Noch nie war beim ESAF so viel Geld im Spiel

Gross, grösser, am grössten in Zug – Gigantismus beim «Eidgenössischen»

Sagt, das grosse Budget habe mit hervorragender Konstentransparenz zu tun: OK-Präsident Heinz Tännler mit EVZ-Schwingerdress.

(Bild: zvg)

Zug mag als Stadt und als Kanton klein sein – als Ausrichterin des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfests übertrumpft es alle um Längen. Dabei wollte das Organisationskomitee den Megaevent am Anfang eigentlich redimensionieren.

«Das Eidgenössische muss nicht immer grösser werden», sagte Heinz Tännler im August 2016 in den Medien. Der Präsident des Organisationskomitees des Schweizerischen Schwing- und Älplerfests (ESAF) 2019 in Zug stand unter dem Eindruck des Schwingfests in Estavayer.

Das war eben auf einem riesigen Areal über die Bühne gegangen – und hätte eigentlich schon erheblich kleiner ausfallen sollen als jenes in Burgdorf drei Jahre zuvor, als alle Rekorde gebrochen wurden. Estavayer indes fand in einem ähnlichen Rahmen statt wie schon Burgdorf 2013 – es gab zwar ein paar Besucher weniger, aber das Budget des Grossanlasses war erneut gewachsen.

Wenig Fläche steht zur Verfügung

Dieser Trend zum immer teureren, immer grösseren «Eidgenössischen» sollte in Zug endlich gebrochen werden. Tännler stellte fürs ESAF 2019 eine Redimensionierung in Aussicht. Er wies darauf hin, dass in Zug deutlich weniger Fläche zur Verfügung stehen würde – nämlich 70 Hektaren gegenüber 90 in Estavayer, wo die Organisatoren auf das Flugplatzgelände zurückgreifen konnten.

Nun, knapp drei Monate vor dem Anschwingen zum ESAF 2019 in Zug, steht nicht nur fest, dass so viele Zuschauer wie noch nie in die Arena passen, auch der Geldeinsatz fürs «Eidgenössische» ist noch einmal deutlich gewachsen. An der letzten Medienkonferenz sprach Heinz Tännler von einem Budget von 36,5 Millionen Franken (zentralplus berichtete).

Kostenanstieg hat System

Somit ist absehbar, dass in Zug das grösste und teuerste Schwingfest aller Zeiten stattfinden könnte. Die Organisatoren fürs Eidgenössische 2022 in Pratteln gehen derzeit von einem Budget von 30 Millionen Franken aus.

«Wir machen das alles zum Nutzen der Besucher und der Nachhaltigkeit.»

Heinz Tännler, OK-Präsident ESAF

Das tat Tännler vor einigen Jahren allerdings auch noch: 29 Millionen Franken sollte das ESAF 2019 kosten, sagte er vor drei Jahren. Allerdings hatten auch seine Vorgänger in Estavayer am Anfang tief gestapelt: Diese waren anfangs von 21 Millionen Franken ausgegangen, vor der Durchführung des Schwingfests waren es 29 Millionen Franken, anschliessend wurde von 30 Millionen Franken gesprochen – denn Schwingfeste machen in aller Regel einen kleinen Gewinn.

Volle Kostentransparenz

Ein wichtiger Unterschied existiert jedoch: «Fürs ESAF 2019 zeigen wir die vollständige Kostenwahrheit», sagt Heinz Tännler. «Wir führen ein Brutto-Budget, welches transparent ist.»

An den vorhergehenden Eidgenössischen Schwingfesten seien verschiedene Posten nur netto ausgewiesen worden. Würde man in Zug gleich rechnen wie in Estavayer oder Burgdorf, käme man vielleicht zu ähnlichen Beträgen. «Jedenfalls würde das Budget deutlich tiefer ausfallen», so Tännler.

Wille zur Beschränkung

Wirft man einen Blick auf die Zahlen, so fällt auf, dass mit dem «Eidgenössische» in Aarau 2007 einen eigentlicher Quantensprung erfolgt ist. Seither gehen die Organisatoren immer von ähnlichen Eckwerten aus: Eine Arena, die über 45’000 Plätze fasst, ein Besucherandrang von total gegen 300’000 Besucher. Über den Daumen gepeilt halten sich bis zu 50’000 bei den Wettkämpfen auf, 50’000 auf und nahe dem Festgelände.

Gefragt, warum man für Zug 2019 von der bescheidenen Planung abgerückt sei, sagt Heinz Tännler Anfang der Woche: «Wir haben einen Sinneswandel durchgemacht.» Man habe zwar ursprünglich «die feste Absicht gehabt, nicht an die Grenzen zu gehen», sagte er.

 «Ding der Unmöglichkeit»

Doch das Fest in einer Stadt bedinge eine andere Übungsanlage, als ein Eidgenössisches auf einem Flugplatz oder auf der grünen Wiese wie in Burgdorf oder Estavayer. «Ein Budget von 25 bis 30 Millionen Franken ist ein Ding der Unmöglichkeit», so Tännler. Und führte dann die Mehrkosten an, welche für die Landsanierung angefallen waren.

Die Arenabauer forderten einen Niveauunterschied von einem Prozent auf dem Gelände. Das Land hatte aber ein Gefälle von sechs bis zehn Prozent. Man nivellierte und drainierte – das kostete 1,2 Millionen Franken extra.

Rückgriff auf städtische Einrichtungen

Die Herausforderung an die Gegebenheiten im Herti-Quartier und die Infrastrukturen, die in der Stadt gemietet werden mussten, hätten dazu geführt, «dass der Finanzrahmen vergrössert werden musste», sagte Tännler.

Die Bewohner des Herti-Quartiers müssten beispielsweise auch während des Fests dort leben können, das sei budgetrelevant. Ebenso, wenn man Promotionsstände in der Zuger Leichtathletik-Anlage errichte. Eine Wiederherstellung des Rasens koste mehr als die Renaturierung des Landwirtschaftslands.

Auch die einmalige Grösse der Arena habe seine Gründe: «Der Verband will seine Tickets und wenn man vernünftig sponsern will, muss man Plätze zur Verfügung stellen können.» Tännler legt aber Wert auf die Feststellung, dass die Arena nicht grösser als in Burgdorf wird: Man habe lediglich durch die Optimierung des zur Verfügung stehenden Volumens 3’000 zusätzliche Plätze schaffen können.

«Das Auto möglichst zu Hause lassen»

Von Bedeutung ist laut Tännler die Popularität des Sports: «Schwingen ist beliebt, da wollen wir die Leute nicht davon abhalten nach Zug zu kommen.» Man rechne mit vielen Besuchern, entsprechend müsse man aber auch entsprechenden Vorkehrungen treffen.

In diesem Zusammenhang fällt auf, dass in Zug lediglich mit 5’000 Parkplätzen gerechnet wird, die von den Besuchern benötigt werden. In Burgdorf waren erheblich mehr mit dem Personenwagen angereist. «Es stehen 8’000 Plätze zur Verfügung», sagt Tännler, und einen Notfallplan habe man natürlich auch noch. «Doch wir wollen, dass die Besucher das Auto möglichst zu Hause lassen.»

Busse von früh bis spät im Taktverkehr

Denn auch das Verkehrsregime ist ein nicht zu unterschätzender Kostentreiber: Der erschwingliche Pauschalpreis der ÖV-Tickets von 27 Franken ohne Halbtax und 20 Franken mit Halbtax ist keine milde Gabe der SBB. Der ermässigte Preis wird durch das ESAF mitfinanziert – zu einem Teil über die Eintritte, zu einem anderen Teil über einen separaten Posten im Budget.

Ebenso von Bedeutung sei ein Abkommen mit den Zugerland Verkehrsbetrieben, welche ihre Busse in Richtung Steinhausen und Cham übers Wochenende des ESAF von frühmorgens bis spätabends im Sechsminutentakt zirkulieren lassen. «Diesen Aufwand bezahlen wir, dabei handelt es sich um sechsstellige Summen», sagt Tännler.

Mit dem Vorwurf des Gigantismus mag er sich nicht anfreunden. «Wir machen das alles nicht zum Spass, sondern zum Nutzen der Besucher, und weil wir ein nachhaltiges Fest veranstalten, das klimaneutral ist», sagt Tännler.

Mit Vorhandenem arbeiten

Das momentane Budget von 36,5 Millionen Franken ist übrigens schon eine abgespeckte Variante. Eine erste Budgetrunde war von einem Geldbedarf von 40 Millionen Franken ausgegangen, wurde dann aber gekürzt.

Ein wichtiges Mittel der Organisatoren dabei ist es, mit bereits vorhandenen Infrastrukturen zu arbeiten: Beim Campingplatz etwa auf Kanalisation und Stromleitungen abzustellen, welche das Gelände heute schon durchziehen.

Bei den Informatikkosten spart man gegenüber Estavayer ebenfalls über die Hälfte ein. Dies geschieht, indem man auf vorhandene Infrastrukturen setzt, wie Andreas Kleeb, der Informatikverantwortliche im Organisationskomitee gegenüber zentralplus ausführte.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von GH
    GH, 31.05.2019, 13:40 Uhr

    Nicht nur die Schwingfeste werden – entgegen aller Versprechungen – immer gigantischer. Man erfährt so auch, was grosse Sprüche und Versprechungen bestimmter Politiker wert sind !

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  • Profilfoto von mebinger
    mebinger, 30.05.2019, 17:05 Uhr

    Gigantismus passt zu Heinz und so was will ich nicht in den Ständerat. Ich brauche auch das ESAF in dieser Form nicht

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