E-Bikes abgeschafft, Standorte werden diskutiert

Gratis-Veloverleih im Kanton Zug steht unter Druck

Das wird es ab nächstem Jahr in dieser Form in Zug und in Cham nicht mehr geben: Den Gratis-Veloverleih. Neue Konzepte werden gerade erarbeitet.

(Bild: mbe.)

Der Gratis-Veloverleih im Kanton Zug schwächelt, es werden weniger Fahrräder ausgeliehen als in früheren Jahren. Die Betreiber wollen nun entscheiden, wie und an welchen Standorten dieses Angebot weitergeführt wird.

Es klingt wie ein Weckruf: Wird der Gratis-Veloverleih in Zug und Cham am Ende abgeschafft? Das fragt man sich, wenn man die Pressemitteilung des Vereins für Arbeitsmarktmassnahmen (VAM) liest. Die Zahlen der ausgeliehenen Velos sind rückläufig. Beim Bahnhof Zug wurden im vergangenen Jahr noch 3898 Drahtesel verliehen (Vorjahr 4048), beim Bahnhof Cham wurden 80 Velos weniger nachgefragt (Vorjahr 1119). Im Ennetsee schwindet das Interesse seit Jahren. Deswegen überlegt man sich nun Veränderungen.

«Wir haben festgestellt, dass viele Leute das Velo eigentlich lieber an einem andern Ort wieder zurückgeben möchten.»

Gianni Bomio, Verein für Arbeitsmarktmassnahmen

«Es wäre unverständlich und sehr bedauernswert, wenn dieses wichtige und beliebte Angebot wegfallen würde», sagt Urs Ehrensperger, der Co-Präsident von Pro Velo Zug, der Lobbyorgansiation für Fahrradfahrer. «Der Veloverleih wird auch von Leuten genutzt, welche vielleicht kein Velo haben und bei denen man weniger Affinität zum Velofahren erwarten würde.» Zudem sei Velofahren in zweierlei Hinsicht förderungswürdig: Erstens sei es eine umweltschonende Art der Fortbewegung und zweitens auch noch gesund.

Zurückbringen macht Mühe

«Keine Angst: Der VAM wird am Gratis-Veloverleih festhalten», beruhigt Gianni Bomio, der Präsident des Vereins für Arbeitsmarktmassnahmen. Aber man wolle sich eben überlegen, wie man den Kundeninteressen besser gerecht wird. «Wir haben festgestellt, dass viele Leute das Velo eigentlich lieber an einem anderen Ort wieder zurückgeben möchten.» Derzeit muss man das Leihvelo zum Ursprungsort zurückbringen.

Zusammen mit der Gemeinnützigen Gesellschaft des Kantons Zug (GGZ), welche den Veloverleih im Auftrag des Kantons betreibt, und und anderen Veloverleih-Anbietern im Kanton und in der Region werde man nach Lösungen suchen. Konkret geht es um die Frage, wie Velos von einem Stützpunkt zum andern zurücktransportiert werden können. Oder darum, wo die Velos vor Ort untergebracht werden. Bisher findet der ganze Verleih in ausrangierten Bussen der Verkehrsbetriebe statt – und die haben eine begrenzte Aufnahmekapazität.

Gratis durch den Sommer radeln

Von Anfang Mai bis Ende September betreibt die Gemeinnützige Gesellschaft des Kantons Zug im Auftrag von VAM und Gemeinde Baar einen Gratis-Veloverleih beim Bahnhof Zug, Bahnhof Cham und an der Dorfstrasse in Baar. Zur Verfügung stehen (noch) einige Elektro-Bikes sowie Damenvelos und Kindersitze. Zum Ausleihen muss man einen amtlichen Ausweis vorlegen.

Das Personal an den Ausleihstationen besteht aus Asylbewerbern und Ausgesteuerten; gewartet werden die Velos von Stellensuchenden im Rahmen eines Beschäftigungsprogramms.

Elektromotor ausgebaut

Vieles ist noch unklar, klar sind jedoch zwei Sachen. Erstens: «Der Veloverleih soll in seiner veränderten Form frühestens 2018 den Betreib aufnehmen», sagt Bomio. Im kommenden Sommerhalbjahr laufe noch alles so, wie gehabt. Zweitens: Die wenigen Elektro-Bikes des Gratis-Veloverleihs sind ausser Betrieb genommen worden. «Sie waren störungsanfälliger als normale Velos», sagt Gianni Bomio, «und wir konnten sie nicht selber in der Halle 44 mit Stellensuchenden warten.»

Ausserdem wurden sie in der Vergangenheit von Mietern schon ausgeschlachtet. «Der Motor wurde ausgebaut», sagt Bomio. Die Ausweise, welche Mieter vorzulegen haben, um identifiziert werden zu können, hätten sich in diesen Fällen als nicht belastbar erwiesen.

Ins Hürital mit dem Hilfsmotor

«Die Leihe von Elektro-Bikes ist wünschenswert für die Region Zug», sagt Urs Ehrensperger von Pro Velo Zug. «Mit E-Bikes werden Velotouren im steilen Gelände auch für ältere oder schwächere Menschen möglich.» Sie könnten so das Aegerital, die Berggemeinden oder das Zugerberg-Gebiet mit dem Fahrrad erreichen.

«Die Leihe von Elektro-Bikes ist wünschenswert für die Region Zug.»

Urs Ehrensperger, Pro Velo Zug

Wenn der Gratisveloverleih keine E-Bikes mehr führt, bleibt eigentlich nur noch der Verleihpunkt der Herzroute im Parkhotel Zug übrig, um ein Rad mit Hilfsmotor auszuleihen. «Wir sind enorm froh, um dieses Angebot», sagt Seraina Koller, Geschäftsführerin von Zug Tourismus. Die Herzroute sei ein wertvolles und auch beliebtes Angebot.

In München kostet es nur die Hälfte

Freilich sind die Leihvelos der Herzroute in erster Linie dazu gedacht, das Fahrrad-Trekking der Herzroute zu absolvieren, das im Übrigen quer durch den Kanton verläuft. Ausserdem sind die Mietpreise beträchtlich: 64 Franken kostet ein Tag E-Bike-Miete bei der Herzroute.

«Wir sind enorm froh um dieses Angebot.»

Seraina Koller, Zug Tourismus

Zum Vergleich: Publibike, ein Leihvelo-Angebot der SBB, welches es vorab in der Westschweiz gibt, gestaltet die Preise zwar ähnlich. Allerdings kann man dort die Bikes auch nur für wenige Stunden mieten, womit sie erheblich günstiger werden. Und in den Nachbarländern geht alles viel billiger: In München etwa lässt sich ein E-Bike schon für 25 Euro pro Tag mieten.

Zuger Kantonalbank ist gefordert

«Grundsätzlich bin ich der Ansicht, dass jemand für die Miete eines teuren E-Bikes auch etwas bezahlen kann», findet Gianni Bomio vom VAM. Deshalb wolle man sich bei den Gratis-Velos auf konventionelle Fahrräder beschränken. «Wir müssen immer auch bedenken, dass sich das Angebot mit Geldern der Arbeitslosenversicherung finanziert», sagt Bomio. «Zudem befinden sich unsere Verleihstationen in der Zuger Talebene, und diese kann mit herkömmlichen Velos gut erkundet werden.» Die vier E-Bikes, die bis 2014 im Angebot standen, seien dem Veloverleih von der Zuger Kantonalbank finanziert worden.

Ein gutes Stichwort: Die Kantonalbank feiert heuer ihr 125-jähriges Bestehen und ist auf der Suche nach Ideen, wie sie einen Teil ihres Gewinns nachhaltig und fürs Gemeinwohl einsetzen kann (zentralplus berichtete).

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