Goldpalast von Alfred Müller in voller Pracht
Salopp gesagt hat sie den halben Kanton gebaut: die Alfred Müller AG in Baar. Nun wird ein markanter Neubau mitten auf der grünen Wiese demnächst fertig – ein güldener Palast. Der Beginn eines goldenen Zeitalters? Die Strategie der Immobilienunternehmung jedenfalls ist so simpel wie erfolgreich: Zeitlose Bauten für Kundenbedürfnisse statt stilbildende Bauten.
Wer seit längerem mal wieder auf der Zuger Nordzufahrt an dem Gebäude vorbeifährt, wird wohl staunend das Lenkrad umklammern. Zum einen überraschen einen die klotzigen Ausmasse des «Quadroliths». Zum anderen wirkt die goldene Farbe der Fassade wie das Antlitz eines Prachtbaus, den ein russischer Oligarch errichten liess. Gold? In Zug?
«Quadrolith» soll kein Torso bleiben
«Goldrichtig!», erwidert Christoph Müller angesprochen auf die Fassade schlagfertig. Müller ist Präsident des Verwaltungsrats und Mitinhaber der Alfred Müller AG. Von seinem Büro im dritten Stock des Headquarters der bedeutendsten Zuger Immobilienunternehmung sieht der 52-Jährige direkt auf den «Quadrolithen». Dieser steht kurz vor der Fertigstellung und kann im Sommer bezogen werden.
«Der Quadrolith ist ein wunderbar gelungenes Objekt», ist Müller stolz auf das neueste Haus im Portfolio der Alfred Müller AG. «Der Neubau wird in der Öffentlichkeit überall gelobt. Das Gebäude ist schön, multifunktional, edel und zeitlos.» Das Geschäftshaus an der Baarer Grenze, das wie ein monumentales U aussieht und rund 12’000 Quadratmeter Fläche bietet, ist schon zu 95 Prozent vermietet.
Die Biogen International GmbH und die Astra Zeneca, zwei bereits in Zug ansässige Firmen, wechseln ihre Standorte. Die Biotechnologie-Firma Biogen residierte bislang auf dem Landis+Gyr-Areal, der Pharmakonzern Astra Zeneca in der Grafenau. Biogen wird 8200 Quadratmeter belegen, Astra Zeneca rund 2800 Quadratmeter.
«Vielleicht bauen wir auch auf Risiko.»
Christoph Müller, Verwaltungsratspräsident der Alfred Müller AG
Andererseits ist der «Vierstein» alias «Quadrolith», dessen Investitionsvolumen bei rund 72 Millionen Franken liegt, ja noch ein Torso. Denn es ist ein zweites, identisches Geschäftshaus direkt neben dem nun neu errichteten geplant. Vorerst wartet das Baarer Immobilienunternehmen aber noch zu. Kommt der zweite Bau also überhaupt noch (zentralplus berichtete)?
«Die zweite Etappe mit rund 16’000 Quadratmetern Geschäftsfläche kommt definitiv», versichert Christoph Müller. Und das sogar unabhängig von potentiellen Mietern. «Vielleicht bauen wir auch auf Risiko», sagt der Baarer Firmenmitinhaber selbstbewusst. «Mit seiner markanten Formensprache und dank seiner prominenten Lage eignet sich der ‹Quadrolith› insbesondere auch für repräsentative Firmensitze», ist im Fact Sheet zum Geschäftshaus zu lesen. Die Mietpreise würden sich in einem mittleren Segment bewegen.
Begrünte Piazza im Innenhof
Wer mit Christoph Müller einen Rundgang durchs güldene Geschäftshaus macht, sieht, wie gediegen die Innenausstattung des «Quadroliths» aussieht. Auf einer Piazza im Innenhof des «U» verleihen Mitarbeiter des firmeneigenen Gartenbaus der Begrünung den letzten Schliff. «Hier kann man in der Mittagspause beispielsweise ganz ungestört draussen sitzen», erklärt Müller.
Im Innern sind bereits die grosszügigen Grossraumbüros auszumachen. Teile davon werden mit Naturstein verlegt. Edle, moderne Tapeten kleben an den Wänden.
Das Alfred-Müller-AG-«Stadtpanorama»
Von der zweiten Etage aus haben die späteren Mitarbeiter der Gebäude die Möglichkeit, auf einer Terrasse Frischluft zu tanken und den Blick Richtung Zug schweifen zu lassen. Einen Stock höher gibt es nochmals eine kleine Sonnenterrasse mit ausfahrbarer Markise. Ein wahrlich majestätisches Panorama breitet sich vor dem Betrachter aus. In der Ferne kann man die beiden Feldhofüberbauungen erkennen – beides Alfred-Müller-Projekte.
«Dort, rechts drüben, ist auch unsere Helix-Überbauung in Cham in der Städtler Allmend zu erkennen», sagt Christoph Müller und zeigt auf das Konzert der Kräne. In Cham realisiert die Alfred Müller AG mit 23’000 Quadratmetern Nutzfläche vier moderne Geschäftshäuser.
Helix- und Rigiblick-Überbauungen
Die ersten beiden Gebäude des Helix, in die die Amag Zug ihren Firmensitz verlegt, können im Herbst 2019 bezogen werden. In die beiden anderen Gebäude sollen die Mieter ab Februar 2020 einziehen können. Investitionssumme total: rund 130 Millionen Franken (zentralplus berichtete).
Nicht zu sehen von der Terrasse auf dem güldenen Palast aus ist der dritte neue Bau, den die Alfred Müller AG ebenfalls gerade in der Städtler Allmend hochzieht – das Geschäftshaus Rigiblick in Steinhausen direkt neben der Stadtbahnhaltestelle. Dort, an der Hinterbergstrasse 38, entstehen rund 4100 Quadratmeter neue Geschäftsfläche. Die Investitionssumme beträgt hier rund 18 Millionen Franken.
Einziehen wird hier bis Anfang 2019 die Nord Stream 2 AG – jene Gesellschaft, welche die zweite Ostsee-Pipeline baut und Westeuropa mit russischem Gas versorgt. Nord Stream 1 ist ja schon länger in Zug und steuert von ihrem Firmensitz an der Zuger Industriestrasse aus die 2011 fertiggestellte, erste Ostsee-Pipeline (zentralplus berichtete). Zudem zieht die E.G.O. Elektro-Geräte AG in den Neubau im Rigiblick.
«Wir sind konstant leicht gewachsen und setzen auf Kontinuität und Seriosität.»
Christoph Müller
Der Rubel rollt also nicht nur bei Nord Stream, sondern auch bei der Alfred Müller AG. Was ist eigentlich das Erfolgsrezept der Immobilienunternehmung, die 1965 von Seniorchef und Patron Alfred Müller aus der Taufe gehoben wurde, mittlerweile 190 Mitarbeiter beschäftigt und Firmensitze in Baar, Marin und Camorino unterhält?
«Wir sind konstant leicht gewachsen und setzen auf Kontinuität und Seriosität», erklärt Müller. Ein Grundsatz, dem die Firma als Immobilienunternehmung zudem stets treu geblieben ist, heisst: «Wir bauen nicht für uns, sondern für den Kunden.»
Die Maxime für die jeweilige Architektur der Bauten lautet: «modern», «zeitlos» und «gediegen». Gleichzeitig müssten die Projekte dem Markt entsprechen, zum Standort und zur Zielgruppe passen.
Oder, wie Müller, der die Geschicke des Unternehmens bis 2013 als Vorsitzender der Geschäftsleitung und seither als VR-Präsident leitet, noch anders formuliert: «Wenn ein Gebäude die Bedürfnisse der Nutzer über längere Zeit zu erfüllen vermag, die Nutzer sich darin wohlfühlen und entfalten können, das Gebäude unterhaltsarm ist und auch nach 20 Jahren noch gefällt, handelt es sich um einen gelungenen, qualitativ hochwertigen und nachhaltigen Bau.» Nicht zuletzt müsse das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmen.
Gesichtslose Architektur?
Die Bewerbung für eine architektonische «landmark» sieht indes anders aus. Warum hat die Alfred Müller AG, Marktführer in Zug und unter den Top Zehn in der Schweiz platziert, in all den Jahren nicht auch den Ehrgeiz entwickelt, dem Kanton Zug ein architektonisches Wahrzeichen zu errichten? Die Kunst am Bau zu pflegen?
«Nein, wir sind nicht stilbildend.»
Christoph Müller
Christoph Müller winkt ab. Zum einen habe man in Unterägeri im Rahmen der Chilematt-Überbauung die kunstvolle Ägerihalle realisiert. «Zum anderen gibt es in Sursee den Stadthof, den wir gebaut haben – und der ist längst zu einem neuen Wahrzeichen der Stadt geworden.»
Andererseits: Ist Alfred Müller vielleicht nicht längst auf andere Weise stilbildend für viele andere Bauten in Zug geworden? Es gibt ja viele ähnliche zeitlose, multifunktionale und gediegene moderne Bauten in Zug. Manche Architekten spötteln hinter vorgehaltener Hand ja über die «Vermüllerisierung» der Architektur. «Nein, wir sind nicht stilbildend», antwortet Christoph Müller. Und ergänzt wiederum schlagfertig: «Dafür haben wir zu wenig in Zug gebaut.»
Wichtige Bauten der Alfred Müller AG im Laufe der Zeiten |
1960er-Jahre
1970er-Jahre
1980er-Jahre
1990er-Jahre
2000er-Jahre
2010 bis 2017
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