Prognostizierter Bedarf nicht gedeckt

Trotz Pflege-Boom: Fachkräftemangel bleibt auch künftig

Strenge Arbeitsbedingungen und tiefe Löhne: Der Pflegeberuf ist kein Zuckerschlecken. (Bild: Symbolbild: Adobe Stock)

Trotz oder gerade wegen Corona nimmt die Zahl der Ausbildungen im Gesundheitsbereich deutlich zu. Aber ein kürzlich veröffentlichter Bericht zeigt: Damit wird der erwartete Bedarf nicht gedeckt.

Nicht erst seit Corona ist bekannt, dass die Gesundheitsbranche mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen hat. Trotzdem interessieren sich immer mehr Junge für den Pflegeberuf (zentralplus berichtete). In einem kürzlich veröffentlichten Bericht des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums (Obsan) zeigt sich, dass von 2012 bis 2020 70 Prozent mehr Personen eine Ausbildung im Gesundheitsbereich absolviert haben.

Bedarf nur zu 80 Prozent gedeckt

Ein Widerspruch zum Mangel? Nicht unbedingt. Denn die Zahl der in Zentralschweizer Gesundheitsbetrieben arbeitenden Pflege- und Betreuungspersonen hat in derselben Zeitspanne nur 18 Prozent zugenommen. Grund dafür dürfte die hohe Anzahl Berufsaussteiger sein. Fast jede zweite Pflegerin will nicht bis zur Pensionierung auf dem Beruf bleiben (zentralplus berichtete). Trotzdem prognostiziert das Obsan, dass die Zahl der Pfleger von 15'000 (Stand: 2019) bis 2029 auf knapp 18'500 anwachsen wird.

Damit soll der Bedarf langfristig jedoch nicht gedeckt sein. Der künftige Nachwuchs mit Hochschul- oder Universitätsabschluss deckt den Bedarf 2029 nur zu 78 Prozent. Auf dem Niveau der Sekundarstufe II werden die erwarteten Ausgelernten rund 86 Prozent des Bedarfs decken. Damit steht die Zentralschweiz zwar im Vergleich zur Gesamtschweiz leicht besser da. «Trotzdem bleibt eine Lücke bestehen», schreibt die Zentralschweizer Gesundheitsdirektorenkonferenz in ihrer Medienmitteilung.

Spitäler setzen wegen Ärztemangel auf Headhunter

Doch nicht nur beim Pflegepersonal, sondern auch bei den Ärzten scheint ein Mangel vorzuliegen. Sonja Pasquier, Geschäftsführerin der Vita Medica Personal GmbH, einer Personal- und Unternehmungsberatung im Gesundheitswesen, sieht den Grund einerseits bei anstehenden Pensionierungen von geburtenstarken Jahrgängen. Andererseits habe die Arbeitsbelastung stetig zugenommen, wie sie gegenüber «CH Media» erzählt.

Um diesen Umstand zu beheben, setzen Spitäler immer mehr auf die Arbeit von externen Headhuntern. Dabei kassiert die Personalvermittlungsfirma 10 bis 14 Prozent des Jahresgehalts der neu angestellten Ärztin. Es kann aber auch vorkommen, dass sie bis zu 20 Prozent erhalten.

Gesundheitsdirektoren setzen auf Zusammenarbeit

Um den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen zu entschärfen, will der Luzerner Gesundheitsdirektor Guido Graf auf vermehrte Zusammenarbeit und koordinierte Massnahmen setzen. Dabei wolle man an vier verschiedenen Hebeln ansetzen: der Rekrutierung, Ausbildung, Personalerhaltung und Personaleinsatz.

Graf, der gleichzeitig Präsident der Zentralschweizer Gesundheitsdirektoren ist, nennt als Beispiel die Zusammenarbeit mit dem Xund (Bildungszentrum Gesundheit Zentralschweiz). Die koordinierte Berufsmarketing- und Bildungsarbeit wolle man weiterführen.

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