«Geht um mehr als Muskeln» – Fitnesscenter im Höhenflug
Viele Menschen streben mit dem Training in einem Fitnesscenter einen aktiven Lebensstil an. (Bild: Symbolbild: Adobe Stock)
Fitnesscenter sind mittlerweile mehr als blosse «Muckibuden». Nicht zuletzt deswegen befindet sich das Geschäft mit den Körpern Fremder in Luzern im Aufwind – der Jahreswechsel hat dabei eine spezielle Bedeutung.
Etwas mehr auf die Ernährung achten, den Alltagsstress reduzieren, mit dem Rauchen aufhören, regelmässig Sport treiben – so lauten vielerorts nach Silvester die Vorsätze für das kommende Jahr. Wie viele es durchziehen, sei dahingestellt.
Während es den einen mittlerweile bereits vor den getroffenen Vorsätzen graut, reiben sich andere die Hände – beispielsweise Fitnesscenter-Betreiber. Über die vergangenen Jahre hinweg lässt sich in der Zentralschweiz ein stetiger Zuwachs solcher «Selbstoptimierungs-Tempel» feststellen.
Insbesondere zu Jahresbeginn ist das Geschäft mit den Körpern Fremder besonders lukrativ. Um mehr über die Fitnessbranche in der Zentralschweiz herauszufinden, hat sich zentralplus bei mehreren Studiobetreibern erkundigt.
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Januar als interessantester Monat in der Fitnessbranche
Januar sei der stärkste Monat des Jahres, erklärt Graham Sundman, Leiter Mitgliederservice der Pure Gym AG. Die Kette verzeichne in diesem Monat die höchsten Besucherzahlen und die meisten Neumitglieder. Auch bei Kieser Training stelle man im Januar traditionell ein erhöhtes Interesse fest, wie die Kommunikationsverantwortliche Jeanine Minaty festhält.
Marius Bachmann, Kommunikationsverantwortlicher der Movemi AG, führt für die Kette Activ Fitness aus: «Während der ersten circa drei Monate des Jahres registrieren wir jeweils erhöhte Check-in-Zahlen in unseren Anlagen.» Danach würde die Besucherzahl sinken auf ein durchschnittliches Niveau, bevor sie dann im Herbst wieder ansteige.
Nach Neujahrsvorsätzen normalisiert sich die Situation ab März
Das T-Gym bildet hier keine Ausnahme. Gründe für die besonders interessante Periode zu Jahresbeginn findet Inhaber Nicolas Lambert zum einen im Wetter und zum anderen in den Neujahrsvorsätzen der Kundschaft. Das kalte Winterwetter verleite Personen vermehrt dazu, drinnen Sport zu treiben.
Lachend erzählt Lambert: «Auch wir haben Personen, die im Januar wegen den Neujahresvorsätzen noch motiviert ins Gym kommen und dies dann aber wieder vernachlässigen. Ab März zeigt sich dann wieder eine Normalisierung.» Sein Tipp für den Neueinstieg – zu Beginn nicht übertreiben. Zwei wöchentliche Trainingseinheiten liessen sich langfristig besser in den Alltag einbetten.
Die Gründe für die starken Monate im Frühjahr seien vielfältig, so Bachmann. Neujahrsvorsätze seien klassische Treiber in der Sport- und Fitnessbranche. Es lasse sich jedoch auch «ein genereller Trend hin zu einem ganzheitlich gesunden Lebensstil beobachten, der unsere Gesellschaft als ‹Megatrend› prägt». So trainiere man in der Zentralschweiz regelmässiger und über das ganze Jahr hinweg.
Neueinstieg zu Jahresbeginn leichtgemacht
Passend zur Gesinnung in der gesellschaftlichen Breite, lancieren viele Fitnessstudio-Betreiber zu Jahresbeginn Werbekampagnen und locken mit Rabatten.
Nach Weihnachten würden potenzielle Kunden mehr auf ihre Ausgaben achten, so sei es von zentraler Wichtigkeit, im Januar wirtschaftlich attraktiv zu sein. Bei Pure Gym setze man deswegen auf einen Verzicht der Beitrittsgebühr und biete Abonnements zu reduzierten Preisen an, so Sundman.
Mitgliederzahlen nach der Pandemie verdoppelt
Die Pandemie traf die Fitnessbranche hart. Standorte mussten temporär schliessen und büssten deswegen bis zum September 2022 durchschnittlich ein knappes Drittel ihres Umsatzes ein. Laut dem Schweizerischen Fitness- und Gesundheitsverbandes ist dieser Umsatzverlust «existenzgefährdend» gewesen.
Doch die Zeiten der Krise dürften überstanden sein. T-Gym habe seit der Pandemie stetig steigende Mitgliederzahlen verzeichnen können. Seit 2022 sei die Mitgliederzahl des Standorts in Luzern auf das Doppelte angestiegen. Die Umsätze sollten in der gesamten Branche wieder zu steigen beginnen, so Lambert. Bachmann bestätigt, dass dies auch bei Activ Fitness der Fall sei.
Ebenso scheint sich Kieser Training im Aufwind zu befinden. Seit Jahren erfreue man sich einer stabilen Nachfrage. «Wir beobachten nicht zuletzt aufgrund des demografischen Wandels und der zunehmenden Überalterung einen anhaltenden Trend hin zu gesundheitsbewusstem Training», so die Kommunikationsverantwortliche.
In neun Monaten über 34,5 Millionen Franken Umsatz erzielt
Dieser Trend zeigt sich auch in den Umsatzzahlen. Sundman gibt Einblick in die Zahlen von Pure Gym Schweiz: Die Kette habe in den ersten neun Monaten des Jahres 2024 etwas über 34,5 Millionen Franken umsetzen können. Neben Fitnessstudios in den USA, Dänemark, Saudi-Arabien und Grossbritannien betreibt das Unternehmen auch 44 Standorte in der Schweiz – davon zwei im Kanton Zug und einen im Kanton Luzern.
Die Umsätze seien im Vergleich zur selben Periode im Vorjahr um zehn Prozent angestiegen. Bricht man diese herunter, ergibt sich ein durchschnittlicher Monatsumsatz von rund 87’000 Franken pro Pure-Gym-Standort. Genaue finanzielle Auskünfte zu den Standorten in Luzern und Zug möchte das Unternehmen nicht preisgeben.
Auch das Activ Fitness gibt einen beschränkten Einblick in seine Bücher. Durchschnittlich würden am Standort am Luzerner Bundesplatz «weit mehr als 2500 Mitglieder» 1,3-mal pro Woche trainieren, so Bachmann. Stand Dezember 2024 würden etwas über 2500 Personen über ein Abo verfügen, mit dem sie das Fitnesscenter am Bundesplatz nützen können.
Die Zentralschweizer Kundschaft will vor allem Jahresabos
«In unserer Abostruktur machen Jahresmitgliedschaften über 99 Prozent unserer Mitglieder aus», führt der Kommunikationsverantwortliche des Activ Fitness aus. Auch andernorts seien vor allem Jahresabonnements gefragt – beispielsweise im T-Gym. Diese seien mit 75 bis 80 Prozent «klarer Spitzenreiter» unter den verschiedenen Angeboten, erzählt der Inhaber.
Die meisten Fitnesscenter halten sich bezüglich ihrer Unterhaltskosten und Anschaffungspreise für Maschinenparks bedeckt. Activ Fitness verweist beispielsweise auf die verschiedenen Ausgabenposten: Energiekosten, tägliche Reinigung und Gerätewartung. Zudem dürften auch Personalkosten anfallen.
Lambert erzählt, wie viel die Anschaffung der Trainingsgeräte für den T-Gym-Standort Stans gekostet hätte – eine halbe Million Franken. Der Standort umfasst ungefähr 1200 Quadratmeter. Es gebe jedoch grosse Unterschiede in der Qualität der Geräte, die sich auch in den Preisen widerspiegle.
Stromkosten als entscheidender Faktor im Unterhalt
Laut dem T-Gym-Inhaber komme ein kleineres Fitnessstudio mit rund 200’000 bis 300’000 Franken aus bei der Geräteanschaffung. Insbesondere die Unterscheidung zwischen analogen und digitalen Geräten könne ins Gewicht fallen. Lambert setze unter anderem auf digitale Laufbänder. Diese seien auf die Kundschaft anpassbar.
Beispielsweise könne man durch die naturgetreue Landschaft San Franciscos rennen, und das Laufband passe sich den Höhenunterschieden automatisch an. Zudem sollten Fitnesswütige ihre Trainingsdaten abspeichern und ihre persönliche Entwicklung verfolgen können. So entstehe ein Mehrwert zu herkömmlichen Laufbändern.
Im Weiteren seien die Unterhaltskosten stark abhängig von der Wellnessausstattung des Standorts. Hierbei sollten Stromkosten den Löwenanteil des Unterhalts ausmachen, so Lambert. Ein Fitnesscenter mit Wellnessbereich bezahle mindestens doppelt so hohe Unterhaltskosten wie ein Studio ohne Sauna und Co.
«Das Training dient nicht mehr nur dem Muskelaufbau.»
Ein diversifiziertes Angebot ist laut Lambert für ein Fitnesscenter ein wichtiger Weg zu langfristigem Erfolg. Eindimensionale Trainingsangebote dürften in den kommenden Jahren Probleme haben, sich durchzusetzen, prophezeit der T-Gym-Inhaber.
Er führe dies zurück auf einen Wechsel im Kollektivbewusstsein der Schweizer Gesellschaft. «Das Training dient nicht mehr nur dem Muskelaufbau.» Zurzeit begehre die Kundschaft vielmehr einen aktiven Lebensstil. Gesundheit und Prävention würden grossgeschrieben.
ist seit Sommer 2024 als Praktikant für zentralplus tätig. Der gebürtige Luzerner schrieb in seiner Zeit als Geschichtsstudent vorwiegend über Vergangenes in fernen Ländern. Bei zentralplus findet er die zeitliche und geographische Nähe zur Heimat wieder und berichtet am liebsten über lokale Kuriositäten.