Spital will über eine Milliarde Franken investieren – wie?
Eines von vielen Neubauprojekten des Luzerner Kantonsspitals: das neue Kinderspital samt Frauenklinik. (Bild: Screenshot: Webcam Luzerner Kantonsspital)
Ein komplett neues Spital in Wolhusen, Sursee und in Luzern: Beim Luzerner Kantonsspital stehen Investitionen in Milliardenhöhe an. Um das zu stemmen, könnten auch die Luzerner zur Kasse gebeten werden.
Das Luzerner Kantonsspital (Luks) lässt in den nächsten Jahren gefühlt keinen Stein auf dem anderen. An allen drei Spitalstandorten sollen in den nächsten zehn Jahren neue Gebäude in die Höhe ragen. Hier ein kurzer Überblick über die aktuellen und geplanten Bauprojekte – und ihr Preisschild.
woher die Spitalgruppe die benötigten Gelder nehmen will
Neubau Pathologie Luzern
Bereits abgeschlossen hat die Spitalgruppe den Neubau der Pathologie. Für dieses Gebäude hat das Luks zwischen 2022 und 2024 gebaut. Gekostet hat der Bau rund 22 Millionen Franken (zentralplus berichtete).
Ambulanter Operationssaal fürs Spital Sursee
Im Jahr 2024 hat die Luks-Gruppe am Standort Sursee einen eingeschossigen ambulanten Operationssaal samt Katheterlabor gebaut (zentralplus berichtete). Dies als Zwischenlösung: Der Bau soll den benötigten Platz schaffen, bis voraussichtlich im Jahr 2031 das neue Spital Sursee steht. Das Provisorium für sieben Jahre lässt sich die Luks-Gruppe etwas kosten: rund 15,9 Millionen Franken. Das schreibt die Luzerner Regierung auf die Fragen eines SVP-Kantonsrats.
Neubau Kinderspital und Frauenklinik
Bis Ende 2025 baut das Luks am Hauptstandort Luzern ein neues Kinderspital samt Frauenklinik. Dies, weil die bisherigen Bauten in die Jahre gekommen sind und trotz Provisorien und Umbauten zu wenig Platz bieten. Ursprünglich hat das Luks dafür 170 bis 200 Millionen Franken veranschlagt. Inzwischen geht die Spitalgruppe von 258 Millionen Franken aus (zentralplus berichtete).
Neubau Spital Wolhusen
Ein Neubau entsteht derzeit auch in Wolhusen. Hier soll der neue Spitalstandort bis 2028 stehen (zentralplus berichtete). Ursprünglich ging die Spitalgruppe von rund 110 Millionen Franken Baukosten aus, inzwischen rechnen sie mit 172 Millionen Franken (zentralplus berichtete).
Neubau ambulantes Zentrum in Luzern
Ein weiteres Grossprojekt am Hauptstandort Luzern ist ein geplantes ambulantes Zentrum: ein kleineres zweistöckiges und ein grösseres siebenstöckiges Gebäude (zentralplus berichtete). Ins kleinere Gebäude soll die heutige Notfallpraxis zügeln. Ins grössere unter anderem Sprechstundenbereiche und Operationsräume. Für den Neubau, das Parkhaus und die Umgebungsgestaltung rechnet das Luks mit rund 240 Millionen Franken. Das Spital will die neuen Gebäude im Jahr 2031 in Betrieb nehmen.
Neubau Spital Sursee
Nicht nur in Wolhusen, auch in Sursee plant die Spitalgruppe einen Neubau. Zumindest fast in Sursee: Das Luks will das neue Spital auf dem Areal Schwyzermatt auf Schenkoner Boden bauen (zentralplus berichtete). 2028 sollen die Bagger auffahren, 2031 soll der neue Standort betriebsbereit sein. Das Spital rechnet mit Kosten von 270 bis 320 Millionen Franken.
Neues Spitalzentrum Luzern
Auch der «Schoggiturm» in Luzern soll einem neuen stationären Spitalzentrum weichen (zentralplus berichtete). Dieser besteht aus mehreren Baukörpern und soll bis 2035 stehen. Hier liegt noch kein konkretes Bauprojekt vor. Im Aufgaben- und Finanzplan des Kantons Luzern 2025 bis 2028 (AFP) ist dieses neue Spitalzentrum jedoch mit 302 Millionen Franken veranschlagt.
Rechnet man die Kosten dieser grossen Bauprojekte zusammen, ergeben sich Kosten von rund 1,3 Milliarden Franken. Zusammen mit kleineren Projekten wie Solaranlagen und Reparaturen will die Spitalgruppe gemäss AFP in diesen zehn Jahren rund 1,6 Milliarden Franken investieren.
Das ist viel Geld, auch für die Spitalgruppe. Zum Vergleich: Gemäss dem aktuellsten Finanzbericht des Luks (2023) hat die Spitalgruppe einen Gewinn von 1,6 Millionen Franken erwirtschaftet. Also ein Tausendstel der benötigten finanziellen Mittel. Zu wenig, um die Projekte selbst zu zahlen, wie der damalige Verwaltungsratspräsident Ulrich Fricker in der Mitteilung zitiert wurde (zentralplus berichtete).
Auch der Kanton Luzern als Eigner der Spitalgruppe geht davon aus, dass eine nachhaltige Finanzierung der Investitionen «sehr herausfordernd» für das Luks werde. Das schreibt die Regierung auf eine Anfrage von GLP-Kantonsrätin Claudia Huser.
Pumpt Kanton Luzern erneut Geld ins Spital?
Gleiches bestätigt auch Luks-Mediensprecher Linus Estermann auf Anfrage. Das Luks befinde sich – wie alle Spitäler – in einem «schwierigen tariflichen und wirtschaftlichen Umfeld». Die Teuerung werde nicht oder nur verzögert berücksichtigt, nicht alle Tarife für Spitalleistungen sind kostendeckend, das Spital benötige mehr Mitarbeiterinnen, was entsprechend mehr kostet. Das Spital sei deshalb gefordert, «die immer knapper werdenden personellen und finanziellen Mittel» optimal einzusetzen.
Ob die Spitalgruppe die geplanten Investitionen stemmen könne, hänge unter anderem davon ab, ob die Tarife entsprechend angepasst werden und ob der Kanton als Eignerin für ungedeckte Kosten von bestellten Leistungen aufkommt. Etwa der Betrieb des Spitals Wolhusen, der nicht kostendeckend ist, aber politisch gewollt ist (zentralplus berichtete). Und ob der Kanton bereit sei, «bei Bedarf die Investitionsfähigkeit zu stärken». Sprich: Geld einzuschiessen.
Aktuell sei das Spital mit dem Gesundheits- und Finanzdepartement im Gespräch, wann und in welcher Höhe eine Aktienkapitalerhöhung erforderlich wird. Die Luzerner Regierung geht davon aus, dass dies spätestens auf Erscheinen des neuen AFP 2026 klar wird. Letztmals hat der Kanton Luzern 2022 das Aktienkapital um rund 26 Millionen Franken erhöht, um den Verlust durch die Coronapandemie auszugleichen (zentralplus berichtete).
Kosten für Investitionen laut Luks nur «grobe Schätzung»
Grundsätzlich wolle das Luks seine Investitionen jedoch selbst zahlen. So etwa durch die Aufnahme von Krediten am Kapitalmarkt. Erst kürzlich hat das Luks beispielsweise 150 Millionen Franken von Investoren durch eine Anleihe erhalten (zentralplus berichtete). Wie viel Fremdkapital die Spitalgruppe aufnimmt und wie viel allenfalls der Kanton für die Investitionen zahlt, werde derzeit abgeklärt.
Dabei gibt es auch zu beachten, dass die genannten 1,6 Milliarden Franken erst eine «Grobkostenschätzung» sind. Ein wesentlicher Teil der geplanten Bauprojekte der nächsten zehn Jahre sei noch nicht «ausreichend konkretisiert», wie Estermann schreibt. Beim Kinderspital und beim Spital Wolhusen hat das Luks die ersten Schätzungen später um rund 60 Millionen Franken nach oben korrigiert – es könnte also gut sein, dass die Spitalgruppe gar noch mehr Geld benötigt.
Schreibt über alles, was Luzern und Zug aktuell beschäftigt. Im ländlichen Luzern aufgewachsen, hat sie beim «Entlebucher Anzeiger» ihre Begeisterung für Lokaljournalismus entdeckt. Nach einem Studium in Medienwissenschaften und Englisch ist sie seit September 2021 bei zentralplus. Nebenbei absolviert sie derzeit die Diplomausbildung Journalismus am MAZ.