Kantonsräte kritisieren vermindertes Angebot

Getrübte Freude über Spitalneubau in Wolhusen

Das in die Jahre gekommene Kantonsspital Wolhusen. Ein Neubau wird auf rund 110 Millionen Franken geschätzt. (Bild: luks.ch)

Mehrere Kantonsräte unterschiedlicher Parteien haben sich zu einer Gruppe zusammengetan. Zwar freue man sich über den Spitalneubau in Wolhusen. Doch zeigt sie sich sehr enttäuscht über das reduzierte Leistungsangebot, das in Aussicht gestellt werde.

Die Luzerner Kantonsräte Pius Kaufmann (CVP), Ludwig Peyer (CVP), Guido Roos (CVP), Helen Schurtenberger (FDP), Bernhard Steiner (SVP) und Vroni Thalmann (SVP) sind sich einig: Dass es mit dem geplanten Neubau des Spitals Wolhusen nun vorangeht, sei erfreulich. Ebenfalls teilen die Parlamentarier die Enttäuschung darüber, dass im Neubau dereinst ein reduziertes Leistungsangebot herrschen solle.

«Die überparteiliche Gruppe sieht damit die bis anhin angebotene solide und qualitativ hochstehende medizinische Grundversorgung am Standort Wolhusen für die Region als akut gefährdet», schreibt sie in einer Mitteilung. Zwar sichere Gesundheitsdirektor Guido Graf den Erhalt der Geburtshilfe in Wolhusen weiterhin zu.

Begrüssenswert sei dabei, dass die Hausärzte der Region bei den entsprechenden Abklärungen einbezogen werden sollen. Trotzdem würden mit dem Überprüfungsauftrag und den gleichzeitig vorgeschlagenen Varianten der Geburtshilfe erneut grosse Unsicherheiten geschürt. «Öffentliche Abklärungen und Diskussion über Angebote sind nicht zuletzt auch für die Mitarbeitenden am Standort Wolhusen sehr belastend und verunsichern die Bevölkerung», so die Kantonsrätinnen.

Leistungsabbau gefährdet Grundversorgung

Eine solide Grundversorgung für Männer und Frauen entspreche nach Ansicht der Kantonsratsgruppe auch weiterhin einem zentralen Bedürfnis der Bevölkerung im Einzugsgebiet des Spitals Wolhusen. «Zu einer solchen Grundversorgung – die der Bevölkerung bis anhin auch stets versprochen wurde – gehört nach Überzeugung der Kantonsratsgruppe auch eine voll ausgebaute Geburtshilfe.» Eine bedarfsgerechte stationäre Grundversorgung bedinge aber auch, dass das Spital über einen 24-Stunden Notfall verfüge, damit die Rettungsdienste Wolhusen auch in der Nacht anfahren und auch weiterhin dringende Zuweisungen durch die Hausärzte aus der Region erfolgen und auch in der Nacht medizinische Eingriffe vorgenommen werden können.

Dies werde aber bei einem vorhersehbaren Abbau bei der Medizin und dem Wegfall der Intensivpflegestation kaum mehr möglich sein, befürchten die Parlamentarier. Der Kantonsratsgruppe sei unerklärlich, weshalb der Regierungsrat vom im Jahr 2014 durch den Spitalrat in Aussicht gestellten «Vorbildspital» wieder Abstand nehme.     

«Schädliche Kettenreaktion» befürchtet

Durch die Infrage-Stellung der Geburtshilfe, respektive der Gynäkologie sowie dem Abbau der Intensivpflegestation würden nach Ansicht der Region auch negative Signale für den Standort Wolhusen ausgesendet, was eine unheilvolle Abwärtsspirale nach sich ziehen könne. Da der Standort Wolhusen zu Recht als «Perle» eines Landspitals bezeichnet werde, verstehe die Region den geplanten Leistungsabbau vorab im stationären Bereich nicht. «Vielmehr müsste der Standort, gerade auch im Hinblick auf die Erfahrungen mit der Corona-Krise gestärkt werden», so die Gruppe. Mit den in Aussicht gestellten Leistungsreduktionen werde der Standort Wolhusen aber stark geschwächt – gerade auch im Ausbildungsbereich – und es erfolge eine weitere Zentralisierung des stationären Leistungsangebotes.

Bevölkerung will eine gute medizinische Grundversorgung

Die überparteiliche Kantonsratsgruppe bezweifle daher, ob sich das geplante Angebot mit dem gesetzlichen Grundversorgungsauftrag im kantonalen Spitalgesetz vereinbaren lasse. Sie werde sich daher weiterhin für eine solide, und qualitativ hochstehende medizinische Grundversorgung einsetzen und wehre sich gegen den Abbau von Angeboten, welche den Standort schwächen.

Daran vermöge auch die in Aussicht gestellte Stärkung des Rettungsdienstes nichts ändern, denn der Weg von Sörenberg oder Luthern nach Luzern sei und bleibe viel länger als der Weg von diesen beiden Orten nach Wolhusen.

«Die Bevölkerung des Einzugsgebietes erwartet vom Neubau eine starke und zukunftsfähige Grundversorgung, welche mehr sein muss als ein ambulantes Operations-Zentrum, welches nur zu Bürozeiten funktioniert!», so schliesst die Mitteilung der Gruppe.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Franz6162
    Franz6162, 18.03.2021, 19:50 Uhr

    Es ist eine Schande, dass ein Gebäude, welches anfangs der 70er Jahre neu gebaut wurde, einfach abgerissen wird und durch einen fragwürdigen Neubau ersetzt wird. Im Spital Wolhusen wurde in den letzten Jahren Modernisierungsarbeiten und Sanierungsarbeiten in einem sehr hohen Kostenbetrag ausgeführt, wie bei Besuchen und Terminen im Spital festgestellt werden konnte. Das ganze Bauvorhaben mit weit über 100 Millionen Baukosten (plus zusätzlich Teuerung und Projektanpassungen etc. wie schon vielfach erlebt) schlägt sich mit Bestimmtheit auf die exorbitanten Krankenkassenprämien und die Kantonsfinanzen durch. Würde ein Privater sein Eigenheim in diesem Zustand abreissen und durch einen Neubau ersetzen würde man ihn für mehr oder minder unzurechnungsfähig erklären, ausser er wäre mit einem Millionenvermögen gesegnet. Dies ist aber bei den Spitalbauten im Kanton Luzern nicht der Fall, das Geld ist nicht in einer Kasse vorhanden!
    Einfach schlimm sowas. Die Herren Politiker wollen sich natürlich verewigen, auf Kosten von uns allen!!!👎🏼👎🏼👎🏼

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