Einfachere Zulassung für ausländische Ärzte? Das sagt Zug
Mitte-Kantonsrat Patrick Iten kritisiert die Vorgehensweise der Zuger Regierung in Bezug auf die Zulassung von Ärzten. (Bild: Symbolbild: Adobe Stock)
In Unter- und Oberägeri fehlt es an Hausärzten. Ein betroffener Arzt und ein Politiker aus dieser Region forderten die Regierung deshalb zum Handeln auf. Nun nimmt sie Stellung.
Eine Arztpraxis in Oberägeri wollte eine ausländische Person als Arzt anstellen. Die Person habe über alle notwendigen Qualifikation verfügt – ausser über eine. Um eine Zulassung des Kantons Zug zu erhalten, hätte sie zuerst wieder für drei Jahre als Assistenzarzt in der Schweiz arbeiten müssen (zentralplus berichtete).
Die Person sei daraufhin in einer Praxis in einem Nachbarkanton aufgenommen worden. Denn: In anderen Kantonen gelten zum Teil andere Regeln. Wenn Ärztemangel herrscht, können einige Kantone nämlich von dieser Zulassungsbedingung absehen. Ein Politiker forderte diese Handhabung auch im Kanton Zug.
Zwei Praxisschliessungen in kurzer Zeit
Von einem «Notstand» schreibt der Mitte-Kantonsrat Patrick Iten in seiner Anfrage an die Regierung. Durch den Konkurs einer Hausarztpraxis in Unterägeri und durch eine Praxisschliessung in Menzingen habe sich der Ärztemangel in der Region Berg im Kanton Zug zugespitzt. Viele Patienten in der Region fänden keinen Hausarzt mehr.
Die aktuellsten Zahlen des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums Obsan aus dem Jahr 2022 zeigten bereits eine Unterversorgung in den Gemeinden Unter- und Oberägeri auf. Die Gemeinden gehören zu jenen 20 Prozent der Gemeinden in der Schweiz mit der tiefsten Versorgungsdichte (zentralplus berichtete).
Um dem allgemeinen Hausärztemangel entgegenzuwirken, verabschiedete das nationale Parlament im März 2023 eine Änderung des Krankenversicherungsgesetzes. Kantone können seither bei der Zulassung von Ärzten für gewisse Fachgebiete eine Ausnahme machen. Sie dürfen von der einen Bedingung, dass die Ärztinnen für drei Jahre an einer schweizerischen Weiterbildungsstätte gearbeitet haben müssen, absehen. Soll diese Regelung auch im Kanton Zug gelten?
Kanton fordert nationale Lösung
Von der Zuger Regierung kommt ein klares Nein. Ihr sei es bekannt, dass viele Ärzte es offensichtlich bevorzugen, in den Talgemeinden des Kantons zu arbeiten. Bei dieser Verteilung des ärztlichen Angebots handle es sich um eine «unerwünschten Entwicklung».
Gleichzeitig betont der Regierungsrat, dass der Kanton Zug – insgesamt betrachtet – gut dasteht, was die hausärztliche Versorgung anbelangt. Laut den aktuellen Zahlen des Bundes liegt der Kanton diesbezüglich über dem Schweizer Durchschnitt.
Da also kantonal keine Unterversorgung besteht, sieht die Regierung keine Möglichkeit, von der Zulassungsbedingung abzusehen. Dem Trend, dass es in vielen ländlichen Regionen an Ärztinnen fehlt, könne nur der Bund gegensteuern. Es bräuchte eine Zulassungssteuerung, die von allen Kantonen getragen werde.
Betroffener Hausarzt übt Kritik
Gar nicht einverstanden mit der Reaktion der Regierung ist Emil Schalch. Er ist Zentrumsleiter im Gesundheitspunkt Oberägeri und Notfalldienstleiter der Region Berg. «Aus der Antwort des Regierungsrats geht hervor, dass der Kanton Zug mit hausärztlicher Grundversorgung überversorgt ist», schreibt Schalch auf Anfrage von zentralplus. Diese Haltung könne er anhand seiner «täglichen (und nächtlichen!) hausärztlichen Fronterfahrung» nicht teilen.
«Im Gegensatz zum Regierungsrat glaube ich, dass auch die Menschen in unserer Region Anspruch auf eine adäquate, wohnortnahe Grundversorgung haben», so Schalch. Das Thema Gesundheitsversorgung im Ägerital bleibe weiterhin aktuell.
So sieht es in Luzern aus
Seit Kantone diese Ausnahme bei der Zulassung machen dürfen, macht der Kanton Luzern davon Gebrauch. Das bestätigt der Kantonsarzt Roger Harstall auf Anfrage von zentralplus. Wenn die dreijährige Tätigkeit an einer schweizerischen Weiterbildungsstätte als einzige Voraussetzung nicht erfüllt ist, erhalten Ärzte hier trotzdem eine Zulassung.
Eine Erhebung des Bundes habe ergeben, dass der Versorgungsgrad im Fachgebiet der Allgemeinen inneren Medizin im Kanton Luzern im Vergleich zur Gesamtschweiz unterdurchschnittlich ist. Die Unterversorgung zeige sich vor allem in ländlichen Gebieten – aber auch kantonsweit. Deshalb hat sich der Kanton Luzern dazu entschieden, diese Ausnahmen vorzunehmen, begründet der Kantonsarzt.
Mirjam Reinhard ist im Raum Luzern aufgewachsen und verwurzelt. Sie studierte Gesellschafts- und Kommunikationswissenschaften und analysierte Medienberichte im Rahmen ihrer Bachelorarbeit.