Livinguard-Masken in Luzerner Apotheke: Sind die nicht giftig?

Auf der Suche nach Corona-Gesichtsmasken stiess eine Leserreporterin von zentralplus in Luzern auf umstrittene Produkte der Zuger Maskenherstellerin Livinguard. Sie wollte wissen: Sind diese überhaupt noch zugelassen und müsste man Kunden nicht warnen?

Redaktion

Christian Hug

Mit «selbstdesinfizierenden» Masken ist der Zuger Maskenhersteller Livinguard weltbekannt geworden. Die Schweizer Stoffmaske soll über 99 Prozent der Bakterien und Viren zerstören und darüber hinaus langlebig sein. Ende April hat das Unternehmen, das in Cham einst 50 Personen beschäftigte, Konkurs angemeldet (zentralplus berichtete).

Livinguard-Masken wurde die Zulassung entzogen

Bereits im Februar hat die US-Umweltbehörde Livinguard die Zulassung für die Masken entzogen. Und auch in der Schweiz sind die Produkte umstritten. Die Masken enthalten Polyhexamethylenbiguanid, kurz PHMB, das laut der Europäischen Chemikalienagentur krebserregend sein könne. Swissmedic hat die Zuger Firma daher Anfang September 2021 aufgefordert, auf die Verwendung der Chemikalie zu verzichten.

Da erstaunt es, wenn diese Masken weiterhin angeboten werden. So etwa in der Benu-Apotheke im Luzerner Bahnhof. Eine beunruhigte Leserin, die sich am Sonntag in Luzern mit Masken eindecken wollte, war sehr überrascht, die Produkte noch im Regal zu finden. Erst bei genauem Hinschauen hätte sie festgestellt, dass es sich um Masken des Zuger Herstellers handle. «Doch sind die Livinguard-Masken nicht giftig?», wollte sie von der Redaktion wissen.

Masken von Livinguard aus dem Sortiment genommen

Gerne hätten wir diese und andere Fragen der Luzerner Apotheke selbst gestellt. Deren Leiterin, Susan Musicaro, wollte zentralplus am Montag jedoch nichts dazu sagen. Stattdessen liess sie telefonisch ausrichten, dass sich die Masken nun nicht mehr im Verkauf befänden.

Dabei hätte sie die Masken aus gesetzlichen Gründen gar nicht so überstürzt aus dem Sortiment nehmen müssen. Swissmedic hat der Livinguard AG für diese Masken eine Bewilligung bis Ende Juni 2022 erteilt. Da das Unternehmen Konkurs anmeldete, steht eine Verlängerung demnach ausser Frage. Streng genommen ist ein Inverkehrbringen der Masken mit PHMB also erst ab Juli 2022 untersagt.

Baumarkt in Littau verkauft Livinguard-Masken weiterhin

Schon früher gehandelt hat die Galencia-Gruppe. «Der Verkauf der Livinguard-Masken wurde bereits im Januar 2022 in unseren Apotheken und Onlineshops (Amavita, Sun Store, Coop Vitality) eingestellt», sagt der Medienbeauftragte Julian Stressig. Vor der Aufnahme der Masken hätte man umfangreiche Abklärungen mit dem BAG und der Zulassungsbehörde Swissmedic geführt, da PHMB üblicherweise als Biozid zugelassen werden müsse. Der Hersteller aus Zug konnte damals einen Prüfbericht vorlegen, der bestätigte, dass PHMB in den Textilien verwendet werden darf.

Noch bestellbar sind die Livinguard-Masken hingegen in den Hornbach-Baumärkten. In verschiedenen Baumärkten sind Bestände an Lager, so etwa in Littau. Ebenso sind sie online bestellbar. Das Unternehmen mit Schweizer Sitz in Sursee hat bis Redaktionsschluss keine Stellung bezogen.