50 Fragen an Ruedi Stäger, FCL-Präsident

«Good Morning Ruedi»

Ruedi Stäger (57) freut sich auf die präsidiale Aufgabe. (Bild: dog)

Er ist der neue Mann an der Spitze des FC Luzern: Ruedi Stäger. Ruedi wer? Der charismatische Berner und neu gewählte FCL-Präsident stellt sich den 50 Fragen von zentral+. Ein Gespräch über die Wunschgegner des FC Luzern in der Champions League, Bier-und-Bratwurst-Atmosphäre und den 10. Juni 1989.

Wer ist Rudolf «Ruedi» Stäger? Als neuer CEO und Verwaltungsratspräsident des FC Luzern leitet der gebürtige Berner ab dem kommenden Jahr die Vereinsgeschäfte. Aber wer ist dieser Mann, der unter anderem Verwaltungsratsmandate bei der Glarner Kantonalbank, der Golf Immobilien AG oder der Tellco AG hat, eine eigene Beratungsfirma besitzt und seit 25 Jahren in Meggen lebt? In der Bar des Hotel National in Luzern stellt sich Ruedi Stäger dem 50-Fragen-Marathon von zentral+.

Mit einem breiten berndeutschen «Grüässsech» und einem noch breiteren Grinsen nimmt der 57-jährige zweifache Familienvater Platz. Der Nadelstreifenanzug sitzt perfekt, die Stimmung ist entspannt. Noch vor der ersten Frage hat Stäger seinen Kaffee Crème getrunken. Wach, aufmerksam, bereit: Wollen wir?

1.    Von wem haben Sie den Anruf erhalten, dass Sie neuer FCL-Präsident werden?

Das wurde mir nicht telefonisch verkündet. Im Rahmen eines Suchauftrages trat der Unternehmensberater Jörg Lienert an mich heran und fragte mich, ob ich mir diese Aufgabe vorstellen könnte.

2.    Was haben Sie als erstes gedacht, nachdem Sie diese Anfrage erhielten?

Zunächst dachte ich: Nie im Leben! Nach reiflicher Überlegung konnte ich mich dann immer mehr dafür begeistern und schliesslich auch zusagen.

3.    Wie reagierte Ihre Frau, als Sie die vermeintlich frohe Botschaft verkündeten?

Zunächst reagierte sie zurückhaltend. Ich konnte sie aber schliesslich mit meiner Begeisterung anstecken.

4.    Wie viele Mandate haben Sie denn jetzt genau?

Das zähle ich nicht. Ich werde mich aber in Zukunft auf drei, vier Mandate – nebst dem FC Luzern – konzentrieren. Dazu werde ich einige Mandate abgeben.

5.    Ihre erste Amtshandlung als FCL-Präsident?

Die hat bereits stattgefunden: Die Implementierung der Geschäftsleitung.

6.    Schlafen Sie nun in blau-weisser Bettwäsche?

Nein!

Bis hier her war Stäger sehr konzentriert. Die Eingewöhnungsphase scheint nun aber vorbei. Denn da ist es wieder: das verschmitzte Grinsen.

7.    Muss ein Präsident eines Fussballvereins auch Fussball spielen können?

Nicht unbedingt. Aber ich kann Fussball spielen. Habe früher auch aktiv gespielt, ohne jetzt die Liga zu verraten.

Lachen. Gute Stimmung. Zeit, etwas frecher zu werden.

8.    Nervt es nicht, dass in der FCL-Chefetage so viel Baseldeutsch gesprochen wird?

Als Berner darf ich mich da nicht aus dem Fenster lehnen. Aber die Zusammenarbeit ist sehr angenehm. Was zählt ist die Leistung, nicht der Dialekt.

9.    Haben Sie Ihrem Vorgänger Mike Hauser gegenüber ein schlechtes Gewissen?

Nein. Ich brauche kein schlechtes Gewissen zu haben. Der Wechsel ist unabhängig von meiner Person angestanden. Er hat mir bereits sehr geholfen, mich auf das neue Amt vorzubereiten und ich bin überzeugt, dass wir uns auch künftig weiterhin sehr gut verstehen werden.

Die Stimme tief, der Blick ernst. Das scheint ihm jetzt sehr wichtig zu sein.

10. Ein FCL-Gesang geht: «Glaubet ned a Geischter» – woran glauben Sie?

Ans Machbare. Ans Fassbare. Und an die Zukunft.

11. Vermissen Sie die Bier-und-Bratwurst-Atmosphäre des alten Allmendstadions?

Und wie! Wir sind daran, uns zu überlegen, wie wir Teile dieser Kultur wieder zurück in und um das Stadion bringen können. Fussball soll ein Erlebnis sein – vor, während und nach den Spielen.

12. Dürfen Sie als FCL-Präsident während den Spielen Bier trinken?

Selbstverständlich! Ab und zu werde ich mir auch sicher ein Bier genehmigen.

13. Der Zuschauerschnitt an FCL-Heimspielen sinkt. Was ist zu tun?

Wir prüfen zurzeit verschiedenste Massnahmen. Die Preispolitik ist das eine, aber auch das Erlebnis Fussball soll wieder in den Mittelpunkt gerückt werden – nicht nur während den 90 Minuten.

Die typisch ernsthafte Präsidentenmiene kommt zum ersten Mal zum Vorschein. Eine gute Gelegenheit, den neuen FCL-Chef zu fotografieren.

14. Antworten Sie nun bitte ohne Worte: Was halten Sie von Pyros im Stadion?

(Bild: dog)

15. Diesen Fussballer wünschen Sie sich für den FCL?

Stäger überlegt lange. Seine Gedanken scheinen wohl gerade bei Alex Frei zu sein – ist ja immerhin die Aufgabe des Sportchefs. Daher entscheidet er sich für die diplomatische Hintertür:

Weiter.

16. Schon mal wegen dem FCL geweint?

Geweint nicht. Geschrien schon.

17. Wie weit kommt die Schweiz an der WM in Brasilien?

Ich glaube die Schweizer Nationalmannschaft hat gute Chancen, die Vorrunde zu überstehen. Mit ein bisschen Glück liegt sogar das Halbfinale drin. Das Potential ist jedenfalls vorhanden.

18. Wer wäre der beste Nachfolger für Ottmar Hitzfeld?

Schwer zu sagen. Da möchte ich dem Schweizerischen Fussballverband nicht vorgreifen. Sie tun sich ja ohnehin schon schwer genug damit.

19. Was macht einen normalen zu einem legendären Präsidenten?

Es ist nicht mein Ziel, legendär zu werden. Aber ein legendärer Präsident ist einer, der einen Verein über Jahre hinweg kontinuierlich prägt. Da gibt es in der Schweiz verschiedene Beispiele: Facchinetti bei Servette Genf oder auch Walter Stierli beim FC Luzern. Den Status «legendär» muss man sich verdienen.

20. Was brachte Sie vor 25 Jahren in die Innerschweiz?

Nicht die Liebe, sondern der Beruf! Nach längerer Zeit im Ausland habe ich mich nach den Schweizer Seen und Bergen gesehnt. Da kam das Jobangebot aus Luzern gerade richtig. Schliesslich fand ich dann aber auch die Liebe hier.

21. Ihre Matura-Durchschnittsnote?

Ich habe keine Matura gemacht, sondern eine Banklehre. Pech gehabt.

Sympathisches Grinsen. Stäger sitzt locker zurückgelehnt im Sessel. Die Stimmung: super.

22. Wie oft klingelt Ihr Handy am Tag?

Zu oft.

23. Wenn Sie ein Tier wären, welches wäre das?

In der Pfadi wurde ich Bär genannt. Das passt nach wie vor ziemlich gut zu mir:
eine gewisse Agilität, manchmal unterschätzt, kann aber gleichwohl Krallen zeigen – und dennoch pelzig sein.

24. Wie nennt Sie Ihre Frau, wenn Sie wütend auf Sie ist?

Auch dann bleibe ich der «Schatz». Nur der Tonfall ändert sich.

25. Wenn Sie Touristen einen Tag durch Luzern führen «dürften», was würden Sie mit Ihnen machen?

Das ist eine lange Liste. Das fängt bei einem Spaziergang durch die Stadt an, zu den Gestaden am See, bis hinauf auf den Pilatus oder die Rigi.

26. Mit welcher Persönlichkeit, ob lebend oder verstorben, würden Sie gerne einmal Essen gehen?

Mit dem leider erst kürzlich verstorbenen Nelson Mandela. Eine eindrückliche Persönlichkeit, die mit sehr wenig Mittel sehr viel bewegt hat.

27. Haben Sie ein Zu-Bett-Geh-Ritual?

Wenn man Zähneputzen und Waschen als Ritual betrachten kann, dann ja. Ansonsten habe ich kein solches Ritual.

28. Woran erkennt man, dass Sie nervös sind?

Ich bin zwar nicht einfach aus der Ruhe zu bringen, aber wenn ich nervös bin, dann zeigt sich das in einer unruhigen Körperhaltung.

Entspannt und ruhig sitzt Ruedi Stäger da. Keine Nervosität. Ein guter Moment für ein weiteres Foto.

29. Nochmals, ohne Worte bitte: Mit welchem Gesichtsausdruck lassen Sie Ihren Gegenüber wissen, dass Sie jetzt keine Lust haben zu reden?

(Bild: dog)

30. Zu welcher Musik singen Sie im Auto mit?

Von Hardrock, über Kuschelmusik bis zu Pop ist da alles dabei. Ich bin aber auch ein grosser Fan von klassischer Musik. Eine schöne Arie oder Oper ist etwas Wundervolles.

31. Tanzen Sie manchmal heimlich, wenn Sie keiner sieht?

Nur unter der Dusche.

32. Schon mal das Stadion frühzeitig verlassen, weil der FCL schlecht spielte?

Jawohl. In der Rückrunde vor zwei Jahren habe ich gleich zweimal ein Spiel vor dem Abpfiff verlassen.

Das Strahlen weicht einem schwachen, verlegenen Lächeln. Als müsse er sich dafür entschuldigen.

33. Wer hat Ihnen als erstes vom neuen Job abgeraten?

Ein Freund.

Stäger nippt an der leeren Kaffetasse. Dann, ganz leise, beinahe ein Flüstern:

Den Namen möchte ich nicht verraten.

34. Wo trifft man Sie in den Ferien?

Im Winter meistens in der Lenzerheide. Seit über 20 Jahren verbringe ich mit meiner Familie dort die Skiferien. Im Sommer versuche ich – ein wenig zumindest – die Welt zu erfahren.

35. Schon mal Albträume wegen der neuen Aufgabe gehabt?

Wegen der neuen Aufgabe nicht. Aber natürlich hatte auch ich schon Albträume.

36. Was dürfen Sie jetzt als öffentliche Person nicht mehr tun, was Sie vorher durften?

Ich denke, ich muss nichts an meinem Verhalten ändern.

Schon länger kein Lachen mehr. Die Stimmung scheint zu kippen. Schnell weiter, bevor die grosse Langeweile einhält.

37. Dürfen Ihre Kinder Fan eines anderen Fussballvereins sein?

Nein!

Da ist es wieder: das Stäger-Grinsen. Charme hat er ja, der neue FCL-Präsi. Stimmung gerettet. Weiter gehts!

38. Ohne Worte, Herr Stäger: Der FC Luzern wird Schweizer Meister! 

(Bild: dog)

39. Wo waren Sie am 10. Juni 1989?

Eine gute Frage. Da haben Sie mich beinahe erwischt! Ich war auf der Allmend, an der FCL-Meisterfeier. Übrigens: Das war mein Einstand beim FC Luzern, mein erstes Spiel! Ich kam erst gerade aus London, um bei der Luzerner Kantonalbank zu arbeiten. Ich bin dann praktisch in diese Feier «hineingefallen». Das war ein so herzliches und prägendes Erlebnis, dass ich seitdem Fan des FC Luzern bin.

Stimmung auf dem Höhepunkt! Lachen, johlen, grinsen. Diese Geschichte erzählt er gerne. Ist auch zu schön, um nicht erzählt zu werden.

40. Was wäre der Titel Ihrer Autobiographie?

«Good Morning Ruedi»

41. Ihr Fasnachtskostüm?

Ich gehe sehr gerne an die Fasnacht und maskiere mich auch gerne so, dass man mich nicht erkennt. Mit schminken und verändern und so.

42. Sie spielen Golf. Fahren Sie auch einen VW?

Langes, gleichmässiges Kichern. Die Frage scheint ihn mehr zu amüsieren, als erwartet.

Nein. Ich fahre Audi.

43. Ganz ehrlich, wie lange können Sie Frauen beim Fussballspielen zusehen?

Eine gemeine Frage! Aber ich muss ehrlich zugeben: Ein ganzes Spiel habe ich noch nie gesehen.

Wow, ehrlich. Nach kurzer Pause kommt dann aber doch noch die erwartet diplomatische Antwort:

Ich glaube der Frauenfussball wird in seiner Qualität unterschätzt. Er verdient mehr Respekt, als ihm heutzutage von Seiten der Männer entgegengebracht wird.

44. Rein hypothetisch: Der FCL spielt nächste Saison in der Champions League. Welches wären Ihre drei Traum-Gegner?

Wieso hypothetisch? Die Chancen sind doch intakt. Für den sportlichen Erfolg würde ich mir natürlich nicht so starke Gegner wünschen. Aber fürs Spektakel und die Zuschauer wären Vereine wie Barcelona, Arsenal London und Bayern München natürlich sehr interessant.

45. Ein letztes Mal ohne Worte: So lassen Sie Ihre Konkurrenz vor Ehrfurcht erstarren?

(Bild: dog)

46. Wer ist Sepp Blatter?

Sepp Blatter ist FIFA-Präsident, er ist Schweizer und er ist legendär. Die Schweizer dürfen Stolz darauf sein, dass wir dieses Präsidium innehaben. Zudem hat Blatter den Fussball internationalisiert, institutionalisiert und in Regionen gebracht, die zuvor nicht viel mit Fussball zu tun hatten. In der gesamten Welt des Sports ist er zweifelsohne einer der grossen Macher.

Kommen wir zum Selbsteinschätzungstest. Wie gut können Sie folgende Rollen verkörpern (null: keinerlei Begabung, bis zehn: höchste Begabung)?

47. Sommelier?

Acht.

48. Rennfahrer?

Sechs.

49. Politiker?

Acht.

50. Ehemann?

Zehn.

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