Liberalisierungen für Apotheken gefordert

Zuger Apotheker sollen impfen und Medis versenden dürfen

Martin Affentranger (im Bild), oberster Apotheker des Kantons Zug, unterstützt Philip C. Brunners (SVP) Vorstoss für eine Liberalisierung der Apothekendienstleistungen im Kanton Zug. (Bild: zvg)

Die SVP will für Zuger Apotheken Handlungsspielraum schaffen. Nach Luzerner Vorbild sollen auch sie Impfungen vornehmen dürfen. Zudem will der Vorstoss in eingeschränktem Mass den Medikamentenversand ermöglichen.

Kantonsrat Philip C. Brunner will bessere Bedingungen für Zuger Apotheken erwirken. Der SVP-Politiker will mit einem soeben eingereichten Vorstoss den Zuger Regierungsrat beauftragen, Liberalisierungen für Zuger Apotheken zu prüfen und dem Kantonsrat die dafür erforderlichen gesetzlichen Anpassungen vorzulegen.

«Damit Apotheken auch künftig wirtschaftlich arbeiten können, müssen sie mehr Freiheiten bekommen in der Ausgestaltung ihrer Dienstleistungen.»

Philip C. Brunner, Zuger SVP-Kantonsrat

«Die Zuger Apotheken haben während der Pandemie viel geleistet, ohne dass sie dafür entschädigt worden wären», sagt Brunner auf Anfrage von zentralplus. Dabei würden sie allein von den Margen auf ihren Produkten leben. Und er unterstreicht: «Damit Apotheken auch künftig wirtschaftlich arbeiten können, müssen sie mehr Freiheiten in der Ausgestaltung ihrer Dienstleistungen erhalten.» 

Drei Ansatzpunkte mit konkreten Vorstellungen

Sein politisches Begehren beinhaltet drei Stossrichtungen: Zum einen sollen die Impfmöglichkeiten erweitert respektive liberaleren Kantonen angeglichen werden. Zum anderen soll der Informationsaustausch zwischen Ärzten, Spitexdienstleistern und Apotheken anders organisiert werden. Und zu guter Letzt sollen die Zuger Apotheken auch Medikamente versenden können.

Seine Fraktionskollegen hat Brunner mit diesem Vorstoss geschlossen hinter sich bringen können. Und bei den Zuger Apothekern tritt er mit dem Ansinnen offene Türen ein. Martin Affentranger (46), der oberste Zuger Apotheker und Inhaber der Anklin Apotheke in Cham, wusste vorab nichts davon. Er sagt auf Anfrage: «Der Vorstoss von Philip C. Brunner hat mich überrascht. Auf unsere Initiative hat er ihn nicht eingegeben.» Gleichwohl könne er sich hinter das Vorhaben stellen.

«Wir Apotheker können die Impfrisiken abschätzen. Ausserdem sind die Erfahrungen gut: Die Kundinnen und Kunden haben sich gerne bei uns impfen lassen.»

Martin Affentranger, oberster Zuger Apotheker

Der SVP-Kantonsrat verfolgt mit seiner Aktion in erster Linie ein wirtschaftliches Ziel. So erhofft er sich mehr Effizienz in der Leistungserbringung, wenn Zuger Apotheken vermehrt ambulant Impfungen vornehmen dürfen. Der Vorstoss listet auch eine Auswahl von Impfungen auf, für die dies erlaubt sein soll.

Vorerst sechs statt Maximalangebot von 14 Impfungen

Es sind ingesamt sechs: Impfungen gegen Mumps, Masern, Röteln (MMR), solche gegen das humane Papillomavirus (HPV) sowie gegen Meningokokken und Pneumokokken. Auch ins Angebot aufgenommen werden sollen Impfungen gegen Gürtelrose und Windpocken. Das klingt nach einer ganzen Menge. Trotzdem würden die Zuger Apotheken nicht alle Möglichkeiten ausschöpfen: Aktuell dürfen Apotheken in anderen Kantonen bis zu 14 Impfungen in Eigenregie verabreichen.

Für den Apotheker Affentranger ist es naheliegend, dass auch Zuger Apotheken solche Aufgaben übernehmen, zumal sie damit auch Hausarztpraxen entlasten würden. Er denkt, dass sich der Kanton Zug in der Vergangenheit zu einseitig an den Vorgaben des Kantons Zürich orientiert hat.

Er würde es nun begrüssen, wenn die Zuger einen Schritt Richtung Liberalisierung gehen, so wie es in den Zentralschweizer Kantonen Luzern, Ob- und Nidwalden bereits der Fall ist. «Wir Apotheker können die Impfrisiken abschätzen. Ausserdem sind die Erfahrungen gut: Die Kundinnen und Kunden haben sich gerne bei uns impfen lassen», sagt er im Rückblick zu den Lockerungen im Rahmen der Pandemie.

Zusammenarbeit zwischen den Leistungserbringern verbessern

Eine zweite Stossrichtung Brunners betrifft eine effizienter organisierte Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Spitex und Apotheken. Heute sei die Spitex der Dreh- und Angelpunkt der Zusammenarbeit, so Brunner. Das müsse sich ändern.

Dem Kanton muss es ein Anliegen sein, die verschiedenen Leistungserbringer wie Ärzte, Spitex, Apotheken, Physiotherapeuten und andere besser zu koordinieren.

Martin Affentranger

Im Vorstoss heisst es dazu: «Damit die Kommunikation von Arzneimittelspezialisten und Verordnern besser funktioniert und der Patient zu guter Letzt sein Medikament leichter und schneller erhält, sollte die Therapie eher mit der Apotheke als zentralem Punkt für die Arzneimittelversorgung ausgestaltet werden.»

Für den obersten Zuger Apotheker Martin Affentranger ist dieser Punkt des Postulates ein guter Ansatz, um Verbesserungen beim Informationsaustausch zu thematisieren. «Wir wünschen uns, dass sich der Kanton vermehrt einbringt. Es muss ihm ein Anliegen sein, die verschiedenen Leistungserbringer wie Ärzte, Spitex, Apotheken, Physiotherapeuten und andere besser zu koordinieren. Aktuell arbeiten alle Beteiligten stark in ihrer eigenen Bubble.»

Versandhandel ja, aber mit Einschränkungen

Der Vorstoss will zudem Möglichkeiten schaffen, damit Zuger Apotheker Medikamente künftig auch verschicken können. Dass dieser Dienst nur eingeschränkt erlaubt sein soll, ist auch im Interesse von Martin Affentranger. «Wir Apotheker sind gegen eine totale Öffnung des Versandhandels mit Arzneimitteln.» Grundsätzlich sei eine Fachberatung im Interesse der Sicherheit von Patientinnen und Patienten.

Doch sind für ihn kleine Liberalisierungsschritte angezeigt: «Wir haben im Zuge von Covid die Erlaubnis erhalten, nach einer persönlichen Erstberatung der Patienten diesen in der Folge auch Medikamente zuzusenden.» Das habe Sinn ergeben und sich bewährt.

Affentranger sagt abschliessend: «Dass Regierung und Parlament nun gemeinsam klären sollen, inwiefern wir Medikamente in Verbindung mit einer vorgängigen Beratung auf dem Postweg zustellen können, begrüsst der Zuger Apothekerverband.»

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