Zuger Maskenhersteller weiter in schlechtem Licht

Swissmedic hatte schon 2021 Bedenken wegen Livinguard-Maske

Die Gesichtsmaske der Firma Livinguard. Der gute Ruf ist verpufft, die Firma Konkurs. (Bild: © Livinguard)

Mit «selbstdesinfizierenden» Masken ist der Zuger Maskenhersteller Livinguard weltbekannt geworden. Das Unternehmen ist allerdings seit Ende April Konkurs. Nun decken Recherchen neue Details zu dieser Zuger Firma auf.

Sie war ein «Pandemie-Senkrechtstarter» aus der Schweiz. Mindestens 99 Prozent der Viren und Bakterien soll die Super-Maske der Livinguard zerstören. Das Produkt ist bei den Konsumenten sehr gut angekommen. Im Herbst 2020 hat die Firma rund 1,5 Millionen Masken pro Monat verkauft. So schnell wie der Aufstieg gekommen, ist, so schnell kam dann im April 2022 der Fall. Die Firma Livinguard AG ist Konkurs.

Als Grund für diese Pleite nannte der Geschäftsführer einerseits die FFP2-Maskenpflicht, welche in vielen Ländern eingeführt wurde. Auch hat ein Entscheid der US-amerikanischen Umweltbehörde das Unternehmen ins Straucheln gebracht. Diese haben eine Zulassung zurückgezogen (zentralplus berichtete).

Livinguard-Maske drohte ein Verbot durch Swissmedic

Wie Recherchen zeigen, drohten der Firma auch aus dem Heimatland Ungemach. Wie die «Luzerner Zeitung» berichtet, gab es schon im September 2020 Warnungen betreffend der Maske. Der Schweizer Branchenverband hat seine Bedenken an das Bundesamt für Gesundheit und einem kantonalen
Laborvertreter weitergeleitet.

Die Warnung betraf eine Chemikalie, welche in der Maske enthalten ist. Polyhexamethylenbiguanid, kurz PHMB. Laut der Europäischen Chemikalienagentur kann PHMB krebserregend sein. Ein Chemiekalienrechtsexperten hatte offene Fragen zu der Livinguard-Maske. Es ging um eine mögliche falsche Deklaration auf den Produkten. Er verlangte in dem E-Mail vom September 2020 um eine Prüfung.

Maske verkaufte sich, trotz offenen Fragen

Diese Fragen nach den Inhaltsstoffen bleiben nicht ungehört. So hat auch im Februar 2021 der deutsche «Tagesspiegel» berichtet. Livinguard-Firmenchef Sanjeev Swamy weis die Vorwürfe damals deutlich ab. Laut ihm hätten mehrere wissenschaftliche Untersuchungen zum Beispiel an der Freien Universität Berlin der Maske eine «Toxizität von null auf die menschlichen Zellen» bescheinigt.

Weniger euphorisch war damals Tobias Bleyer von der deutschen Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Er gab zu bedenken, was geschehe «wenn sich zum Beispiel das PHMB durch
Schweiss oder Speichel aus dem Filterstoff löst und eingeatmet wird oder auf die Gesichtshaut gelangt?»

Was war das Urteil von Swissmedic?

Auf Nachfrage der «Luzerner Zeitung» wollte das kantonale Labor keine Auskunft geben, was die Tests der Masken ergeben hatten. Auch der Leiter der Anmeldestelle Chemikalien beim Bundesamt für Gesundheit verweist auf andere Stellen.

Ein Swissmedic-Sprecher sagt, man habe bei Livinguard «die entsprechenden Nachweise zur Einhaltung der grundlegenden Sicherheits- und Leistungsanforderungen eingefordert und bewertet». Die Gesundheitsrisiken seien jedoch als gering eingeschätzt worden. Trotzdem könne das Restrisiko nicht ganz ausgeschlossen werden. Auch sagte Swissmedic «das in den Livinguard-Masken enthaltene PHMB keinen nachgewiesenen medizinischen Nutzen hat.»

Daher hat Swissmedic die Firma Anfang September 2021 aufgefordert, auf die Verwendung von PHMB in der Maske zu verzichten. Das war gut ein Jahr, nachdem die erste Warnung gesendet worden ist. Livinguard AG hätte für die Anpassung bis 2022 Zeit gehabt.

Laut der Firma hat Labor Spiez als auch die Materialprüfungsanstalt festgestellt, dass die Masken «äusserst sicher» sind. Von Swissmedic habe die Zuger Firma eine Zulassung bekommen und eine Verlängerung beantragt. «Da wir uns aber nun in Konkurs befinden und die Haltbarkeit der Masken fast abgelaufen ist, war die Verlängerung überflüssig», sagt Sanjeev Swamy.

Verwendete Quellen
  • Bericht Luzerner Zeitung vom 14.05.2022
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Alain
    Alain, 14.05.2022, 15:38 Uhr

    Ah ja wieder diese irreführende Zahlen – ob die Viren die auf der Oberfläche hängenbleiben zerstört werden ist ja egal da die meisten nicht von der Oberfläche abgefangen werden (sondern hoffentlich im Filter – aber da wissen wir, dass FFP2 viel besser filter).

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  • Profilfoto von Stinkt zum Himmel
    Stinkt zum Himmel, 14.05.2022, 15:07 Uhr

    Masken mit krebserregenden Inhaltsstoffen, von denen Swissmedic seit 09/2020 gewusst hat und trotzdem bis 04/2022 munter weiter verkauft wurden oder mehr wie 25 Restaurants mit erheblichen, gesundheitsgefährdeten Mängel (https://www.zentralplus.ch/essen-trinken/lebensmittelkontrolle-ruegt-25-luzerner-gastro-betriebe-2365263/) welche dem Lebensmittelkontrolleur bekannt sind, er aber lieber nichts sagt und deren Namen nicht veröffentlicht werden……. Moll Moll, läuft perfekt, unser System!

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