Stelle in Luzerner Luxushotellerie frei

Gütsch-Manager gesucht: Wer hat Lust auf Frust?

Schöner, aber schwieriger Arbeitsort: Das Hotel Château Gütsch. (Bild: ben.)

Im Mai soll das Hotel Château Gütsch also als Mini-Luxushotel mit 25 Zimmern und zwei Suiten aufgehen. Noch ist nicht bekannt, wer den Betrieb führen wird. Klar ist aber: Der Gütsch-Geschäftsführer muss ein Alleskönner sein – Geschäftsführer, Spitzenkoch und Hotelier in Personalunion. Geht das überhaupt? Und vor allem – wer will sich das antun? zentral+ sprach mit Experten und mit Personen, die für Alexander Lebedev und seine Entourage bereits tätig waren.

In einem Bericht der «Zentralschweiz am Sonntag» beschreibt der Brite Michael Millership, Verwaltungsrat der Besitzerfirma Château Gütsch Immobilien AG (CGI), das Stellenprofil des gesuchten Geschäftsführers so: Jung und innovativ soll er sein (eine Frau ist offenbar keine Option), gut kochen können, «aber nicht zu abgehoben», ausserdem muss es ein Einheimischer sein. Und by the way soll der Kandidat auch noch gleich das Hotel bewirtschaften.

Millership sagte, dass man mit mehreren Kandidaten in Verhandlungen stehe, die das Hotel Château Gütsch führen wollten. Gemäss aktueller Auskunft von CGI-Geschäftsführerin Gesa Eichler ist die Phase der Interviews inzwischen abgeschlossen. «Wir stehen unmittelbar vor dem Vertragsabschluss», sagt sie gegenüber zentral+.

Wer kommt in Frage?

Da sie keine Namen nennen will, rätselt die Luzerner Gastro- und Hotelbranche weiter, wer der neue Boss auf dem Gütsch werden könnte. Fritz Erni, Direktor des Art Deco Hotels Montana wird es definitiv nicht sein. «Ich wurde nicht angefragt und werde kein Comeback geben», sagt er zu zentral+. Erni und sein Team hatten das Restaurant Petit Palais vom September 2011 bis Mai 2012 im Auftrag der Besitzer erfolgreich geführt.

Auch Olaf Reinhardt, der sich vor zwei Jahren dafür interessiert hatte, das Hotel Gütsch zu mieten, ist kein Bewerber. «Die Liebe ist erloschen», sagt Reinhardt und fügt hinzu: «Nach meinen Erfahrungen und auch den Vereinbarungen mit den Vertretern des Château Gütsch möchte ich mich zu diesem Hotelbetrieb lieber nicht mehr äussern.»

Bei der Gütschbahn geht gar nichts mehr

Die «unendliche Geschichte» um das weisse Schlösschen hoch über Luzern ist um ein Kapitel reicher. Die Besitzer haben diese Woche verlauten lassen, dass sie entgegen ihren früheren Aussagen die Gütsch-Bahn erst fertig bauen wollen, wenn die Stadt sich definitiv finanziell beteiligt. Und die Stadt Luzern will erst zahlen, wenn die Bahn gebaut ist. Das ist eine Pattsituation, die Blockade ist perfekt.
Dies obwohl der Stadtrat sein Angebot in den Verhandlungen bereits zwei Mal erhöht hat. 2012 war von einem Drittel der Baukosten die Rede, 2013 waren es 1,4 Millionen Franken (rund die Hälfte) und jetzt sind bereits 1,65 Millionen Franken. Das beeindruckt die «Gütsch»-Besitzer aber offenbar wenig, sie haben die Bauarbeiten vor einiger Zeit gestoppt. Der Stadtrat will gemäss Mitteilung «so bald wie möglich» seinen Bericht und Antrag dem Parlament vorlegen.

Parallel dazu machen die Statthalter des russischen Gütsch-Besitzers Alexander Lebedev aus Zürich und London gute Stimmung in Luzern und zeigen, dass sie das Hotel tatsächlich umgebaut und luxuriös eingerichtet haben. Das Hotelinterieur präsentiert sich in einem äusserst opulenten Stil und wurde von einem US-amerikanischen Star-Innendesigner aus Los Angeles gestaltet.
Die Freude hält sich aber in Luzern in Grenzen, wie Leserkommentare in der «NLZ» zeigen. Einer fragt, ob der Innenarchitekt früher im Brockenhaus tätig war, ein anderer kann sich den 1. April als Eröffnungstermin vorstellen.

Vom Alter her könnte es am ehesten Fabian Inderbitzin sein. Der innovative Küchenchef war bereits einmal auf dem Gütsch tätig, als das Hotelrestaurant Petit Palais von August 2008 bis Ende 2010 das erste Mal temporär geöffnet war. Er hatte Erfolg mit seinem Team und erfreute die Luzerner mit seiner Küche. Der Gastroführer GaultMillau zeichnete ihn mit 15 Punkten aus. Inzwischen kocht Inderbitzin im Seerestaurant Bélvèdere in Hergiswil und hat 16 Punkte. «Ich bin seit Januar 2014 Mitinhaber des Betriebs und habe nicht vor, meine Wirkungsstätte zu verlassen», sagt Fabian Inderbitzin auf Anfrage. Er wird es also auch nicht sein.

Multitalent und Alleskönner: Was sagen die Experten?

Doch ist das präsentierte Anforderungsprofil eigentlich machbar? Es tönt nach einer «eierlegenden Wollmilchsau», wenn einer in der Küche am Herd stehen, einen Restaurationsbetrieb leiten und zugleich ein Hotel führen soll oder muss.

zentral+ hat Experten gefragt, was sie davon halten. Sie äussern sich eher skeptisch. «In kleineren Betrieben mit ein paar Hotelzimmern geht das schon. Der Chef steht oft in der Küche, seine Frau ist vorne», sagt Patric Graber, Präsident des Verbands Luzern Hotels. «Aber auf diesem hohen Niveau stelle ich mir das schwierig vor.»

«Die Guten haben schon eine Stelle»

Der Gastro- und Hotelberater Herbert Huber sagt: «Wenn ein ausgewiesener Supertyp kommt, muss man zuerst mal abwarten, ob das funktioniert, bevor man ein Urteil abgeben kann. Alles andere sind Mutmassungen.»

Die entscheidende Frage sei für ihn, ob dieser Koch genügend Unterstützung von einem guten Mitarbeiter-Team habe. Doch Huber sagt klar: «Entweder kocht er und geht vielleicht den Gästen nach dem Essen Grüezi sagen oder er führt ein Hotel. Aber beides geht nicht!» Laut Huber gibt es sicherlich genügend Potential an innovativen Gastronomen in Luzern. Viele gute Köche besuchen später auch die Hotelfachschule. Doch:«Gute Leute haben in der Regel schon einen Job.»

«Entweder kocht er und geht vielleicht den Gästen nach dem Essen Grüezi sagen oder er führt ein Hotel. Aber beides geht nicht!»

Herbert Huber, Gastrokritiker

Gastrokritiker Herbert Hubert warnt die Gütsch-Betreiber, die Aufgabe nicht zu unterschätzen. «Wenn der Gütsch wieder aufgeht und das Wetter schön ist, wird es einen riesigen Ansturm geben, den die Betreiber bewältigen müssen. Dann muss von A bis Z alles klappen, von der Küche bis zum Service, vom Empfang bis zur Verabschiedung.» Er sei ein paar Mal im Restaurant Petit Palais gewesen, als dieses wieder geöffnet war. Damals führten Fritz Erni und sein Team den Betrieb. «Das hat bestens geklappt, weil Erni ein Routinier ist», sagt Huber.

Wer will sich das antun?

Zudem stellt sich die Frage, wer diesen Job überhaupt machen will. Ein russischer Besitzer, der aus Moskau die Fäden zieht, Schweizer und britische Statthalter, die alle paar Jahre wieder ausgewechselt werden oder zurücktreten. Das tönt nach Ungewissheit und Planungsunsicherheit. Und die Ereignisse und Fakten der letzten Zeit bestätigen dies ja.

Ein paar Personen haben nähere Erfahrungen gemacht mit den Gütsch-Besitzern. Olaf Reinhardt hatte Interesse, das Chateau Gütsch zu mieten und in Pacht zu betreiben. Der Verwaltungsratspräsident der Firma Swiss Selection Hotels in Luzern verrät: «Vor zwei Jahren verhandelte ich mit dem damaligen Verwaltungsrat der Chateau Gütsch Immobilien AG.» Doch plötzlich sei von diesem Verwaltungsrat über Nacht niemand mehr da gewesen. «Ich habe mich dann zurückgezogen, das war mir zu unsicher», sagt Olaf Reinhardt rückblickend.

Alle kündigten und dann passierte nichts

Anders Fabian Inderbitzin. Der Spitzenkoch äussert sich positiv zu seinem Engagement auf dem Gütsch. «Der Gütsch mit seiner einmaligen Lage und Aussicht ist einer der schönsten Arbeitsorte von Luzern.» Mit der Besitzerschaft habe er wenig zu tun gehabt. «Herrn Lebedev habe ich ein bis zwei Mal gesehen in den zwei Jahren.» Die Besitzer hätten ihm auch nicht reingeredet ins Geschäft.

Doch auf Nachfragen räumt Inderbitzin ein, dass es auch Irritationen gab. Das Engagement endete auf jeden Fall mit einem Frust: Weil das Hotel ab Januar 2011 angeblich umgebaut werden sollte, und das ein halbes Jahr vorher bekannt gegeben wurde, kündigten alle Mitarbeiter ihre Stelle. «Im Januar 2011 passierte dann aber gar nichts», sagt Inderbitzin. Alle Kaderleute hätten zu dieser Zeit bereits neue Anstellungen gefunden. «Wir haben uns im Guten getrennt, aber das war schon merkwürdig», sagt Inderbitzin.

Man darf also gespannt sein, wer auf dem Gütsch künftig das Sagen hat und ob diese Person den Ansprüchen der Besitzer wie auch der Luzerner gerecht wird. Eins ist aber schon sicher: Mit der Bahn wird man bis zur Eröffnung nicht zum Hotel hinauffahren können. Es bleibt also nur der Fussweg – oder es wird ein Parkierungschaos auf dem Luzerner Hausberg geben.

Die Aussicht vom Gütsch ist ein unbezahlbarer Standortvorteil.

Die Aussicht vom Gütsch ist ein unbezahlbarer Standortvorteil.

(Bild: ben.)

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