Rolle des Zuger Ex-Stadtrats wird nun geklärt

Grosser Strafprozess: Ivo Romer ab Montag vor Gericht

Am Strafgericht Zug hat am 12. Januar der Käfer-Prozess begonnen. Er wird das Gericht noch bis im März beschäftigen.

(Bild: mbe.)

Der frühere Zuger Stadtrat Ivo Romer steht ab Montag vor Gericht. Vorgeworfen wird ihm die Veruntreuung des Vermögens einer verstorbenen Millionärin. Die Rede ist von 3,79 Millionen Franken. zentralplus wird live vom Prozess berichten. Er dürfte endlich Licht in den Skandal bringen.

Auf der Webseite des Strafgerichts ist unter «Verhandlungstermine» ein grosser Strafprozess angekündigt. Die Justiz hat offenbar einen dicken Fisch an der Angel, die Verhandlungen dauern vier Tage, und es wird um Anmeldung gebeten.

3,79 Millionen Franken weg

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Beschuldigten vor, «einem von ihm verwalteten Vermögen unrechtmässig Gelder in Höhe von zirka 3,79 Millionen entnommen und diese unrechtmässig verwendet 
zu haben». Es ist unschwer zu erraten, dass es sich dabei um den früheren Stadtrat Ivo Romer handelt – auch wenn von offizieller Seite niemand dazu Stellung nimmt. Für den prominenten Angeklagten gilt, wie für alle Angeklagten, bis zu einem rechtskräftigen Urteil die Unschuldsvermutung.

Worum gehts?

Ivo Romer (52) war bis November 2012 Vorsteher des Finanzdepartements und sass drei Jahre für die FDP im Stadtrat. Ihm wird vorgeworfen, eine reiche Witwe, die ihm vertraute, um ihr Vermögen gebracht zu haben. Neben seiner politischen Tätigkeit verwaltete Romer das Vermögen der Baslerin. Dieses Mandat hatte er laut dem «Weltwoche»-Bericht, der die Affäre ins Rollen brachte, seit 2007 inne.

Alice Erika de Beaufort-Bubeck verstarb 2011 im 97. Lebensjahr in Zug. Erst danach, als die Familie Einblick in die Finanzdaten erhielt, kamen die Aktivitäten ans Licht. Im April 2012 reichten die fünf Kinder Strafanzeige ein. Romer trat als Stadtrat Ende 2012 zurück und sistierte seine Mitgliedschaft bei der FDP. Er hat immer seine Unschuld beteuert. zentralplus kontaktierte ihn telefonisch und wollte wissen, ob er daran festhält. Romer wollte dazu keine Stellung nehmen. Die Privatkläger werden durch die Zürcher Anwaltskanzlei Baldi & Caratsch vertreten. Anwalt Michele Caratsch will sich vor Prozessbeginn ebenfalls nicht äussern.

zentralplus wird live über den Prozess berichten, der viele offene Fragen klären dürfte. Die Hauptverhandlung findet am Montag und Dienstag statt. Am 4. Juli und eventuell 5. Juli geht es weiter.

Sanktionen noch nicht bekannt

Die strafrechtlichen Vorwürfe wiegen schwer. Angeklagt ist der Ex-Stadtrat offenbar wegen Veruntreuung, ungetreuer Geschäftsbesorgung, versuchtem Betrug bei einer Stiftung, Urkundenfälschung und Geldwäschereihandlungen. Die Untersuchung dauerte vier Jahre, die Anklageschrift ist ein Wälzer mit 300 Seiten. Welche Strafe die Staatsanwaltschaft fordert, ist noch nicht bekannt. Die Anklage gibt die geforderten Sanktionen erst an der Verhandlung bekannt.

Laut der Fallbeschreibung hat der Beschuldigte gemäss Staatsanwaltschaft zur Kaschierung einzelner Bezüge Urkunden gefälscht und teilweise Geldwäschereihandlungen begangen. Zur Last gelegt wird ihm auch, Mittel einer Stiftung von zirka drei Millionen Franken zweckwidrig verwendet und dafür ebenfalls Urkunden gefälscht zu haben. Zudem habe er unrechtmässige Bezüge im Gesamtwert von 22’500 Franken zum Nachteil einer weiteren Stiftung getätigt.

Der Prozess dürfte auch Klarheit darüber bringen, wo das Geld geblieben ist. Oder eben nicht. Die Untersuchung dauerte so lange, weil die Zuger Staatsanwaltschaft unter anderem Rechtshilfegesuche in Südafrika und in den USA stellen musste. Romer soll dort Immobilien gekauft haben.

Politische Seite mit PUK-Bericht abgeschlossen

Mit dem Prozess wird die Affäre nun auch juristisch aufgearbeitet. Die politische Aufarbeitung ist mit dem Bericht der Parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) abgeschlossen worden (zentralplus berichtete). Romer war im Dezember 2012 nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe von seinem Amt als Stadtrat zurückgetreten.

Die PUK klärte insbesondere die Frage, warum niemand im damaligen Zuger Stadtrat oder in der Verwaltung aufmerksam geworden war und gehandelt hatte. Der Gesamtstadtrat wurden im PUK-Bericht entlastet. Der ehemalige Sozialvorsteher Andreas Bossard (CSP) und Stadtpräsident Dolfi Müller (SP) mussten aber eingestehen, ihrem damaligen Kollegen zu stark vertraut, teilweise nicht gehandelt oder geschwiegen zu haben.

Zusätzlich ein Interessenkonflikt

Die PUK hatte in ihrem Schlussbericht ausserdem festgestellt, dass das Vormundschaftsamt Zug zwar mit grossem Einsatz zwischen den Angehörigen der angeblich von Ivo Romer betrogenen Witwe und Romer selbst vermittelt habe. Sie kritisierte die Behörde aber dafür, dass diese nicht in Erwägung zog, eine Beistandschaft für die Witwe vorzuschlagen. «Gleichzeitig lag bei Ivo Romer ein Interessenskonflikt vor. Als Stadtrat im Hauptamt war er Teil der Vormundschaftsbehörde, die den Fall der Witwe verfolgte. Im Nebenamt war er aber Vermögensverwalter derselben Frau», heisst es im PUK-Bericht.

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