Nach gestrichenen Sonntagsverkäufen

Gipfeli Ja, Zopf Nein? So chaotisch läuft es heute bei den Bäckereien

Die Traditionsbäckerei Bebié blieb geschlossen. (Bild: Leserreporter)

Manche Bäckereien haben an diesem Sonntag zum ersten Mal seit Jahrzehnten ihre Läden geschlossen, andere backen munter weiter. Was gilt nun für Bäckereien? Die aktuelle Lage ist extrem unübersichtlich.

Die Sonntagsverkäufe wurden vom Bundesrat vorübergehend gestrichen. Die neue Massnahme zur Bekämpfung der Pandemie hat auch auf eine Branche Auswirkungen, für die der Sonntag von je her eine grosse Bedeutung hat: die Bäckereien.

Kaum an einem anderen Wochentag geht die Ware dort so schnell über die Theke wie am Sonntag. Heute ist für die meisten Bäckereien aber alles anders.

Traditionshäuser machen dicht

Die Luzerner Traditionskonditorei Heini hat sich etwa entschlossen, erstmals seit der Gründung im November 1957 an einem Sonntag zu schliessen. Der Entschluss fusse auf der unklaren Rechtslage, teilt Firmenchef Bruno Heini mit. Man habe via Corona-Hotline und Polizei zu eruieren versucht, was für Bäckereien nun genau gelte und habe keine abschliessende Erklärung erhalten.

Ein weiteres Luzerner Traditionsunternehmen, die Confiserie Bebié, bleibt ebenfalls geschlossen. Auf der Telefonbandnachricht ist zu hören, dass man zuerst abwarten wolle, was für Lösungen der schweizerische Verband der Bäcker und Confiseure (SBC) mit dem Bund aushandle.

Verband spricht von Chaos – und macht Empfehlungen

Diverse andere Bäckereien haben heute aber durchaus geöffnet und verkaufen ihre Ware munter weiter. Wie Nachfragen von zentralplus zeigen, stützen sie sich dabei auf die Empfehlungen eben dieses Fachverbandes. In einer aktuellen Mitteilung des Verbandes wird auf Abklärungen mit den Juristen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) verwiesen. Demnach gelte für diesen Sonntag folgendes:

  • Bäckereien als Laden/Geschäft müssen schliessen.
     
  • Ein Café (mit sitzender Konsumation an 4er-Tischen etc. gemäss Gastroregeln) darf bis 19 Uhr geöffnet haben.
     
  • Wird eine Bäckerei zu einem Take-away umgestaltet und gibt nur zum unmittelbaren Verzehr geeignete Speisen und Getränke ab (etwa Kaffee und Gipfeli sowie anderes Kleingebäck), sei dies, aus Sicht des SBC zulässig. Unzulässig ist aber der eigentliche Lebensmittelverkauf, auch wenn es sich um Backwaren handelt.

Der Verband schreibt aber auch, dass es sich bei dieser Regelung um «ein wahres Chaos» handle. «Eine definitive Klärung ist zurzeit nicht möglich.» Der Verband versuche im Verlauf der kommenden Woche verbindlichere Regelungen zu erwirken.

Verband empfiehlt, offen zu bleiben

Der SBC empfiehlt letztlich, die Läden in den Bäckereien mit Café oder Restaurants offenzuhalten. Den Betrieben ohne Gastronomie wird empfohlen, das Take-away-Prinzip anzuwenden. «Achtung: Es dürfen nur Produkte zum unmittelbaren Verzehr verkauft werden», heisst es in einer Mitteilung.

Den Bäckereien, die heute offen bleiben, macht der Verband zudem folgende Empfehlung: «Sollten kantonale Behörden über dieses Wochenende kontrollieren und beanstanden, verlangen Sie immer eine ordentliche Verfügung, welche Ihnen auch die Rekursmöglichkeiten aufzeigt. Nehmen Sie im Anschluss mit unserem Rechtsdienst Kontakt auf.»

Was kann sofort verzehrt werden?

In Luzern und Zug haben sich tatsächlich zahlreiche Betriebe dazu entschlossen, der Empfehlung zu folgen und die Backstuben offen zu behalten. So etwa auch Suter's Meile in Luzern. «Wir verkaufen jedoch nur kleine Brötchen, Kaffee und Tee. Es gibt keine Zöpfe und andere Brote. Ausserdem haben wir einen Take-away-Stand», heisst es dort auf Nachfrage.

Die Frage scheint jedoch zu sein, was genau unter den vom Verband genannten Begriff «zum unmittelbaren Verzehr» fällt. Für die Crea Beck in Hünenberg See fällt ein Zopf etwa durchaus auch darunter, wie auf Anfrage von zentralplus bestätigt wird. Konfitüren, Milch und weitere Artikel, also jene abseits der Backwaren, jedoch nicht. Offen haben aber beispielsweise auch verschiedene Betriebe in Unterägeri, Baar oder Zug.

Welche Bäckereien was anbieten ist von Haus zu Haus komplett unterschiedlich, wie mehre Anfragen von zentralplus zeigen. Wie die lokalen Behörden die Situation einschätzen und künftig handhaben wollen, liess sich an diesem Sonntag nicht näher eruieren. Auch dies muss wohl im Verlauf der kommenden Woche geklärt werden.

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4 Kommentare
  • Profilfoto von Müller Rentner
    Müller Rentner, 14.12.2020, 10:58 Uhr

    Was für en Seich Dürfen wir nicht mal mehr Sonntags Zmorge holen, eine Schweinerei aber Tekaway weil die Pizzen verkaufen vielleicht sollte man den Zopf eine Pizzaform geben lächerlich es wäre Gescheiter A,Berset würde endlich das Zepter in Hand nehmen und den Lockdown Ausrufen obwohl eh viel zu Spät…

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  • Profilfoto von Andreas Peter
    Andreas Peter, 13.12.2020, 14:02 Uhr

    Dieser neueste «Schuss» des Bundesrats ist einfach komplett lächerlich und überhaupt nicht durchdacht.
    Bis vor kurzem war ich noch der Meinung, dass die Schweiz einen (vergleichsweise) kühlen Kopf bewahrt im Umgang mit Corona und war fast schon stolz darauf. Aber dieser Eindruck ist nun nicht mehr da.
    Das ist Aktionismus in Reinkultur.
    So nimmt man die Bürger nicht mit, sondern löst nur Befremden, Kopfschütteln und eine Trotzhaltung aus.

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    • Profilfoto von Marie-Antoinette
      Marie-Antoinette, 13.12.2020, 14:18 Uhr

      O.k. die Aussagen der Regierung sind für das einfache Volk etwas schwer verständlich. Aber im Prinzip ist es ganz einfach: Alle die Brot kaufen möchten und erschwerte Bedingungen vorfinden sollen doch in der Zwischenzeit einfach Kuchen essen!

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    • Profilfoto von Stefan Ernst
      Stefan Ernst, 13.12.2020, 23:11 Uhr

      Die Antwort darauf kann nur sein, beim nächsten Mal besser zu wählen. Hoffe die Leute werden sich erinnern.

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