Regierung will Chamer Klinik herunterstufen

Spitalliste: hitzige Debatten in Luzern, Achselzucken in Zug

Ob dieser Schockraum in der Andreasklinik auch in Zukunft noch genutzt werden kann, ist im Moment unsicher. (Bild: Hirslanden-Gruppe, Andreasklinik)

Der Hirslanden Andreasklinik in Cham könnte ab 2023 der Auftrag für die Grund- und Notfallversorgung entzogen werden. Die Klinik spricht von einer Gefährdung der Versorgungssicherheit. Jetzt reagieren die Zuger Parteien.

Schon vor einigen Tagen hat die Zuger Gesundheitsdirektion ihren Entwurf für die überarbeitete Spitalliste im Kanton Zug präsentiert. Die Liste sieht eine neue Rolleneinteilung zwischen der Andreasklinik und dem Zuger Kantonsspital (ZGKS) vor. Das ZGKS soll neu allein für die Grund- und Notfallversorgung zuständig sein.

Für die Andreasklinik sieht die Gesundheitsdirektion vor, dass das Spital nur noch ein kleines Angebot an Wahleingriffen macht. Der Auftrag für das sogenannte Basispaket und mehr als ein Dutzend weitere Leistungsgruppen würden entzogen (zentralplus berichtete). Dies könnte laut der Klinik einen negativen Einfluss auf die Versorgung der Patienten haben.

«Die Andreasklinik verfügt über einen hervorragenden Ruf und es wäre schade, wenn sie die Grund- und Notfallversorgung nicht mehr anbieten könnte.»

Thomas Werner, Präsident der Zuger SVP

Der Direktor der Klinik Jonas Zollinger sagt dazu: «Künftig müsste bei jeder Person, die notfallmässig die Andreasklinik aufsucht, zuerst abgeklärt werden, ob sie aufgrund eines fehlenden Leistungsauftrags ins Zuger Kantonsspital oder in ein ausserkantonales Spital verlegt werden muss.»

Das sagen die Parteien zur möglichen Klinik-Abwertung

Ist die Sicherheit der Zuger gefährdet? Was sagen die Parteien zu den möglichen Plänen? Gelassen betrachtet Mitte-Präsidentin Laura Dittli diese Liste. Sie gibt zu bedenken, dass noch nichts in Stein gemeisselt ist. «Es handelt sich um eine provisorische Liste. Die Klinik hat das Recht und die Möglichkeit sich zu äussern, dann geht das Geschäft nochmals in die Gesundheitsdirektion.»

Dass die Klinik ihre eigenen Gedanken zu den Plänen äussern kann, findet Dittli gut. Bedenken, dass die Qualität des Gesundheitssystems in Zug sich in Zukunft verschlechtern könnte, hat die Parteipräsidentin nicht. «Unsere Partei vertritt die Meinung, dass der Kanton eine gute Gesundheitsversorgung sicherstellen muss. Ich habe das Vertrauen in die Arbeit unseres Gesundheitsdirektors, dass er dies jederzeit anstrebt.»

SVP lobt Klinik, sorgt sich aber um Krankenkassenprämien

Thomas Werner, Präsident der SVP Zug, lobt die Arbeit der Andreasklinik: «Die Andreasklinik verfügt über einen hervorragenden Ruf und es wäre schade, wenn sie die Grund- und Notfallversorgung nicht mehr anbieten könnte.»

Was ihm Sorgen bereitet, sind die steigenden Krankenkassenprämien. In diesem Zusammenhang sieht er durchaus Sinn in einer Anpassung: «Es versteht sich von selbst, dass diesen ständigen Erhöhungen der Prämien Einhalt geboten werden muss. Ein Mittel zu diesem Zweck sind Leistungskürzungen.»

Ob die SVP Kanton Zug jetzt politische Schritte für die Klinik einleitet, ist noch nicht klar. «Für diejenigen, die es trifft, ist es nie schön und ob die Streichung der Grund- und Notfallversorgung bei der Andreasklinik auch tatsächlich Sinn macht, wird die SVP-Fraktion nächstens im Detail besprechen», sagt Thomas Werner.

GLP sieht ganzheitlichen Nutzen an Spitallisten

Tabea Estermann, Präsidentin der GLP Kanton Zug, betont den Nutzen der Spitallisten. Sie seien ein bewährtes Mittel des Kantons, um die Grundversorgung sicherzustellen. «Diese sind aber nicht in Stein gemeisselt und können auch angepasst werden. Das ist auch gut so, weil der Kanton den steigenden Kosten entgegenhalten und neue Entwicklungen mit einbeziehen muss.»

Dabei kann es auch vorkommen, dass eine Leistung gestrichen wird. «Wir verstehen natürlich die betriebswirtschaftlichen Überlegungen der Andreasklinik und den Aufschrei. Gleichzeitig muss eine solche Änderung gesamtheitlich betrachtet werden», sagt Estermann.

Die Partei wünsche sich ein gutes, ausgewogenes Gesundheitssystem. Dabei spielten die Qualität und auch die Kosten eine Rolle. «Man kann durchaus infrage stellen, ob die Grundversorgung viel besser sichergestellt wird, wenn wir zwei geografisch sehr nahe gelegene Kliniken subventionieren», so Tabea Estermann. Die Partei werde ihre Werte in die Diskussion miteinbringen.

Was in Zug locker gesehen wird, gibt in Luzern Zoff

Die Parteien nehmen also die mögliche Abstufung der Klinik in Cham gelassen. Anders sah dies bei einer ähnlichen Situation in Luzern aus. Wie die Zukunft des Spitals Wolhusen aussieht, ist dort nach wie vor unklar.

Die Luzerner fragen sich in diesem Zusammenhang, ob sie auch in Zukunft noch medizinisch gut versorgt werden. Oder ob sie für die Geburt des Kindes in Zukunft von Wolhusen auch nach Luzern fahren müssen.

Diese Geschichte bewegt die Politik in der Region. Unter anderem wird die Kommunikation zur Neugestaltung und dem Angebot des künftigen Spitals Wolhusen scharf kritisiert. Dazu hat beispielsweise Anja Meier von der SP vom Kantonsrat gefordert, dass es einen runden Tisch geben soll (zentralplus berichtete). Auch verlangt eine dringliche Motion mehr Mitspracherecht beim Leistungsangebot. Was beide Geschichten verbindet, ist das unklare Ende. Wie in Zug ist auch in Luzern noch nicht sicher, wie die Versorgung im Spital künftig geregelt ist.

Verwendete Quellen

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Corry Gunz
    Corry Gunz, 23.06.2022, 08:04 Uhr

    Wie kommt der Autor dazu, dass ein Wegfall der Chamer Klinik mit einem Achselzucken hingenommen wird? Nur weil sich die Kleinpartei GLP so äusdert? Man könnte vielleicht mal mit der Bevölkerung sprechen…

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