Kanton Luzern sucht Corona-Helfer

Gesundheitsdirektor Guido Graf: «Freiwillige haben sich von sich aus gemeldet»

Gesundheitsdirektor Guido Graf verteidigt den Aufruf des kantonalen Führungsstabes zur Freiwilligenarbeit. (Bild: jru)

Der Aufruf an medizinische Fachkräfte, sich freiwillig für die Arbeit in kantonalen Testzentren oder andere Aufgaben im Kampf gegen Corona zu melden, sorgt bei der Luzerner SP für Empörung. Der Gesundheitsdirektor verteidigt das Vorgehen.

Nachdem der kantonale Führungsstab seinen Aufruf zur Freiwilligenarbeit medizinischer Fachkräfte publiziert hatte, ging die Diskussion in den sozialen Medien gleich los. SP-Präsident David Roth bezeichnete den Aufruf als «Frechheit» (zentralplus berichtete). Der Kanton wolle sich die qualifizierte Unterstützung mit Niedriglohnarbeit holen. Am Dienstag doppelt die SP nach: Sie fordert den Kanton in einer Mitteilung auf, die Suche nach Freiwilligen «umgehend einzustellen» und das notwendige Fachpersonal entsprechend zu entlöhnen.

Guido Graf, Gesundheits- und Sozialdirektor, lässt sich davon offensichtlich nicht beeindrucken: Die SP versuche, mit den Freiwilligen-Einsätzen in der Corona-Pandemie Gesundheits- und Sozialpolitik zu machen. «Das darf sie natürlich. Aber das eine hat mit dem anderen nichts zu tun», sagt er. Es sei nämlich so: Viele Luzernerinnen und Luzerner hätten sich von sich aus beim Kanton gemeldet und ihre kostenlose Hilfe angeboten.

Dort helfen, wo Hilfe benötigt wird

Um die «Angebote aus der Zivilgesellschaft» zu kanalisieren, habe der Kantonale Führungsstab nun mit einer «Formularlösung» reagiert: Die Freiwilligen werden zentral beim Kanton registriert und versichert, bevor sie verschiedenen Institutionen und Organisationen zugewiesen werden können. Man verspricht sich beim Kanton, dass Hilfe dort geleistet werden kann, wo sie auch benötigt wird.

Diese Angebote sollen, so Guido Graf, je nach Verlauf der Pandemie dazu beitragen, Belastungsspitzen zu brechen, und seien deshalb willkommen. «Weshalb soll man diesen Personen nicht die Möglichkeit bieten, sich zu melden und im Sinne einer Eigeninitiative bei der Pandemie-Bekämpfung mitzuhelfen, wenn dies der breiten Öffentlichkeit zugute kommt?», fragt der Gesundheitsdirektor schliesslich in Richtung SP und Gewerkschaften.

Lohnfrage ist noch nicht geklärt

Doch was ist mit der Forderung nach einer angemessenen Entschädigung? Sie ist nämlich zentraler Bestandteil der Empörung von SP und Gewerkschaften. Marcel Budmiger, SP-Mitglied und Geschäftsleiter des Luzerner Gewerkschaftsbunds, will wissen, welche Beträge im Führungsstab diskutiert werden: «Mit dem angedachten Tagessold kommt man auf einen Bruttostundenlohn zwischen 16 und 21 Franken.» Daraus folgert Budmiger: «Statt die Krise mit genügend Mitteln zu bekämpfen, betreibt der Kanton Lohndumping.» Seine Forderung: Qualifizierte Arbeit müsse «gerecht entlöhnt» werden.

Die Gesundheitsdirektion gibt sich in dieser Frage noch bedeckt. «Die Frage der Entschädigung wird noch im Kantonalen Führungsstab thematisiert», heisst es lediglich auf Anfrage. Ob die Entlöhnung noch einmal neu diskutiert wird oder ob die Diskussion noch gar nicht abgeschlossen war, geht aus der Antwort nicht hervor.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von estermap
    estermap, 11.11.2020, 10:31 Uhr

    RR GG in der LZ: “Personen im besten Alter», [… ] Also zum Beispiel pensionierte Ärzte.” sollen sich melden. Und dann in der Administration der Testzentren arbeiten. Wenn sie es gratis machen, gehören Pensionerte nicht mehr zur Risikogruppe…

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  • Profilfoto von Markus Hadorn
    Markus Hadorn, 10.11.2020, 17:54 Uhr

    Die verfehlte Sparpolitik im Gesundheits- und Sozialwesen des Kanton Luzern, (v.a. die Umwandlung von Spitälern und Institutionen in zu rentierende AG’s), führten zu hohem Spardruck beim Personal. Das hat Herr Graf zu verantworten. Jetzt Freiwilligenarbeit einzufordern ist der Gipfel der Frechheit. Eine Wahl ist eben auch für einen Regierungsrat kein Kompetenznachweis. Schämen sie sich!

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