Jetzt kommen virtuelle Pflegerinnen ins Wohnzimmer
Seit Anfang März beschäftigt das Luks sechs sogenannte «Virtual Care Nurses». (Bild: zvg)
Das Luzerner Kantonsspital hat ein digitales Pflegeangebot gestartet. Mit «Virtual Care» sollen Patientinnen auch ausserhalb des Spitals betreut werden können.
Ein Mann sitzt zu Hause am Esstisch. Vor ihm steht ein Laptop, daneben ein Gerät zur Messung seines Blutdrucks. Auf dem Bildschirm erscheint eine Pflegefachperson: «Guten Morgen, Herr Steiner. Wie fühlen Sie sich heute?» So oder so ähnlich kann man sich wahrscheinlich das neuste Projekt des Luzerner Kantonsspitals (Luks) vorstellen. Mit dem Programm «Virtual Care» betreut das Spital Patienten nicht mehr nur im Krankenzimmer.
Möglich machen das digitale Geräte, Videogespräche und eine rund um die Uhr besetzte Zentrale. Der Start sei «erfolgreich» verlaufen, schreibt die Medienstelle des Luzerner Kantonsspitals auf Anfrage. Erste Erfahrungen hätten gezeigt, dass vor allem eine enge Zusammenarbeit verschiedener Fachpersonen wichtig sei. Wie auch eine schrittweise Einführung.
Seit Anfang März beschäftigt das Luks sechs sogenannte «Virtual Care Nurses». Das sind Pflegefachpersonen, die Patientinnen via Bildschirm zu Hause betreuen (zentralplus berichtete).
Patienten gehen früher nach Hause – wer profitiert?
Im Zentrum steht gemäss dem Luks das Ziel, Patientinnen möglichst durchgehend betreuen zu können – auch dann, wenn sie schon wieder zu Hause sind. Tatsächlich könnten nach einer Operation unnötige Spitaltage vermieden werden. Wer etwa nach einer Herzoperation nicht mehr rund um die Uhr im Spital bleiben muss, kann sich zu Hause weiter betreuen lassen – mit täglicher Video-Visite und Datenübertragung in Echtzeit.
Laut dem Spital führe dies zu einer besseren Betreuung. Es könne schneller reagieren und gezielter auf Bedürfnisse eingehen. Per Video-Anruf sollen Pflegefachpersonen weiterhin mit ihren Patienten in Kontakt bleiben. Das beruhige Patientinnen und schone die Ressourcen des Spitals.
Doch geht dadurch auch nicht viel menschlicher Kontakt verloren? Darauf angesprochen, betont das Luks, dass die Technologie den menschlichen Kontakt nicht ersetze, sondern ihn ergänze.
Spital setzt auf Effizienz statt neue Stellen
Trotz des zusätzlichen Angebots hat das Luks keine neuen Stellen geschaffen. Stattdessen habe es Aufgaben intern neu verteilt. «Das Konzept basiert darauf, bestehende Aufgaben dort, wo möglich, virtuell durchzuführen.» Mittel- bis langfristig verspricht sich das Luks damit eine wirtschaftlichere Arbeitsweise.
Wie hoch die Investitionen in Technik und Aufbau waren, bleibt hingegen vage. Nur so viel: Man habe in die technologische Infrastruktur investieren müssen. Genaue Zahlen nennt das Spital keine.
Digital ist nicht für alle
Bei all den Vorteilen, die das Projekt für die Beteiligten verspricht, geht beinahe vergessen, dass viele Menschen weder über die entsprechende Technik noch über das technische Know-how verfügen. Gemäss Luks läge der Fokus vorerst auf technikaffinen Personen.
Spürbare Auswirkungen auf die Belegung der Spitalbetten seien derzeit noch keine feststellbar. Diese werden laut dem Luks erst im Laufe des Jahres erwartet. Trotzdem sei das Ziel klar: «Virtual Care soll helfen, Engpässe in der stationären Versorgung zu reduzieren.»
ist seit Oktober 2024 als Praktikantin bei zentralplus tätig. Als echte Lokalpatriotin liebt sie die Stadt Luzern und schreibt gerne über die Menschen, die hier leben. Sie mag es harmonisch, teilt aber auch gerne aus.
Was müssen sich Kranke noch alles gefallen lassen. Statt Humanmedizin praktiziert man Technik- und Anonym-Pflege. Unfassbar, Hauptsache die Okonomie stimmt.