Spezielle Rückkehr zum «Pilatus on the Rocks»

Gotthard zieht Luzern dem Eurovision Song Contest vor

Gotthard rocken am 24. August auf dem Luzerner Hausberg. Das zweite «Pilatus on the Rocks» ist für die Tessiner Rocker eine spezielle Rückkehr. Hier spielte die Band eines ihrer letzten Konzerte mit dem 2010 tödlich verunglückten Sänger Steve Lee. Bassist und Wahlluzerner Marc Lynn erinnert sich.

«Ich ging nach einem Trümmerbruch beim Töfffahren und einer Knieoperation an Krücken auf die Bühne, wir legten dennoch einen magischen Gig hin. Es war auf dieser Höhe anstrengender zu rocken als sonst – und die Jungs von Pegasus sprachen uns mit Sie an.» Marc Lynn lacht. Die Anekdoten sprudeln nur so aus ihm heraus. 

Er habe das letzte Konzert von 2007 auf dem Pilatus noch in bester Erinnerung. Es sei ein grandioser Tag gewesen, mit über 1’000 Fans auf dem Berg. Jetzt freut sich der 55-Jährige aus Liestal auf das höchste Festival der Schweiz, das zum zweiten Mal auf 2132 Metern über Meer stattfindet. Vor zwei Jahren waren bei der Erstausgabe von «Pilatus on the Rocks» Mando Diao Headliner gewesen, als Lokalmatadoren traten Dada Ante Portas und Henrik Belden auf (zentralplus berichtete).

Eigenes Zimmer im Schweizerhof

«Die Party auf dem Pilatus wird für uns Gotthärdler wieder magisch werden, das weiss ich heute schon», sagt der Wahlluzerner. Denn bei Open Airs sei die Stimmung anders als bei Konzerten in Hallen. «Es ist doch unter freiem Himmel wie bei einer Grillparty: Die Leute sind glücklich, durstig und hungrig – und deshalb voller Vorfreude.» Lynn sitzt im Gotthard-Zimmer des Hotels Schweizerhof, der Nummer 163, das die Band damals 2007 einweihen durfte. In einer Vitrine liegen Memorabilien, ein altes Interview über den Song «Heaven» läuft. Ein Musiker im privaten Himmel.

«Der Pilatus ist für uns ‹Top of the Mountain›, auch wir geniessen dann die Mörder-Aussicht.»

Marc Lynn, Gotthard-Bassist

Himmlisch sind für Marc Lynn auch Konzerte. Bei speziellen Anlässen wie dem «Pilatus on the Rocks» sei das Live-Gefühl nochmals besser als bei normalen Open Airs: «Der Pilatus ist für uns ‹Top of the Mountain›, auch wir geniessen dann die Mörder-Aussicht.» Weil die Band an solchen Anlässen für einmal Zeit hat, kommt sie schon am frühen Nachmittag auf den Berg. «Es gibt für uns aber noch andere magische Berge. Natürlich den Gotthard, dann das Matterhorn.» 

In Zermatt sind die Tessiner Rocker auch schon aufgetreten, zu Zeiten mit Sänger Steve Lee, am «Unplugged»-Festival. «Da würden wir liebend gerne wieder spielen, ich erinnere mich sehr gerne an einen absolut berauschenden Abend. Die Berge scheinen uns definitiv zu Höchstleistungen anzutreiben.»

Gotthard mit dem neuen Sänger Nick Maeder (Mitte) und Marc Lynn (links). (Bild: zvg)

Steve Lee verunfallte Anfang Oktober 2010 bei einem Bikertrip in den USA, als ihn ein Lastwagen in Nevada anfuhr. Die Gruppe stand damals selber vor dem Aus, denn der Frontmann ist bekanntlich die halbe Miete, die Stimme prägt den Sound. Und Steve Lee war ein aussergewöhnlich begnadeter Sänger. Doch Gotthard rappelte sich auf. Die Band suchte und fand einen neuen Frontmann, Nick Maeder.

Drei Bands an einem Abend
So präsentiert sich am 24. August das Programm: 17.30 Uhr: Türöffnung 18.30 Uhr: Philipp Fankhauser 20.15 Uhr: Zibbz (Bühne 2) 21.30 Uhr: Gotthard Im Eintritt von 125 Franken ist die Fahrt auf den Pilatus inbegriffen.

Bassist Marc Lynn findet, dass sich der 47-Jährige bestens in die Band integriert habe. «Ein neuer Frontmann braucht Zeit, denn er hat noch keine Erfahrung. Und er braucht in seinem Umfeld auch Geduld – die haben wir ihm gegeben. Vor allem braucht ein Neuer Eier, in die Frontrolle einer gestandenen Band hineinzuwachsen.» Das gelinge Maeder immer besser.

Heimspiel für Luzerner Zibbz

Derzeit schreibt Lynn mit der Band den neuen Song «10’000 Faces», extra für Sänger Maeder. «In Erinnerung an Nicks ersten Auftritt in der Schweiz, das war im Sommer 2012 am ‹Moon and Stars›-Festival in Locarno.» Es wurde für die Tessiner Band ein Heimspiel vor 10’000 Fans.

Zum Heimspiel soll das «Pilatus on the Rocks»-Festival auch für die Geschwister-Gruppe Zibbz werden, die aus Gisikon stammt (zentralplus berichtete). Und beim Eurovision Song Contest (ESC) 2018 bereits im Halbfinal scheiterte.

Stee und Corinne «Co» Gfeller alias «Zibbz» haben den Final am ESC in Lissabon verpasst. (Bild: zvg)

Weshalb hat man an diesen internationalen Wettbewerb noch nie Gotthard geschickt? Marc Lynn lacht: «Oh, den ESC haben wir bestimmt schon 100-mal abgesagt, denn da kommst du als Schweizer fast nur als Verlierer raus. Die ganze Sache ist überdies politisch, was mir nicht passt. Und beim Telefon-Voting hat unser kleines Land kaum eine Chance, denn der Schweizer ist da doch ziemlich verhalten.»

Ausserdem will die Band nicht durch den ESC bekannt werden, sondern durch hartes Rocken. «Luca Hänni war bislang der Erste, der mir wirklich gefiel: sympathisch und cool war sein Auftritt.» 

«Es wird ein rockiges Unplugged-Konzert, alle Lieder erstrahlen in neuen Kleidern.»

Sympathisch und cool, so wollen auch Gotthard auf dem Pilatus wirken: «Defrosted 2» heisst ihr neustes Album, das sie derzeit live präsentieren. «Es wird ein rockiges Unplugged-Konzert, alle Lieder erstrahlen in neuen Kleidern», erklärt Lynn.

Welche Songs geben ihm auf der Bühne am meisten Gänsehaut? Das seien jene, die auch für Gotthards Publikum jeweils am überraschendsten seien: «Anytime Anywhere», das «Smoke on the Water»-Cover von Deep Purple, das selbst von vielen Fans zuerst gar nicht erkannt werden würde. Oder «Tequila Symphony No. 5». 

Und so hört sich «Tequila Symphony No. 5» in einer Unplugged-Version im Video an:

Tequila, da sind wir beim Thema Trinken: Der Schreibende hat die Band einst auf Tour durch Europa begleitet und staunte, wie beim nächtlichen Transfer nach dem Konzert im Nightliner-Bus die Whiskeyflaschen die Runde machten. «Alkohol ist nach einem erfolgreichen Gig eine tolle Belohnung», sagt Marc Lynn.

«Aber wir haben uns noch nie ins Elend gesoffen. Obwohl, ich hatte schon auch mal einen Absturz in Japan – aber wir haben damals am nächsten Tag nicht gespielt. Ausserdem gibt es für mich eh fast nur noch Wodka, Whiskey ist nicht mein Ding …» Wobei, sie seien nach 29 Jahren im Geschäft auch etwas älter geworden: «Heute steht bei uns im Tourbus eher Rotwein – passend zum Alter.» 

Doch keine Angst, die Band wird auf der Bühne nicht gemütlich mit Rotem anstossen, sondern fetzen: Wenn sich Gotthard und der Pilatus treffen, steht einer musikalischen Gipfelwanderung nichts im Weg.

Hinweis: zentralplus ist Medienpartner des «Pilatus on the Rocks». Weitere Infos finden Sie hier.

Soundcheck? Wird schon noch werden auf dem Pilatus. (Bild: zvg)
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