Waldheim auf der Kippe

Gibts doch noch eine Chance für die Zwischennutzung?

Vielleicht gibt es doch noch eine Chance: Hier könnten günstige Wohnungen entstehen und Ateliers für Künstler und Kreativschaffende. (Bild: fam)

Letzten Freitag hat die Stiftung dem Zwischennutzungsprojekt im ehemaligen Altersheim Waldheim in Zug eine Absage erteilt. Stadt und Kanton allerdings sind noch immer optimistisch: «Wenn es nur am Geld liegt, lässt sich bestimmt eine Lösung finden», heisst es von Seiten der Stadt.

Seit Freitag scheint klar, dass die Stiftung Alterszentren Zug keine Zwischennutzung im Waldheim will (zentral+ berichtete). Grund für die Absage war einerseits die kurze Dauer einer möglichen Zwischennutzung, wie der Geschäftsleiter der Stiftung ausführte, andererseits sei das Commitment der Stadt zu schwammig gewesen. Aurelio Weibel, der das Projekt zusammen mit der IG Waldheim geplant hat und es umsetzen wollte, fühlte sich von der Stadt im Stich gelassen.

Die Stadt sieht das allerdings ganz anders – und sieht immer noch eine Chance fürs Projekt: «Wir möchten nochmals betonen, dass die Stelle für Kultur voll und ganz hinter dem von der IG Waldheim vorgelegten Konzept und Finanzierungsplan steht», sagt die Leiterin der Stelle für Kultur, Jacqueline Falk. Der Finanzierungsplan sehe vor, dass die Stadt 20’000 Franken, der Kanton weitere 20’000 Franken und private Gönner die restlichen 20’000 Franken übernehmen sollten. «Wenn das Problem für die Stiftung nur bei der Finanzierung liegt, dann kann man über eine erweiterte Finanzierung nachdenken und kann andere Stiftungen mit einbeziehen. Wenn es nur ums Geld geht, findet sich bestimmt eine Lösung.»

«Wenn Zug urbaner wäre, gäbe es grössere Chancen»

«Auch über die Finanzierung hinaus ist die Stelle für Kultur bereit, Kulturprojekte im Waldheim zu unterstützen», so Falk weiter. «Sollten weitere, über das Projekt hinausgehende Kulturprojekte im Waldheim stattfinden, werden diese nach Gesuchseingang von der städtischen Kulturkommission beurteilt und entsprechend unterstützt.»

Beim Kanton allerdings ist noch kein Gesuch für das Projekt eingegangen: «Wir haben uns informell getroffen», sagt Aldo Caviezel vom Amt für Kultur des Kantons Zug, «und ich konnte Aurelio Weibel über Dinge wie Planungsstrategie, Lebensmittelkontrolle oder Brandschutz beraten. Das wäre auch gut gekommen. Aber das Projekt wurde in der Kulturkommission noch nicht beraten, da bei uns kein Gesuch eingereicht wurde.» Es sei schade, wenn das Projekt nicht zustande käme. «Ich verstehe aber das Argument der Stiftung, dass zwölf Monate zu knapp gewesen wären, um das Projekt zum Fliegen zu bringen.» Es sei ein grosses Projekt.

Und wenn man es mit dem Neubad in Luzern vergleiche, der kulturellen Zwischennutzung im ehemaligen Hallenbad der Stadt, dann werde es konkret: «Da brauchte es einen grossen Lernprozess, bis das so funktionieren konnte, wie es heute der Fall ist.» Wenn Zug urbaner wäre, dann hätte auch Weibels Projekt grössere Chancen. «Trotzdem wäre es schade, wir könnten mit diesem Projekt wichtige Erfahrungen sammeln. Man könnte herausfinden, ob das Bedürfnis nach einem solchen Ort ausreichend vorhanden ist.»

Zu früh, zu spät: Patt zwischen drei Protagonisten

Offenbar war schlicht die Vorlaufzeit zu knapp, um die Finanzierung für die Zwischennutzung frühzeitig auf die Beine zu stellen. Das Projekt steckt in einer Pattsituation: Für die Stiftung waren die Zusagen der Stadt offenbar zu wenig konkret, für die IG Waldheim war es scheinbar zu früh, Gesuche um Finanzierung zu stellen, da sie noch kein Okay von der Stiftung hatten, und für Stadt und Kanton hätte es eine Zusage der Stiftung gebraucht, um Geld sprechen zu können. Dass aus diesem Dreieck eine Zusammenarbeit doch noch entstehen könnte, scheint zumindest für die Stadt möglich.

Dass die Zwischennutzung im Waldheim zu Beginn auf der Kippe steht, ist für solche Projekte auch nicht untypisch. Ein Blick nach Luzern: Auch die Zwischennutzung im Neubad sei gelegentlich knapp vor dem Scheitern gestanden, sagt der Co-Präsident des Vereins Netzwerk Neubad, Aurel Jörg.

«Das kann sich auch wirtschaftlich auszahlen»

«Wir hatten das Glück, dass die Genossenschaft Widder uns zum Start 50’000 Franken übergeben hat», so Jörg. «Das hat uns auch psychologisch unterstützt. So konnten wir an verschiedene Stiftungen gelangen.» Auch da war die Vorlaufzeit knapp, ein paar Monate vergingen zwischen Ausschreibung und Projekteingabe. Die Zwischennutzung Neubad in Luzern funktioniert ohne Zuwendungen von Stadt oder Kanton, hat aber doch gesellschaftliche Relevanz für die Stadt: «Wir bilden so viele kreative Leute in Luzern aus», sagt Jörg, «haben anerkannte Hochschulen für Design etwa, aber wo sollen die Leute arbeiten? Die Kreativen aus der Zentralschweiz brauchen Anschlussmöglichkeiten.»

Das Neubad trage dazu bei, Jobperspektiven für Kreative in der Zentralschweiz zu etablieren, so Jörg. «Indem das Neubad zur Vernetzung beiträgt, entstehen Ideen und Start-Ups die lokal verankert sind. Und vor allem bilden wir den Raum für kulturelle Experimente. Diese gegenseitige Befruchtung von Kreativwirtschaft und Kultur kann, muss sich aber nicht wirtschaftlich auszahlen.»

Wo die jungen Zuger Kreativ-Wirtschafter in Zukunft Anschluss finden, steht noch offen. Aber zumindest Aldo Caviezel vom Zuger Amt für Kultur ist zuversichtlich: «Ich denke, Zug wäre langsam bereit für so eine Zwischennutzung.»

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