Zuger Rohwarenkonzern engagiert sich im Tschad

Glencore-Darlehen für korrupten Clan und das Militär?

Hauptsitz des Rohstoffkonzerns «Glencore» in Baar. (Bild: Erik Tham)

Der Zuger Rohwarenkonzern Glencore bezahlte im Tschad eine Milliarde Dollar für Öl, das noch nicht geliefert wurde. Jetzt fliegt den Tradern der Deal um die Ohren und droht zum Image-Gau zu werden.

Der Präsident Tschads, Idriss Déby, lässt die Vorkommnisse um ein Milliarden-Darlehen von Glencore an die staatliche Ölgesellschaft des Landes untersuchen. «Ich muss zugeben, dass die Vorgehensweise beim Glencore-Darlehen unverantwortlich war», sagte Déby gegenüber «TV5Monde». Dies berichtete die Nachrichtenagentur sda am Dienstag.

Der Zuger Rohwarenkonzern Glencore ist seit 2013 ausschliesslicher Abnehmer und Hauptgeschäftspartner der staatlichen tschadischen Ölgesellschaft Société Hydrocarbures du Tchad (SHT). Glencore hatte der Gesellschaft ein Darlehen von einer Milliarde Dollar gewährt.

Das Darlehen von Glencore ist bereits letzten Monat von Nichtregierungsorganisationen unter Beschuss gekommen. Das Schweizer Hilfswerk Swissaid warf Glencore mangelnde Transparenz bei Zahlungen an die SHT vor.

Geheimer Geschäftsabschluss

Die STH sei «eine Black Box», schrieb Swissaid in einer Studie. Denn die staatliche Ölgesellschaft veröffentliche keine Jahresabschlüsse und Finanzzahlen, was gesetzeswidrig sei. Die Ölförderung macht im Tschad zwei Drittel der Staatseinnahmen aus.

Die Führung der Ölgesellschaft ist für Swissaid mit dem Regierungsclan verbandelt und steht unter Verdacht, Geld abgezweigt zu haben. Ein Teil eines Milliarden-Darlehens von Glencore sei von der tschadischen Regierung am Parlament vorbeigeschleust und für eine Militäraktion in Mali eingesetzt worden, lautete ein weiterer Vorwurf.

Tschad will andere Konditionen für Rückzahlung

Im Interview mit dem französischen Sender «TV5Monde» sagte Déby letzte Woche, Tschad habe damals ernsthaft Geld gebraucht.  Das Darlehen von Glencore war offenbar ein Öl-für-Cash-Darlehen über eine Milliarde Dollar. Auf die Frage, ob sich die Regierung an den Ölgeldern bereichert habe, verwies Déby auf Glencore und sagte: «Es ist eine Untersuchung im Gange, um herauszufinden wie der Deal ablief.»

Laut Déby verhandelt die Regierung mit Hilfe der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds über neue Bedingungen für die Rückzahlung des Darlehens. Wenn der Ölpreis bei 100 Dollar geblieben wäre, dann wäre die Rückzahlung der Schuld an Glencore innerhalb von wenigen Monate erfolgt, so Déby.

Glencore: Der Deal war rechtens

Swissaid wollte am Dienstag keine Stellungnahme abgeben. Bekannt ist, dass die Partner-NGO von Swissaid im Tschad bereits bei der Publikation der Glencore-Studie von der Tschad-Regierung unter Druck gesetzt wurde.

Glencore befände sich in Gesprächen mit der Regierung, sagte ein Sprecher am Dienstag gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Letzten Monat hatte der Rohstoffkonzern betont, alles unternommen zu haben, um die SHT zu überprüfen. Zudem hätten führende internationale Rechtsfirmen die Gesetzeskonformität der Transaktionen sichergestellt.

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