Heimspielen vor einem Jahr unter Weiler waren es noch 10'069 Zuschauer, bevor der grosse Einbruch kam. Was, wenn der FCL unter Häberli wieder nicht vom Fleck kommt?

Ein FCL-Heimspiel unter der Woche

Mit einer einseitigen Heim- und Auswärtsbilanz lassen sich die aktuellen Besucherzahlen nach gut einem Viertel der Meisterschaft nicht erklären: Häberlis Team holte zu Hause fünf Punkte in vier Spielen, auswärts sieben Zähler in sechs Partien. Ähnlich verhielt es sich unter seinem Vorgänger, der in fünf Heim- und Auswärtsspielen jeweils sechs Punkte holte.

Der Fairness halber sei erwähnt, dass eines der vier Heimspiele in der laufenden Saison unter der Woche stattfand. Das 1:0 gegen Xamax am letzten Donnerstag im September war mit 7294 Zuschauern der klar am schlechtesten besuchte Heimauftritt der Luzerner.

«Da darf man sicher etwas erwarten. Auch, dass wir an Punkten zulegen.»

In der Vergleichsperiode unter Weilers Ägide fanden alle fünf Heimspiele an einem Wochenendtag statt.

Häberli hat noch Gestaltungsspielraum

Im Gegensatz zu Weiler hat Häberli, der einen gültigen Vertrag bis zum Saisonende besitzt, die Chance, den FCL in eine sportlich erfreulichere Zukunft zu führen. Ohnehin hat der 45-jährige Ballwiler schon in der ersten August-Hälfte gegenüber zentralplus angekündigt, dass das wahre FCL-Gesicht erst im Oktober erkennbar sein werde.

Auch sein Vorgesetzter Remo Meyer geht nun von einer positiven Serie in den nächsten vier Meisterschaftsspielen gegen Sion, Xamax, Lugano und Servette aus. Nur gegen die Neuenburger muss der FCL auswärts antreten. Dazwischen empfängt GC die Luzerner noch zum Cup-Achtelfinal. «Da darf man sicher etwas erwarten», sagt Meyer. «Auch, dass wir an Punkten zulegen.»

«Ich erwarte mehr Mut und Frechheit in den Offensivaktionen.»

Er erhofft sich vor allem einen verbesserten Auftritt der Mannschaft in der Vorwärtsbewegung: «Wir haben die Qualität im Kader und das Zeug dazu, etwas mit dem Ball zu kreieren. Darum erwarte ich mehr Mut und Frechheit in den Offensivaktionen.» Nur so könne etwas entstehen.

22 Monate sieglos gegen Sion

Zumindest der Start in den von ihm gross angekündigten Oktober ist Häberli und seinen Mannen mit einem 2:0 in Thun geglückt. Und Sion als nächster Konkurrent in der Swissporarena scheint auf dem Papier für einen weiteren Punktezuwachs auf dem FCL-Konto zu sprechen. Die Walliser haben zuletzt dreimal in Serie verloren und kürzlich den Vertrag mit dem früheren Schweizer Internationalen Valon Behrami aufgelöst.

Allerdings relativieren die letzten Direktduelle einen möglichen FCL-Vorteil: In den sieben vorangegangen Anläufen kassierten die Luzerner fünf Niederlagen gegen den FC Sion und schafften zweimal ein Unentschieden. Der letzte FCL-Sieg datiert vom 2. Dezember 2017 mit einem 2:1 vor eigenem Anhang.

Übrigens: Vor einem Jahr ging das elfte Saisonspiel des FCL unter Weiler verloren. 0:2 im Heimspiel gegen Thun.

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