Luzerner Kinderarzt will Schluss mit den Schularzt-Checks
Schuluntersuchungen sollen laut einem Vorstoss künftig in Praxen stattfinden. (Bild: Symbolbild: Adobe Stock)
Ein Luzerner SVP-Kantonsrat will die schulärztlichen Reihenuntersuchungen neu organisieren. Künftig sollen Haus- und Kinderärzte die Checks übernehmen – finanziert vom Kanton.
Der Luzerner SVP-Kantonsrat Bernhard Steiner fordert das Ende der schulärztlichen Reihenuntersuchungen im Kanton. Stattdessen sollen Eltern ihre Kinder künftig selbst zum Haus- oder Kindarzt bringen. Dies geht aus einem Postulat hervor, das Steiner gemeinsam mit 22 Mitunterzeichnenden im Kantonsrat eingereicht hat.
Von der Schule in die Hausarztpraxis
Steiner selbst ist Kinderarzt und hat eine Praxis in Wolhusen. Laut dem Vorstoss ist der bisherige schulärztliche Dienst veraltet und in der Praxis zunehmend schwer umzusetzen. Steiner kritisiert, dass immer mehr Ärztinnen und Ärzte ihre Leistungsvereinbarungen mit den Gemeinden kündigen, da der Aufwand für sie zu hoch geworden sei. Ausserdem gebe es heute deutlich mehr administrative Hürden, wie er im Postulat anmerkt. Der neue Vorschlag basiere auf Diskussionen einer Begleitgruppe im Rahmen der aktuellen Reorganisation des schulärztlichen Dienstes.
Das neue Modell sieht dezentrale Vorsorgeuntersuchungen vor, die bei den jeweiligen Haus- oder Kinderärzten stattfinden. Die Finanzierung soll nicht mehr über die Gemeinden, sondern direkt durch den Kanton erfolgen. Dafür sieht Steiner eine elektronische Abrechnungsstelle vor – eine Art «schulärztliche Krankenkasse». Damit würden Arztpraxen administrativ entlastet und Doppelspurigkeiten vermieden, argumentiert der SVP-Kantonsrat. So müsste etwa ein bei der Reihenuntersuchung festgestellter Verdacht auf ein Herzgeräusch nicht mehr separat vom Hausarzt überprüft werden – dieser wäre ja bereits involviert.
Ein neues Modell für Luzerns Schülergesundheit
Ein weiterer Vorteil laut Steiner: Die neuen Strukturen stärkten die Rolle der Hausärztinnen als erste Anlaufstelle, welche die Kinder meist schon kennen. Impfungen könnten im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen gleich mitverabreicht und über die Krankenkasse abgerechnet werden. Die Vorsorgeleistung selbst soll hingegen direkt dem Kanton in Rechnung gestellt werden. Bereits heute funktioniert dieses Prinzip etwa bei der HPV-Impfung.
Ob der Vorschlag eine Mehrheit im Kantonsrat findet, bleibt offen. Steiner und seine Mitunterzeichner fordern den Regierungsrat auf, die «veralteten schulärztlichen Reihenuntersuchungen» durch private Konsultationen bei den jeweiligen Kinder- und Hausärzten zu ersetzen. Zudem solle der Regierungsrat prüfen, wie ein kantonales Finanzierungsmodell für schulärztliche Untersuchungen ausgestaltet werden könnte, bei dem die Abrechnung direkt über den Kanton erfolgt – und wie eine «schulärztliche Krankenkasse» organisiert werden könnte.
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